Trips & Travellers

Wer im Gastland die Bevölkerung wegen ihrer ach so pittoresken Tracht fotografieren möchte, fragt vorher bitte, ob er darf. Bild: Alexa

Was Einheimische an Touristen stört

Tourismus ist eine gute Einkommensquelle für Einheimische, aber er nervt zuweilen. Denn Reisende benehmen sich nicht immer angemessen. Fünf Reise-No-Gos.

Nach drei Jahren Pandemie wissen nicht nur Touristen, was ihnen fehlte. Auch die Reisebranche atmet auf in der Hoffnung, die Krise endlich hinter sich zu lassen. Doch kaum geht wieder was, kommen die ersten Klagen, weil sich die Kundschaft schlecht benimmt. Und dies, obwohl Overtourism-Ziele wie Amsterdam, Barcelona oder Venedig die Corona-Zeit genutzt haben, um Konzepte gegen die touristische Überflutung durchzusetzen - wie etwa weniger Airbnb-Angebote, kleinere Reisegruppen oder Verbote für Kreuzfahrtschiffe.

Nur ein Problem lässt sich nicht lösen: Reisenden mehr Respekt und Höflichkeit beizubringen. Was Bewohner am meisten nervt, haben die zwei neuseeländischen Tourismuswissenschaftler Ismail Shaheer und Neil Carr anhand von 2088 Beiträgen zu diesem Thema aus dem bekannten Social-News-Aggregator Reddit analysiert. Dabei geht es um das Sozialverhalten von Touristen, das Einheimische als von der Norm abweichend empfinden. Diese fünf Typen fallen besonders unangenehm auf.

Die Kultur-Ignoranten

Mit am meisten empört es Anlieger, wenn Besucher die kulturellen Normen nicht achten. Wer sich nicht in die Reihe stellt, sondern vordrängelt, mag noch mit abschätzigen Blicken davonkommen. Doch der fehlende Respekt an sakrosankten Stätten wie Kirchen, Tempel, Moscheen und Denkmälern sowie die Missachtung lokaler Sitten ist etwas, was bei der Bevölkerung Emotionen hervorruft. So wird auf Reddit beispielsweise angemerkt, dass Ground Zero unmittelbar nach dem Inferno in New York zum Pilgerort von Touristen wurde, wo man sich fröhlich ablichten liess.

Die Störer

Alles, was Anwohner vom gewohnten Alltag abhält, empfinden sie als störend. Mitunter mindert es sogar ihre Lebensqualität. Wenn also grölende Partygänger nachts durch die Gassen der Altstadt ziehen, dann mögen sie sich amüsieren, aber andere würden vielleicht gerne Ruhe haben.

Genauso verhält es sich mit der Besichtigung von Kirchen. Ratschend und fotografierend die heiligen Hallen abzulaufen, noch dazu während einer Messe, ist einfach respektlos. Aber auch die Sitzbank vor einem fremden Haus ungefragt zu benutzen, gehört sich nicht. Privat ist privat.

Die Fotoknipser

Wer reist, fotografiert viel. Schliesslich möchte er ja das Erlebte festhalten. Doch dabei empfiehlt sich mehr Rücksicht und Feingefühl. Wer im Gastland die Bevölkerung wegen ihrer ach so pittoresken Tracht fotografieren möchte, fragt vorher, ob er darf. Und wenn er meint, das ist nicht nötig, dann muss er sich nur vorstellen, eine wildfremde Person würde ihn und sein Kind ungefragt fotografieren. Würde er das nicht unverschämt finden?

Takt und nicht Übergriffigkeit sind beim Fotografieren gefragt. Manche Religion erlaubt keine Abbilder von Personen, manche Länder sind extrem prüde, und es ist auch nicht angebracht, sich an Gedenkstätten mit heiterer Grimasse zu knipsen.

Die Müllraudis

Wer entsorgt leere Bierdosen oder Tüten zu Hause vor der eigenen Tür? Vermutlich nur wenige. Aber warum macht man es dann anderswo? Nur weil gerade kein Mülleimer in der Nähe ist und die Aussicht, die leere Flasche durch die halbe Stadt bzw. auf der ganzen Wanderung tragen zu müssen, nicht gerade komfortabel ist?

Die Anonymität der Masse erlaubt Menschen ein Benehmen, das Zuhause unmöglich wäre. Auf Reddit regt sich beispielsweise ein Wanderer in Neuseeland auf: «Die Mengen an Müll, die internationale Touristen hinterlassen, ist wahnsinnig. Dabei ist es doch nicht schwer, den eigenen Abfall wieder mitzunehmen.»

Die Sicherheits-Banausen

Es gibt Menschen, die glauben, dass die Welt mit all ihrer Natur und ihren Lebewesen sicher ist. Das geht solange gut, solange diese Personen ihr Heim nicht verlassen. Aber auf Reisen ist diese Annahme naiv. Solche Personen gefährden nicht nur sich, sondern im Notfall auch andere.

Wandern in den Bergen ohne vorher die Wetterlage zu checken, ist ignorant. Jedes Tier zu streicheln, kann mit einem Biss enden. Auch die Suche nach dem besten Hintergrund für das Selfie endet bisweilen tödlich. Dem spanischen Reisesicherheitsportal Fundación iO zufolge kamen 379 Personen von Januar 2008 bis Juli 2021 dabei um, als sie ein Selfie machen wollten.

(THO/SRT)