Von der Reiseexpertin zur Hypnose-Therapeutin

Claudia Nyffeler, Du hast deine Tourismuskarriere beendet und ein neues Projekt begonnen. Was machst du heute?

Ich habe meinen Teilzeitjob bei Appenzellerland Tourismus AR nach 5 Jahren gekündigt, um mich ganz meiner Leidenschaft, der Hypnose-Therapie zu widmen.

Wie kam es dazu, diese Ausbildung in Angriff zu nehmen?

Vor 12 Jahren traf ich zufälligerweise auf Attilio Muccione, wir hatten uns seit der Lehre nicht mehr gesehen. Er erzählte mir, dass er professioneller Hypnose-Therapeut ist und lud mich zu einer Hypnose ein, um mit dem Rauchen aufzuhören und meine Panik vor dem Zahnarzt loszuwerden. Diese Erfahrung faszinierte mich so sehr, dass ich bei ihm das Hypnos-Basis und Vertiefungsseminar besuchte. Danach durfte ich während zwei Jahren bei seinen Behandlungen dabei sein und assistieren. Anschliessend kamen weitere Ausbildung, ein Praxisraum und eine Website. Nachdem ich alle Freunde, Bekannten und Familie hypnotisiert hatte, startete ich im Teilzeitpensum mit Hypnose-Therapie. Seit ein paar Jahren bin ich auch Mitglied des SBVH (Schweizerischer Berufsverband für Hypnosetherapie).

Welche Beschwerden lassen sich mit der Hypnose-Therapie behandeln?

Hypnose ist ein natürlicher Zustand der fokussierten Aufmerksamkeit gegen Innen. Ein Zustand der körperlichen Entspannung und der geistigen Konzentration, in dem das Unbewusste in den Vordergrund rückt. 90 % unseres Verhaltens wird durch unser Unterbewusstsein gesteuert. Mit Hilfe der Hypnose ist es möglich, dem Unterbewusstsein neue Handlungsmöglichkeiten vorzuschlagen. Die Hypnose ist deshalb sehr schnell und effizient bei der Veränderung von Verhalten, Gefühlen, Gedanken und Mustern. Hypnose-Therapie kann Erwachsenen und Kindern helfen bei:

1. Psychischen Symptomen wie Ängste, geringes Selbstbewusstsein, Schlaf- und Essstörungen
2. Suchtprävention wie Raucherentwöhnung, Übergewicht, Alkohol- oder Handysucht
3. Körperliche Beschwerden und Schmerzen

Wie muss ich mir eine einzelne Session vorstellen?

Meine Klienten erhalten im Vorfeld von mir eine Entspannungshypnose zur Vorbereitung sowie Informationen über Hypnose, zudem füllen sie ein Online-Anamnese Formular aus. Am Tag der Hypnose besprechen wir das oder die Themen und definieren Ziele. Dann geht’s los mit ein paar Entspannungsübungen. Danach beginnt die gemeinsame Arbeit rsp. das Suchen und Auflösen der Ursachen mit Hilfe des Unterbewusstseins. Während der Hypnose ist das Unterbewusstsein offen und erlaubt den Zugriff auf Situationen, an die man sich oft nicht mehr erinnern kann. Es kann sogar zurück bis in den Mutterleib gehen. Hier ein einfaches Beispiel. Ein erwachsener Mann hatte immer Angst im Dunkeln. In der Hypnose sah er sich als kleines Kind in einem abgedunkelten Raum. Plötzlich stürzte jemand unerwartet in diesen Raum, was das Kind sehr erschreckte. Man geht dann in der Hypnose nochmal durch die Situation aber dieses Mal weiss das Kind, dass jemand reinkommen und ihm jedoch nichts passieren wird. Es bleibt daher ruhig und spielt gemütlich weiter. Das Unterbewusstsein übernimmt dieses neue Gefühl und die Angst im Dunkeln ist verschwunden.

Du hast schon mit Erfolg Leute mit Flugangst behandelt. Wie muss man sich das vorstellen?

Ja es geht immer darum, die Ursache für das bestehende Problem zu suchen und dann aufzulösen. Jeder Mensch hat andere Erfahrungen gemacht und die Ursachen sind daher stets individuell.

Auf was basiert Flugangst?

Auf einer negativen Erfahrung, welche im Unterbewusstsein abgespeichert ist. Fast immer hat die Flugangst gar nichts zu tun mit einer schlechten Erfahrung im Flugzeug, sondern sie entstand früher, in einer völlig anderen Situation. Und zwar geht es immer um das damals entstandene Gefühl.

Was passiert mit dem Patienten bei der Hypnose-Therapie, dass er die Flugangst überwinden kann?

Der Klient wird von mir an die Situation herangeführt, welche die Ursache für seine Flugangst ist. Zum Beispiel war eine Ursache die Mitfahrt in einem Minibus. Die Klientin fühlte sich im Minibus schwindlig, unsicher, hatte Angst und keine Kontrolle. Jedes Mal, wenn sie danach ein ähnliches Gefühl verspürte, wurde sie getriggert und geriet in Panik. Also gingen wir nochmal durch diese ursprüngliche Situation, jedoch dieses Mal mit dem Wissen, das nichts passieren wird und sie sicher ist. Sie blieb dann völlig ruhig und genoss die Fahrt. Wir «schreiben» sozusagen diese Situation um und die Flugangst ist weg.

Weitere Infos: sommermorgen.ch