Trips & Travellers

Ausblick bei Sonnenaufgang von einem Balkonzimmer des Hotels Parador auf den Pazifik. Bild: isr

Über die Krokodilbrücke an den Pazifik

Isabell Ridder

Travelnews-Redaktorin Isabell Ridder war im Oktober in Costa Rica unterwegs. Dort entdeckte sie Regenwälder, wilde Tiere und exotische Früchte. Ihr Fazit: Jeder sollte einmal im Leben Pura Vida geniessen. Hier kommt der dritte und letzte Teil des Reiseberichts.

Abfahrt in La Fortuna. Gerado gibt Gas. Isaac fragt, ob auch jeder sein Gepäck eingeladen hat. Dabei fällt ihm ein, dass seine Tasche noch an der Rezeption steht. Mit vollständiger Ladung fährt der Bus schliesslich an Maniok- und Kochbananenfeldern vorbei. Auch Palmölplantagen erstrecken sich am Strassenrand. Dass Costa Rica ein grosser Produzent des Öles ist, will dann aber doch nicht so richtig zu dem Image passen, das dem Land vorauseilt: ein Vorreiter beim Thema Umweltschutz zu sein.

Die Flagge von Costa Rica. Bild: isr

Durch die Fenster sehen wir auch wieder die Strassenstände, an denen die Verkäufer Zitronen, Rambutan, Mangos oder Pipas, die Palmfrüchte verkaufen. Wir fahren durch Dörfer, in denen, typisch für Zentralamerika, die Stromleitungen überirdisch am Strassenrand verlaufen. Als wir einen Friedhof passieren, fallen uns die hohen Gräber auf. Die Costa-Ricaner begraben ihre Familienmitglieder übereinander. Bis zu acht Personen passen so in ein Grab. Clever.

Die Krokodilbrücke über dem Río Tárcoles

Ein überklebtes Schild an der Tárcoles-Brücke macht auf die Krokodile aufmerksam. Bild: isr

Heute steht ein besonderer Stopp auf dem Programm. Auf dem Highway 27 in Richtung des Badeortes Jacó und der Hafenstadt Puntarenas kreuzen wir den Río Tárcoles. Der 111 Kilometer lange Fluss entspringt im Westen des Landes und mündet im Golf von Nicoya in den Pazifischen Ozean. Der Río Tárcoles ist berühmt für seine sogenannte «Krokodilbrücke».

Bevor wir diese mit dem Bus überqueren, halten wir an und laufen zu Fuss darauf. Neben dem Carara Nationalpark, der sich über die Provinzen San José und Puntarenas erstreckt, gilt dieser Spot als bester Ort in Costa Rica, um Spitzkrokodile zu beobachten. Die grössten Krokodile des Landes werden zwei bis vier Meter lang. An heissen Tagen soll man von der Brücke aus bis zu 50 Exemplare im Flussbett sehen können. Heute zählen wir nur sechs Stück, doch auch diese kleine Gruppe ist sehr imposant.

Ein Krokodil sonnt sich auf einer Sandbank im Río Tárcoles. Bild: isr

Quepos an der Pazifikküste

Der Yachthafen Marina Pez Vela. Bild: isr

Ankunft an der Pazifikküste. Genauer, in der Hafenstadt Quepos in der Provinz Puntarenas. Die Einwohner sind stolz auf den Yachthafen Marina Pez Vela. Es gibt Restaurants, Clubs, Bars und Geschäfte. Mit dem Auto erreicht man Quepos innerhalb von zweieinhalb Stunden von San José aus.

Die letzten beiden Nächte der Reise verbringen wir im Hotel Parador. Auf dem Weg durch den Innenhof turnen schon wieder die Affen über uns in den Bäumen. Genau das ist das Tolle an Costa Rica – immer und wirklich überall gibt es wilde Tiere zu entdecken. Von dem Balkon meines Zimmers aus blicke ich auf das Meer und die dem Festland vorgelagerten kleinen Inseln. Eine Aussicht zum Träumen. Fast muss ich mich kneifen, um mir zu bestätigen, dass das Paradies vor meinen Augen wirklich echt ist.

Der Nationalpark Manuel Antonio

Die Pazifikküste ist ein idealer Ausgangsort für Whale Watching und bei Surfern beliebt. Wir besuchen ein weiteres Highlight der Gegend: den Nationalpark Manuel Antonio, sieben Kilometer südlich von Quepos. Er misst nur sieben Quadratkilometer, ist aber der meistbesuchte Nationalpark Costa Ricas. Dort entdecken wir wieder viele Affen, Vögel, Waschbären und am Strand einige Leguane.

Auch Krokodile soll es laut den Schildern im Park geben. Aber die haben wohl keine Lust auf Touristen. Wir sehen keine und gehen beruhigt im Meer baden. In das verirren sich die Süsswasserkrokodile eher selten.

Am Abreisetag treffen sich die Frühaufsteherinnen unter uns für einen morgendlichen Ausflug an den Hotelnahen Strand. Noch vor dem Frühstück im Meer zu baden und dann bei 27 Grad in der Sonne zu liegen – das ist Pura Vida, an das wir uns gewöhnen könnten.

Ein Strand im Manuel Antonio Nationalpark. Bild: isr

Das Essen in Costa Rica

Süsser Nachtisch: Brownie mit einer Kugel Eis. Bild: isr

Zurück im Hotel geht es ans Frühstücksbuffet. Das kann sich wie immer sehen lassen: Frische Papaya, Ananas und Wassermelone, Fruchtsäfte, Gallo Pinto – also Reis und Bohnen mit Gewürzen verfeinert -, an der Theke steht ein Koch, der mit den gewünschten Zutaten vor unseren Augen Omelette zubereitet, dazu gibt es costa-ricanischen Kaffee. Welch ein perfekter Start in den Tag.

Essen ist in Costa Rica ohnehin besonders wichtig. Egal, wo wir sind, immer wird reichlich aufgetischt. Salate oder Suppen zur Vorspeise, üppige Hauptmahlzeiten und immer ein Nachtisch. So viel Essen sind wir alle nicht gewohnt. Und auch wenn unsere Mägen bald streiken, fällt es schwer zu verzichten. Gibt es hier doch so viele unbekannte Speisen zu probieren.

Typische Gerichte sind ein Casado, das aus Reis, Bohnen, Fleisch oder Fisch besteht, und Patacones, die frittierten Kochbananen. Zum Nachtisch gibt es immer etwas Süsses. Besonders häufig sind Milchspeisen, wie Milchreis, Flan oder Eis.

Abschied in San José

Nach dem letzten gemeinsamen Frühstück folgt die Rückfahrt nach San José. Ich verabschiede mich von allen, denn ich habe noch eine weitere Woche Zeit, um Costa Rica allein zu entdecken. Auch eine andere Teilnehmerin bleibt noch im Land. Für die restliche Gruppe geht es jetzt zum Flughafen, und mit vielen neuen Eindrücken zurück nach Deutschland.

Unterkunft in Quepos: Hotel Parador

Ein Weissschulter-Kapuzineraffe im Nationalpark Manuel Antonio. Bild: isr

Nachwort: Zurück in der Schweiz: 

Nach dem Fam-Trip verbringe ich noch eine Woche an der Karibikküste, besuche den Nationalpark in Cahuita und die Strände rund um Puerto Viejo und Manzanillo kurz vor der Grenze zu Panama. Von dort folgt eine lange Rückreise im öffentlichen Bus in die Innenstadt von San José, und weiter mit dem Taxi zum Flughafen.

Nach der Ankunft in Zürich schicke ich eine Nachricht an die Whatsapp-Gruppe des Trips. Ich teile den anderen mit, dass jetzt das «Pura vida» auch für mich vorbei sei. Prompt antwortet Isaac aus Costa Rica: «Das «Pura Vida» vergeht nie, das «Pura Vida» bleibt im Herzen derer, die es gespürt haben.»

Ich fühle mich ertappt und muss lächeln. Und dann nehme ich mir ganz fest vor, das gerade erst entdeckte «Pura Vida» in mir zu bewahren. Gracias para todo, Costa Rica. Oder, um es mit den Abschiedsworten von Gerado zu sagen: «Pura Vida, Paz, Amor y Tequila!»*

*Pura Vida, Frieden, Liebe und Tequila

Costa Rica - gut zu wissen

Währung: Colón (CRC), aber man kann auch überall mit US-Dollar bezahlen. Aktuell sind 597.35 CRC = 1 USD (Stand: 29.11.22). Verbreitet ist inzwischen auch das kontaktlose Bezahlen mit Apple Pay beispielsweise in Restaurants. Übernachtet man in kleinen Unterkünften zahlt man bar, mit Colones oder Dollar.

Sprache: Spanisch; in Touristenregionen sprechen die Menschen häufig auch Englisch.

Flüge: Direktflug mit Edelweiss ab Zürich zum Flughafen Juan Santamaria (SJO), Flugdauer zwölf Stunden.

Transport vor Ort: Das Land kann man bequem mit einem Mietwagen bereisen. Doch auch wer kein Auto fahren möchte, kann sich gut fortbewegen.

Für kurze Strecken private Taxis (mit Taxometer oder vorher einen Preis verhandeln) und Uber nutzen.

Für lange Strecken: öffentliche Busse sind sehr zuverlässig (im Bus auf die Wertsachen aufpassen) oder ein teureres privates Shuttle nutzen. Aufgrund der Strassenverhältnisse muss man immer mit Sperrungen oder einer Panne rechnen und sollte einen zeitlichen Puffer einplanen, wenn man zum Beispiel rechtzeitig am Flughafen sein muss. Zwischen der Innenstadt von San José und dem Flughafen kann es zu Stosszeiten zu Stau kommen.

Zeitverschiebung: Zur Schweiz acht Stunden während der Sommerzeit.

Der Manuel Antonio Nationalpark ist auch wegen seiner Strände beliebt. Bild: isr

Trinkwasser: Ausser an der Karibikküste, kann man das Leitungswasser überall trinken. Am besten immer vor Ort nachfragen, um sicher zu sein. In den Lodges in Tortuguero gibt es Wasserspender.

Tipps für die Packliste: In der Regenzeit eine Regenjacke, einen Poncho oder einen Regenschirm mitnehmen. Der Regen kann nicht genau vorausgesagt werden und einen zu jeder Tageszeit überraschen. Meistens regnet es für etwa eine bis drei Stunden. Das Klima ist zu dieser Zeit je nach Ort schwülheiss und feucht. Man freut sich über ausreichend luftige Wechselkleidung. Wenn man selbst etwas wäscht, bekommt man es nur schwer getrocknet. Mücken- und Sonnenschutz sowie den passenden Steckdosenadapter dabeihaben.