Trips & Travellers

Blick auf den Vulkan Arenal von der Laguna Arenal. Bild: isr

Zwischen Vulkan und Regenwald

Isabell Ridder

Travelnews-Redaktorin Isabell Ridder war in Costa Rica unterwegs. Dort entdeckte sie Regenwälder, wilde Tiere und exotische Früchte. Ihr Fazit: Jeder sollte einmal im Leben Pura Vida geniessen. Hier kommt der zweite Teil des Reiseberichts.

Über den Río Tortuguero kehrt unsere Reisegruppe mit dem Boot zurück nach La Pavona, wo uns Gerado abholt. Das nächste Ziel ist Sarapiqui in der Provinz Heredia. Die Busfahrt führt vorbei an Ananasfeldern, Bananenplantagen und einer Büffelherde. «Die sind hier nicht endemisch», sagt Isaac über die Rinder. Man wollte mit ihrer Milch aber in Costa Rica eigenen Mozzarella produzieren. Vielleicht, damit wir uns davon nicht zu viel versprechen, sagt er ernst, «den finde ich aber nicht so lecker wie den Italienischen.»

Gerado stellt für uns lateinamerikanische Musik an. Die beiden Costa-Ricaner können gar nicht anders, als lauthals die schnulzigen Lieder mitzusingen. Dabei versuchen sie sich gegenseitig an Dramaturgie zu überbieten. Wir fühlen uns bestens unterhalten.

Isaac hebt das Dreifinger-Faultier von der heissen Strasse auf und trägt es in die Büsche. Bild: isr

Während der Fahrt entdecke ich ein Tier auf der parallel verlaufenden Fahrbahn, die frisch geteert wurde und daher gesperrt ist. Es ist gross, mit sehr viel Fell. Ein Hund ist es nicht. Mein Kopf versucht zu verstehen, was ich sehe. Dann, im letzten Moment, als wir direkt daran vorbeifahren, ergibt  das Bild vor meinen Augen Sinn.

«Ein Faultier», rufe ich durch den Bus. Gerado tritt auf die Bremse und dreht um. Er hält an und wir steigen aus. Ein Faultier liegt bewegungslos und scheinbar erschöpft mit dem Bauch in der prallen Sonne mitten auf der heissen Asphaltstrasse. Den Weg in die rettenden Büsche scheint es aus eigener Kraft nicht mehr zu schaffen. Ohne Berührungsängste greift Isaac ihm unter die Arme. Wenn ein Faultier überrascht schauen kann, dann sieht uns das Tier jetzt genau so an, als Isaac es an den Strassenrand trägt und auf den Boden setzt. Langsam kriecht es weiter und verschwindet in den Büschen.

In Sarapiqui ist man stolz auf die Ananas

Ein Ananasfeld in Sarapiqui. Bild: isr

In Sarapiqui haben uns die Vertreter des örtlichen Tourismusverbandes zu einem Vortrag eingeladen. Zur Erfrischung gibt es frisch geschnittene Ananas. Wir erfahren, dass die Region ein Hotspot für Vogelbeobachtungen ist. Circa 900, die Hälfte aller in Costa Rica heimischen Arten, ist hier beheimatet. Und die Wirtschaft hat sich in den vergangenen zehn Jahren von der Landwirtschaft weg entwickelt und auf den Tourismus fokussiert. Die Besucher können Plantagen besuchen, auf denen die Farmer Ananas, Yuca, Kakao und Kaffee anbauen.

«Más piña?», ob wir noch mehr Ananas wollen? Sehr gerne. Die Frucht schmeckt hier viel intensiver, als wir es von den Exportfrüchten in Europa gewohnt sind. Ananas ist für die Region Sarapiqui besonders wichtig. Von überall her kommen die Leute, um Touren auf den Plantagen zu machen. Zehn Prozent der Ananas bauen die Farmer biologisch an. Das bedeutet, dass nur noch zwei bestimmte Pestizide erlaubt sind.

Später erzählt Isaac von den Problemen des konventionellen Ananasanbaus. Die Chemie ginge in die Böden und verunreinige so das Wasser in den Flüssen. Bei den Brüllaffen hätte sich deshalb ein Gen verändert, das ihre Rücken gelb färben würde. Welchen Einfluss die Chemikalien auf Menschen haben, sei noch nicht klar.

Tierwelt in Costa Rica

Das Tirimbina Rainforest Center 

Bewegung steht an. Am Tirimbina Rainforest Center empfängt uns Guide William. Er spricht fliessend Englisch und erweckt in uns Erinnerungen. Ob er ahnt, dass er mit den Gummistiefeln, dem entschlossenen Gang und seinem Fernglas aussieht, wie dem Discovery Channel entstiegen? Oder ist er direkt aus dem Fantasy-Abenteuerfilm Jumanji gefallen?

William ist Guide im Tirimbina Rainforest Center. Bild: isr

Egal, Williams Art ist uns sehr sympathisch. Er zeigt uns einen grün-schwarzen Pfeilgiftfrosch. Wenn dieser sich bedroht fühlt und sein Gift verspritzt, könnte er damit ein menschliches Herz zum Stillstand bringen. Also besser Abstand halten. Aufmerksam folgen wir ihm über die Brücken und Trails des Regenwaldes. Wir sind fasziniert von seinen guten Augen, entdeckt er mal eben ein Faultier, dass sehr weit oben in den Bäumen an einem Ast hängt.

Teil des Reservats sind zwei Hängebrücken über den Sarapiquí-Fluss. Eine davon, 262 Meter lang und 22 Meter hoch, ist die längste in Costa Rica. Die andere ist 110 Meter lang und verläuft in 35 Metern Höhe. Doch auch die nicht ganz schwindelfreien Mitglieder unserer Gruppe trauen sich zaghaft über die Brücken.

Im Video erzählt William von seiner Arbeit im Tirimbina Rainforest Center

Auf den Trails des Mistico Parks 

In La Fortuna besuchen wir am folgenden Tag den Mistico Park, der für seine vielen Hängebrücken bekannt ist. Das Reservat umfasst 250 Hektar tropischen Regenwald. Am Eingang haben wir freien Blick auf den Vulkan Arenal. Und noch bevor wir die Tour starten, begegnen wir einem Nasenbären, der auf dem Boden vor unseren Füssen nach etwas Essbarem sucht. Dabei lässt er sich auch nicht von seinen begeisterten, menschlichen Zuschauern aus der Ruhe bringen. Guide Bernardo führt uns schliesslich über die Trails und Brücken durch den Dschungel. Er zeigt uns Schlangen, Frösche und einen Regenbogentukan.

Mit Guide Bernardo im Mistico Park. Bild: isr

Bernardo spricht im Video über den Mistico Park

Mit dem Boot auf dem Arenalsee

Am Mittag machen wir auf dem Arenalsee eine Bootsfahrt. Im Uferbereich schwimmen zwei Kaimane. Die seien harmlos, sagt unser Kapitän, man könnte hier sogar schwimmen. So richtig beruhigt uns diese Aussage aber nicht. Dabei ist der Arenalsee ein beliebter Spot für Wassersportler. Sie kommen zum Kajakfahren, Paddeln und vor allem zum Windsurfen. Hinter dem See türmt sich der Arenal auf, und bietet ihnen eine spektakuläre Kulisse. Der Arenal ist einer der aktivsten Vulkane weltweit und zuletzt am 24. Mai 2010 ausgebrochen.

Alle Teilnehmerinnen des Fam-Trips mit dem Arenal im Rücken: Charlotte Haase, Ilsa Hendrikse, Isabell Ridder (v.h.l.), Nicola Heß, Emely König, Nicole Scholl, Dinah Hoffmann, Jennifer Schuster, Renate Bauer (v.v.l.) Bild: tn

Der Park Arenal 1968 

Nicola Heß beim Mittagessen im Outdoor-Restaurant von Arenal 1968. Bild: isr

Zum Mittagessen kehren wir im Restaurant am Aussichtspunkt des Parks Arenal 1968 ein. Von unseren Tischen aus haben wir freien Blick auf den Vulkan, der heute fast wolkenfrei ist. Im Park befinden sich zwei Wanderwege. Sein Name beruht auf dem Vulkanausbruch im Jahr 1968, bei dem drei Ortschaften zerstört worden sind und mehrere Menschen gestorben waren. Der Lava-Flow-Trail führt die Besucher durch die Lavamassen dieses Ausbruchs.

Justin, der Besitzer von Arenal 1968, ist ein Enddreissiger mit vielen Visionen. Er hat das Land von seiner Familie geerbt. Gerade ist er mit seinem Team dabei, einen zweiten Aussichtspunkt zu bauen. Ausserdem haben sie ein Sumpfgelände erschaffen, mit dem sie Reptilien und Wasservögel anlocken wollen. Die acht dafür künstlich angelegten Seen sollen ein neues Ökosystem begründen. Kleine Hügel sollen den Touristen als Fotospots dienen. 60'000 US-Dollar hat der Costa-Ricaner allein in dieses Projekt investiert.

Justin im Video über Arenal 1968

Wellness in Thermalmineralquellen

Eine Gästegruppe geniesst die Thermalmineralquellen des Hotels Tabacon. Bild: isr

Am Nachmittag besichtigen wir das Hotel Tabacon Thermal Resort & Spa. Anschliessend dürfen wir in den natürlich fliessenden Thermalmineralquellen des Resorts baden. Die verschiedenen Pools sind über einen kleinen Fluss miteinander verbunden. Die Temperaturen betragen zwischen 22 und 40 Grad Celsius. Unsere Freude über die wohltuende Wellnesseinheit ist gross. Zum Abendessen erscheinen alle herrlich entspannt.

Unterkunft in La Fortuna: Montaña de Fuego Resort & Spa

Vorschau: Im dritten und letzten Teil führt die Reise durch Costa Rica in den Ort Quepos an der Pazifikküste und zum Nationalpark Manuel Antonio.