Trips & Travellers
Hochsaison und alles läuft wie am Schnürchen
Gregor WaserSeit anfangs Juli häufen sich die Schlagzeilen um stundenlanges Warten an Flughäfen, verlorene Koffer und ausrastende Passagiere. In der Tat ist in diesen Ferientagen niemandem zu empfehlen, ab London Heathrow oder Amsterdam Schiphol zu fliegen. Auch aus Köln und Düsseldorf gehen Chaos-Meldungen ein. Der Misere liegt Personalmangel zu Grunde.
Wer nun in der Hochsaison die Sommerferien Richtung der beliebtesten Mittelmeerinsel Mallorca gebucht hat, kann im Vorfeld schon ein mulmiges Gefühl kriegen ob der anstehenden Reise. Doch alles easy. Der Abflug am Sonntag, 24. Juli ab Zürich nach Palma erfolgt nur mit geringfügigen Wartezeiten am Check-In 3 und bei der Sicherheitskontrolle. Weil schon drei Stunden vor Abflug am Flughafen erschienen, gilt es erstmal im Airside Center die Zeit totzuschlagen.
Doch nach friedlichen Tagen am Mallorca-Pool (Badeferien-Report, 1. Teil) kommt Nervosität auf. In Deutschland liegt an jenem Mittwoch, 27. Juli der ganze Flugverkehr wegen Streik still. Am Nachbartisch hören wir einen deutschen Gast, der panisch nach Hause telefoniert und erklärt, dass sein Eurowings-Flug anderntags annulliert sei und er keine Ahnung habe, wie er nun nach Hause komme. Und im Transferbus am Sonntag darauf an den Airport von Palma äussern einige Gäste Zweifel, ob wir nicht zu spät am Flughafen ankommen, um in der zu erwartenden Passagierflut den Flug noch rechtzeitig zu kriegen.
Myriaden von Touristen versickern
Dutzende Transferbusse spucken unendlich viele Touristen aus an diesem Hochsaison-Datum. Doch dann treten wir ein einen anderen Film: hinein in den Airport Son Sant Joan. In der Eingangshalle drin versickert die Touristenflut wie von Zauberhand in der riesigen Halle an den unzähligen Check-In-Schaltern.
Total 204 (!) Check-In-Schalter stehen im über die Jahre stetig weiter ausgebauten Flughafen für Flugpassagiere bereit. Obwohl sich nun um die Mittagszeit die Abflüge häufen, sind kaum an einem Schalter längere Warteschlangen auszumachen. Auch wir sind nach wenigen Minuten unsere Gepäckstücke los und im Besitz der Bordkarten, nehmen die Rolltreppe rauf in den ersten Stock, stehen eine Minute später an einem von Dutzenden Sicherheitskontrollen.
Ich habe dummerweise eine Wasserflasche im Handgepäck vergessen. Statt wie in Zürich oder Berlin in solchen Fällen angeherrscht zu werden, nimmt der Sicherheitsbeamte die Flasche in die Hand, geht gemächlich rüber zu einem Gerät, hält die Flasche rein und händigt sie mir dann wieder gelassen aus. Dann baut er sich aber auf vor unserem Kleinen, der ein FC Barcelona-Shirt trägt und der Beamte wedelt mit erhobenem Zeigefinger: «not good». Um den geschockten Jungen dann aber gleich anzulächeln, Betis Sevilla sei sein Fussball-Club. Und schon sind sind wir viel zu früh unterwegs Richtung Gate D92.
So was von vorbereitet
In und vor den total 38 Restaurants ist das Menschenaufkommen gross, hier warten wir einige Minuten, bis wir ein Tischchen kriegen. Doch das Essen lässt sich im Nu an der Theke abholen. Rundum ein verblüffendes Erlebnis, stellen wir fest, in diesem anscheinenden Sommer-Flugchaos ab Palma zu fliegen.
Der Airport Son Sant Joan ist so was von vorbereitet auf den sommerlichen Passagieransturm, dass schon die Frage auftaucht, wie die das wohl machen. Im Gegensatz zu den mallorquinischen Hotels, die enorm unter Personalmangel leiden (mehr dazu morgen), hat Palmas Flughafen die Personalsituation im Griff.
Offensichtlich hat nämlich nur ein kleiner Anteil des Personals während der Pandemie die Branche gewechselt. «In Spanien sind viele Leute in Kurzarbeit gegangen und haben ihren Job behalten», erklärt eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Aena, «wir konnten die Leute einfach anrufen, als das Passagieraufkommen im Frühling stark anwuchs». Heute scheint es nun auch in der Hochsaison in allen Bereichen genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu geben, der Flughafen Palma hat jedenfalls kein Personalproblem und profitiert natürlich von der enormen Grösse und Weitläufigkeit, von der andere Mittelmeer-Airport wie etwa Heraklion auf Kreta nur träumen können.
Auch die letzte Hürde stellt kein Problem dar. 20 Minuten nach der Landung in Zürich nehmen wir am Gepäckband 15 die drei Taschen entgegen, sitzen sogleich im Zug und wenig später zuhause.
Lesen Sie morgen: Badeferien-Report, 3. Teil.