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Baba Shrimps heizen im House of Switzerland in Pyeongchang ein. Das Publikum taut trotz eisigen Temperaturen schnell auf. Bild: Baba Shrimps.

Eine Schweizer Band unterwegs in Südkorea

Linda von Euw

Baba Shrimps lieferten den offiziellen Song zu Olympia 2018 – und reisten gleich selber hin. Auf travelnews.ch erzählen sie von ihren Erlebnissen und nennen ihre persönlichen Tipps und Hotspots.

Alles begann mit «Hurry Hurry». So heisst das Lied der Zürcher Band «Baba Shrimps», das von der SRG zum offiziellen Olympiasong ernannt wurde. Die drei Musiker liessen sich die Gelegenheit nicht entgehen, gleich selber nach Südkorea zu reisen. «Wir hatten zwar konkrete Pläne und viel vor, wussten aber nicht im Detail, wie wir das alles umsetzen sollten», sagt Moritz Vontobel, Schlagzeuger bei Baba Shrimps.

Alles, was sie wussten: Im «House of Switzerland» war Baba Shrimps kurzfristig für drei Konzerte gebucht worden. Das ziemlich spontane Reisevorhaben setzte die Band am 18. Februar in die Tat um. Bei Cathay Pacific ergatterten die drei Musiker, ihr Tontechniker und ihr Kameramann Flugtickets. Die Reise führte via Hongkong nach Seoul. Vom Flughafen aus ging es für die fünf aber erst einmal direkt ins Stadtzentrum der südkoreanischen Hauptstadt. Der Plan: Innert vier Tagen ein Unplugged-Video im Rahmen ihrer Road-to-Rome-Serie zu drehen, bevor es dann weiter nach Pyeongchang ging.

Wie, was und wo genau? Das mussten die Musiker vor Ort herausfinden: «So ein Vorhaben ist eine tolle Art, eine Stadt kennenzulernen», ist Moritz begeistert und erzählt, wie er in der ihm völlig unbekannten City batteriebetriebene Verstärker für die Instrumente finden musste, zwei südkoreanische Filmstudentinnen zu Local-Scouts wurden und die Band mit ihrem Kameramann mitten in der Nacht für Drohnenaufnahmen Seouls Hausberg Namsan erklommen.

Das Filmset für das live Video in Soul. Mitten in den Strassen von Gangnam.

Der Schnellzug ist ein bequemes und günstiges Reisemittel

Ihr Schlafdomizil buchten sie bei Airbnb: «Wir hatten ein tolles Studio mit fünf Betten und Türcode, so konnte jeder kommen und gehen, wie er wollte. Auch die Aussicht auf den Lotte World Tower, mit 555 Metern das höchste Gebäude der Stadt, war der Hammer», schwärmt Moritz. 

Nach einem abenteuerreichen Videodreh mit einheimischen Tanzkünstlern in den Strassen von Gangnam, ging es per Schnellzug weiter: «Die Tickets von Seoul nach Pyeongchang hatte ich bereits in Zürich via Internet reserviert», erzählt Moritz. Was sich als gute Idee herausstellte: Die Schnellzüge sind beliebt, viele waren komplett ausgebucht. Teuer ist die Fahrt nicht: «Wir bezahlten für die etwa 90-minütige Reise 20 Franken pro Kopf. Der Zug war sehr bequem!», sagt der Schlagzeuger.

Luca Burkhalter, Keyboarder bei Baba Shrimps, auf dem Weg in den KTX Zug.

In Pyeongchang waren die Hotels knapp

Nicht ganz einfach gestaltete sich die Suche nach einem Hotel im Skiresort: «Rund um den Austragungsort der Olympiade war die Auswahl an Hotels gering. Weil es die einzige Option auf einen Schlafplatz in der Nähe war, mussten wir via Globetrotter das «Yongpyong Resort Tower Condominium» buchen.» Trotz olympischen Preisen waren die Musiker froh, dass sie bequem zu Fuss zum «House of Switzerland» gelangen konnten.

Dieses wird im Rahmen Olympischer Spiele jeweils vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) organisiert. Neben einem Restaurant finden in einem anderen Raum rauschende Afterpartys statt. Auf der Aussenterrasse gehen die Medaillen-Zeremonien für die Schweizer Olympioniken über die Bühne.

«Wir hatten Glück mit dem Wetter. Es war um die 0 Grad und die Sonne schien», erzählt Moritz. Glück hatten sie auch mit dem Zeitpunkt: Am Wochenende ihres Besuchs räumten die Schweizer Athleten kräftig Medaillen ab. «Die Crew bat uns spontan, neben den geplanten Konzerten auch zu den jeweiligen Medaillenzeremonien unseren Song «Hurry Hurry» live zu spielen, was wir gerne machten», sagt Moritz.

Wendy Holdener besuchte nach dem Sieg im Teamevent das Konzert im House Of Switzerland.

Wenig Olympia-Touristen, dafür Wendy Holdener im Publikum

Besonders gern erinnert er sich an ein Konzert: «Wir entdeckten Wendy Holdener kurz nachdem sie mit dem Team Gold geholt hatte im Publikum!» Die Stimmung im House of Switzerland sei aber durchs Band ausgezeichnet gewesen: «Die meisten Partygäste waren hier anzutreffen, bei so viel Edelmetall steppte der Bär im House Of Switzerland», erinnert sich Moritz.

Olympia-Touristen habe es in Pyeongchang laut Einschätzungen der Anwesenden zwar nicht sehr viele gehabt, dafür seien umso mehr Einheimische vor Ort gewesen. «Die Interaktion mit den Südkoreanern war toll. Auch wenn die meisten kein Englisch sprachen, konnten sie eindeutig ausdrücken, dass sie unsere Musik mögen.»

Am Ende hatten die drei Schweizer sechs Auftritte innert zwei Tagen gespielt, zahlreiche Interviews gegeben und wenig geschlafen. Zum Abschluss ihres Pyeongchang-Aufenthalts durften sie zur «Closing-Zeremonie» ins Stadion. Nicht um ein Konzert zu spielen, sondern als Zuschauer: «Das war toll und so eine solche Chance hat man nicht alle Tage!», sagt Moritz.

Am frühen Sonntag Morgen nach der grossen Party. Augenringe entfernen für Interview im Sportstudio vom SRF.

«Die Südkoreaner sind super hilfsbereit, sie lieben Musik und gutes Essen»

Mitten in der Nacht ging es für Baba Shrimps auf eigene Faust mit zwei Taxis weiter nach Gangneung an die Westküste. Die Künstlerresidenz «Haslla Art World Hotel» lud die Band für zwei Nächte ein. «Das Hotel ist gleichzeitig ein Museum mit einem grossen Skulpturenpark. Es gibt so viel zu sehen - uns hat es super gefallen!», erzählt Moritz. «Ausserdem haben wir an diesem magischen Ort ein weiteres Video für unsere Unplugged-Reihe gedreht, man darf gespannt sein

Nach 10 Tagen Südkorea ging es für die Schweizer schliesslich wieder zurück an den Flughafen Seoul: Sie entschieden sich nochmals für den Schnellzug, der sie innert 2 ½ Stunden zum gewünschten Ziel brachte. Das Fazit des Schlagzeugers: «Die Südkoreaner sind super hilfsbereit, sie lieben Musik und gutes Essen. Wir hatten eine tolle Zeit, viele neue Freunde gewonnen und die dortige Küche ist sehr zu empfehlen. Ich würde sofort wieder hin, wer weiss, ob uns unsere Road To Rome noch einmal nach Asien abzweigen lässt?!»

Die letzten Vorbereitungen für die anschliessenden Aussenaufnahmen für ein Akustik-Vdeo an der Westküste von Südkorea.

Baba Shrimps Tipps

Flug:

  • Cathay Pacific, preiswert, komfortabel, guter Service - grössere Musikinstrumente müssen im Aufgabegepäck mitreisen.

Fortbewegungsmittel:

  • KTX (Korea Train Express): Am besten schon im Voraus online buchen. Die Züge sind sehr bequem und gelten als sicheres Fortbewegungsmittel.
  • Subway in Seoul: Sehr zuverlässig und einfach zu benutzen. Mit der Prepaid Karte zahlt man für eine kurze Strecke nur 1-2 Franken.
  • Taxi: Sehr praktisch in Seoul. Beim Taxifahren hilft es, die Zieladresse auf Koreanisch bereitzuhalten. Die wenigsten Fahrer sprechen Englisch. Es lohnen sich auch kurze Fahrten, weil der Grundpreis niedrig ist. Teuer wird es erst bei enorm grossen Distanzen. Da ist die Subway ökonomischer.

Karten:

  • Google Maps ist schlecht in Korea - es lohnt sich wie die Locals mit Naver Map oder Kakao Map zu arbeiten!

Übernachten: 

  • Airbnb, tolle Unterkünfte zu super Preisen in Seoul!
  • Yongpyong Resort Tower Condominium, Pyeongchang: Während der Olympiade nicht ganz günstig, aber ansonsten empfehlenswert.
  • Haslla Art World Museum Hotel, Gangneung: Spezielle Location, luxuriöse und einzigartig eingerichtete Zimmer mit Blick aufs Meer und viel zu entdecken im Museum. Ein fantastischer Ort!

Essen: 

  • Sigol Yachae Doenjang/Seoul: Traditionelle Koeranische Küche, superlecker!
Achtung scharf! Die Koreanische Küche hat Moritz überzeugt, auch wenn er sich wieder auch ein bisschen auf die nächste Röschti mit Bratwurst freute.

Moritz liebste Gerichte und Erfahrungen mit der einheimischen Küche:

  • Samgyeopsal/Tischgrill: Schweinebauchstreifen, die man zusammen mit Gemüse in Salatblätter einwickelt.
  • Koreanische Pizza (eine Art Omelett).
  • Kimchi: Diverse Gemüse durch Milchsäuregärung zubereitet. Einige Gerichte waren ganz schön scharf gewürzt!
  • Soju (Reisschnapps) ist das Lokalgetränk.
  • Zum Essen trinkt man oft Wasser oder Tee, wenn Alkohol getrunken wird, shotten die Koreaner gerne Soju oder mischen ihn ins Bier.
  • Die Auswahl an lokalen Bieren ist eher klein aber gut, es gibt auch überall Importbiere.

Nicht verpassen:

  • Ein Spaziergang auf Seouls 265 Meter hohen Hausberg Namsan: Der Aufstieg dauert je nach Seite etwa eine Stunde, tagsüber fährt eine Seilbahn. Oben angekommen, kann man sich im 24-Stunden-Shop stärken, auf dem Gipfel den 236 Meter hohen Fernsehturm besichtigen oder einfach die Aussicht auf die Stadt geniessen.