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In seinem Element: Hans-Peter Lehmann als Tourguide auf dem Vorfeld des Flughafens Zürich. Bild: HO

Was macht eigentlich Hans-Peter Lehmann?

Gregor Waser

Man nannte ihn «Mr. Spezialreisen». 25 Jahre lang arbeitete er bei Imholz Reisen und ist heute noch regelmässig am Flughafen Zürich anzutreffen.

Von der Bildfläche verschwunden ist er nicht. Wer den Flughafen Zürich regelmässig nutzt, dürfte ihm dann und wann mal begegnen. Hans-Peter Lehmann (67) arbeitet in einem Teilzeitpensum am Flughafen als Tourguide. So traf ihn travelnews.ch vor einigen Tagen morgens um 6.30 Uhr an, als er eine Gruppe Journalisten zur Erstlandung eines asiatischen Carriers zum Dock E hinausführte – und wir wollten wissen, wie es ihm geht, was er am Flughafen macht und wie er auf seine beruflich Karriere zurückblickt.

Der Flughafen habe es ihm schon immer angetan. Schon zu Schulzeiten sei er Ende der 50er-Jahre zum Flughafen raus, als die Autos noch auf einer Wiese parkiert wurden, und er habe für ein Trinkgeld Autos eingewiesen. Ende der 60er-Jahre hat er eine KV-Lehre bei Welti-Furrer absolviert, lernte Edi Dietrich kennen und der Vize bei Imholz Reisen holte ihn 1973 in die Firma. Dort blieb er 25 Jahre.

«Hans Imholz hat mir das Handwerk beigebracht – Marketing, Verkauf, Hard-Selling. Bald rückte ich in die erweiterte Geschäftsleitung auf und erhielt die Prokura und später den Vize», erzählt Lehmann. «Ich war viel unterwegs, organisierte Leser-, Studien-, Verbands-, Inserate- und Parteireisen nach Mass in alle Welt. Ich betreute Grosskunden, das war ein lukratives Geschäft.» Mittlerweile wurde Lehmann in der Branche «Mr. Spezialreisen» genannt. In den 90er-Jahren war er dann federführend bei der Realisation von den neuen Imholz-Städteflügen nach Übersee. Für weniger als 1000 Franken gings für eine Woche nach Peking, Kapstadt oder Rio de Janeiro. Auch die Weihnachtsshopping-Flüge nach New York und Chicago seien sehr erfolgreich gewesen.

Mit 4000 Gästen nach Peking

Das Highlight seiner beruflichen Karriere erlebte Hans-Peter Lehmann rund um den 16. Oktober 1999. Die 113. Folge des Musikantenstadl wurde in der Verbotenen Stadt in Peking ausgetragen. Mit über 4000 Gästen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Auftrag von DER (D) und Ruefa (A) wurde Lehmann mit der Logistik dieses Grossanlasses mit über 100 Rundreisen durch China beauftragt. «Wir hatten in Peking 158 Busse im Einsatz», kann er die Zahl heute selber kaum fassen. Der SonntagsBlick habe damals von einer «Schaukel-Invasion mit Karl Moik in Peking» geschrieben. Und die SonntagsZeitung meinte: «Peking-Enten nehmt euch in acht, 4000 Fans reisen zum Musikanten Stadl nach China.»

Weitere berufliche Stationen führten ihn kurz zu Vögele International nach Deutschland und drei Jahre zu Hotelplan. Nach dem 11.9.2001 sei aber vieles schwieriger geworden, die Nachfrage nach Spezialreisen brach teilweise ein, blickt er zurück. Im März 2002 seien die Organisation des letzten grossen MD-11 Swissair-Sonderfluges nach Kapstadt oder später die Einführung des Zarengold Transsib-Sonderzuges von Lernidee Erlebnisreisen im Schweizer Markt weitere Highlights gewesen, erinnert er sich.

Auch heute verfolge er die Reisebranche, kenne aber nur noch die wenigsten Leute, wenn er die Branchenmedien anschaue. Aus dem Skal sei er ausgetreten. Bei Führungen oder auf Kreuzfahrten-Schiffen sehe er ab und zu wieder mal ein bekanntes Gesicht.

Durch Docks und übers Vorfeld

Heute ist Hans-Peter Lehmann einer von 40 Tourguides am Flughafen Zürich. Er führt Gruppen kreuz und quer durch die Docks und übers Vorfeld zu den Fliegern, in den Funkturm, in die Gepäcksortieranlage oder kommentiert die beliebten Flughafen-Rundfahrten. Die Höhepunkte seien die Ankünfte und Abflüge der A380 von Singapore Airlines und Emirates oder seit Kurzem die Besichtigungen der neuen Triple-7 und Bombardiers C100 der Swiss, die Dreamliners oder aktuell der A350 von Qatar Airways. Er lese viel über Airlines und wisse gut Bescheid und vor allem mache ihm der Hobby-Job grossen Spass. Seine Kollegen seien ehemalige Piloten, Flight Attendants, Frachtmitarbeiter, Flughafen Polizei-, oder Skyguide- und Airport-Steering-Kader.

Neu führe er mit Stiefeln und Helmen auch Gruppen durch die Baustelle von «The Circle», das sei sehr interessant. Derzeit stünden 9 Kräne auf der Baustelle, in einem Jahr werden es 18 sein. Total werden für den Circle 23'000 Tonnen Stahl verbaut, dies sei dreimal mehr als für den Eiffelturm, weiss Lehmann. In einem zweitätigen Kurs zur Vorbereitung der Führungen habe er sich viel Detailwissen über dieses grosse Ereignis am Flughafen, der in drei Jahren 6500 neue Arbeitsplätze bieten werde, angeeignet.

Einen weiteren Job hat er bei Cruisetour. Lehmann ist bei zwei, drei Kreuzfahrten im Jahr mit dabei als Guide, etwa bei Überstellfahrten von Dubai nach Shanghai, im Fernen Osten allgemein oder aktuell wieder durch den Panamakanal.

«Ich geniesse meine Pension, die gute Gesundheit und das Zusammenleben mit meiner lieben Frau Irenka», sagt Lehmann. Sie seien oft unterwegs. Städtereisen unternehmen sie, neulich nach Cork mit dem neuen Swissflug, nächste Woche nach Wien, im August nach Brüssel.

Die grossen Ferien verbringen sie auf den Seabourn-Kreuzfahrtenschiffen, wo sie in den letzten 10 Jahren gemeinsam in allen Weltmeeren kreuzten. Ein Höhepunkt folgt im nächsten Winter. «Wir werden Neuseeland bereisen mit dem Flugzeug – Camper sind nicht mein Ding». Dann werden die Lehmanns von Auckland aus mit der Seabourn Encore in der Südsee kreuzen, mit Stopps in Fiji, Vanuatu, Neukaledonien und Australien. Er freue sich sehr auf diese Reise. «Auch wenn ich in den letzten vier Jahrzehnten über 200 Länder bereiste, ist Reisen noch heute meine grosse Leidenschaft», meint er.