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Was macht eigentlich Hans Peter Danuser?
Klaus OegerliVon 1978 bis 2008 war Hans Peter Danuser Kurdirektor von St. Moritz und schweizweit sowie über die Grenzen hinaus ein bekannter Touristiker. Unter anderem liess er bereits 1985 den Ortsnamen «St. Moritz» als Marke registrieren und schützen, was ihn auf den Titel des «Wall Street Journal» brachte. Vor zehn Jahren sorgte er für Schlagzeilen, als er mit 67 Jahren nochmals Vater wurde. Travelnews hat ihn nach seinem heutigen Leben befragt.
Herr Danuser von Platen, welche Projekte oder Tätigkeiten beschäftigen Sie aktuell? Bleiben Sie dem Tourismus verbunden?
Hans Peter Danuser von Platen: Neben meiner Familie habe ich nur noch drei Engagements, die mir viel Freude bereiten. Zum einen sind es die bevorstehenden Jubiläen der UNESCO-Weltdokumentenerben Johanna Spyri/Heidi 2027 und 2030 unter Einbezug von Slow Travel. Dann ist es die E-Bike Grand Tour of Switzerland/«Herzroute». Und mein drittes Projekt ist Alphornen.
Sie sind im fortgeschrittenen Alter von 67 nochmals Vater geworden. Was macht der Nachwuchs?
Mein jüngster Sohn von dreien ist gerade 10 geworden und geht in die 5. Klasse der Elementare in Colico am oberen Comersee. Dort spricht er Italienisch, mit meiner Frau Amelie Hochdeutsch, und mit mir Schweizer Dialekt. In der Schule lernt er seit dem Kindergarten Englisch. Ich pendle zwischen «unserer» Halbinsel Piona und dem Engadin, das sind 75 Minuten.
Was war Ihr persönliches Highlight während Ihrer Zeit als Kurdirektor in St. Moritz?
Ich möchte drei Highlights aus 30 Jahren hervorheben. Das war der Relaunch des Glacier-Express 1982 gegen alle Widerstände. Dann die Umpositionierung von «Heidiland» St. Moritz (Sommer) zu «Top of the World» (Winter und Sommer) 1985. Und die Innovation «Snow Polo» auf dem gefrorenen See 1985.
«St. Moritz und das Engadin sind ein alpines Power-House geworden.»
Die Marke St. Moritz ist weltweit bekannt. Was ist Ihrer Meinung nach das Geheimnis dieses Erfolgs, und wie haben Sie dazu beigetragen?
Die Lage und die Landschaft des Engadins mit gut 90 Seen auf 1800 Metern über Meer sind die Basis für den Erfolg. Eine konsequente Markenstrategie seit 1930, die den Schriftzug und das Sonnensymbol beinhaltet, hat ebenfalls dazu beigetragen. Mein persönlicher Beitrag war die weltweit erste Registrierung eines Ortsnamens als Marke 1985. Zum Erfolg hat auch die stringente Kontinuität der Markenpflege beigetragen, ebenso wie die Tatsache, dass es in 80 Jahren nur drei Kurdirektoren (1929–2008) gab.
Wie hat sich der Tourismus in den Alpen und speziell in St. Moritz seit Ihrer Amtszeit verändert? Gibt es Entwicklungen, die Sie besonders begrüssen oder kritisch sehen? Wie zum Beispiel die Kapazitätsengpässe bei Glacier- und Bernina Express?
Der Tourismus ist viel professioneller, transparenter und sicherer geworden. St. Moritz und das Engadin sind in Sachen Qualität und Wertschöpfung zu einem alpinen 'Power-House' geworden – mit zehn Hotels der Spitzenklasse, Rekordwerten an Michelin-Sternen und G/M-Punkten, Weltmeisterpisten, Flughafen und weiteren Infrastrukturen. St. Moritz ist olympisch und gleichzeitig Teil eines UNESCO-Welterbes... Dank seines Raums, der vielen Berge, Wälder und Seen hält das Tal diese Entwicklung und Bewirtschaftung überhaupt aus, ohne optisch und organisch Schaden zu nehmen. Die Belastungsgrenze ist aber sicher erreicht. Hohe Sorgfalt und Mass sind angesagt.

Welche Rolle spielen Tradition und Innovation im Tourismus, und wie haben Sie versucht, beide Aspekte während Ihrer Zeit in St. Moritz zu verbinden?
Tradition ist in einer touristischen Pionierregion mit vielen «'Firsts» wichtig und wird in über 100 Clubs und zahlreichen Events mit «Brio» zelebriert, was viel zu starkem Ambiente und Gästebindung beiträgt. Permanente und substantielle Innovationen gehören gerade in St. Moritz zur DNA, um auch weiterhin vorn zu bleiben.
Wenn Sie die Chance hätten, noch einmal für einen Tag Kurdirektor von St. Moritz zu sein, welches Projekt würden Sie als erstes anstossen?
Ein Netzwerk autofreier Velorouten für kultivierte «Genussradler», basierend auf unserem gut ausgebauten ÖV. Beispielsweise eine E-Bike Grand Tour von St. Moritz nach Venedig.
Welchen Ratschlag würden Sie heutigen Tourismusdirektoren geben, um eine Destination langfristig erfolgreich zu positionieren?
Die besten Persönlichkeiten der regionalen Leistungsträger und Politik um sich scharen, committen und mit ihnen zusammen ambitiöse Ziele zu packen. Feu sacré und Spass gehören dazu, ebenfalls die kapitale Grundüberzeugung: La vita e bella!