Trips & People
Stadt, Land, Insel – «Together we care»
Sabine Denzel«Die Zahlen sind erfreulich». So begann Harald Henning, Leiter der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) in Zürich, seine Ansprache im Rahmen eines Anlasses in der gemütlichen Fischerstube am Zürichsee. Bis Juni konnte Deutschland demnach bereits 2,2 Millionen Gäste verzeichnen; erwartet werden für 2022 rund 4,5 Millionen Gäste. Das kommt natürlich nicht an das Rekordjahr 2019 mit 7,1 Millionen Gästen hin, doch man sei auf einem guten Weg.
Henning sprach weiter über spezifische Trends - einer, der auch in Deutschland zu erkennen ist, ist die Lust auf aussergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten. Tiny Houses, Übernachtungen auf Hausbooten, Baumhäuser wie auch Pfahlbauten sind in Deutschland längst buchbar. Ganz neu und innovativ - aber wohl eher nur für die Sommermonate geeignet – sind die «Portaledges», hängende Zelte in Bäumen sowie Schlafstrandkörbe.
Doch der Fokus des Abends lag auf dem Nachhaltigkeits-Engagement im Tourismus, was in Deutschland gross geschrieben ist. Neben Zertifikaten für nachhaltige Unterkünfte sowie Zertifizierungen für Gastrobetriebe wird auch auf Naturerlebnisse in geschützten nationalen Naturlandschaften gesetzt. Ein wichtiger Punkt ist natürlich die klimafreundliche Mobilität. Dem trägt die Bahn Sorge, welche die Bahnverbindungen zwischen der Schweiz und Deutschland ausbaut. Seit April gibt es täglich sechs Direktverbindungen nach München und seit Juni einen Nachtzug nach Berlin mit neuem Liegewagen (Travelnews berichtete über die neue Bahn-Kampagne von DZT und SBB). Der Nachtzug ist ein Trend, so dass hier auch zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung gestellt werden, was auch dringend nötig ist, war es offenbar für die aus dem Norden anreisenden Teilnehmer in letzter Zeit nicht ganz einfach, einen Platz nach Zürich zu erhalten. Es gibt ab Dezember zusätzliche Kapazitäten im Nachtzug nach Hamburg und Berlin sowie neue Destinationen mit Leipzig, Dresden und Bremen, die mit dem Nachtzug angefahren werden.
Verschiedene weitere Kampagnen wurden in diesem Jahr von der DZT lanciert, unter anderem die Social Media Kampagne «Germany off the beaten track» (Travelnews berichtete), bei welcher Influencer aus der Schweiz, Italien, Spanien und Frankreich über den ländlichen, nicht so bekannten Raum berichtet haben. In diesem Jahr standen die Flüsse Ems und Main im Mittelpunkt.
Einen kleinen Ausblick gab Harald Hennings ebenfalls noch – am 21.11. darf man sich auf den Jahresabschlussevent der DZT freuen, in diesem Jahr mit dem Partner Nordrhein-Westfalen. 2023 wird die DZT übrigens auch wieder vom 7.-9. Juli mit einem Stand und einem mehrtägigen B2C-Event mit Partnern am «Züri Fäscht» vertreten sein.
Berlin - so bekannt und doch unbekannt
Berlin – nahezu jeder war schon einmal dort und doch gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Für Berlin Tourismus mit von der Partie war Catarina Erceg, die ein paar spezielle Goodies im Gepäck hatte. Portaledges finde man in Berlin (noch) nicht, doch gibt es als besondere Übernachtungsmöglichkeiten die «Space Night Capsule» oder den Hüttenpalast, ein Wohnwagenhotel, in dem man in liebevoll gestalteten Wohnwagen oder in Hütten übernachten kann.
Berlin hat natürlich einen neuen Flughäfen, doch sind die beiden «alten» Flughäfen noch lange nicht ausrangiert. In Berlin-Tegel wird die «Urban Tech Republic» entstehen. So wird dieses Projekt erklärt: «Statt Flugzeugen sollen künftig am ehemaligen Berliner West-Flughafen Tegel TXL Ideen und Innovationen durchstarten. Als ‹Urban Tech Republic – Berlin TXL› wird das Gelände Modellprojekt und Anziehungspunkt für Smart City Konzepte und ein Berlin der Zukunft.» Der Flughafen Tempelhof wird derweil von den Berlinern bereits eifrig genutzt – etwa die Landebahnen zum Radfahren und entspannen. Demnächst wird auch das Dach mit einer Aussichtsplattform eröffnet.
Ein weiteres grosses Thema in Berlin ist «Urban Gardening». Sogar auf Friedhofsflächen, die sonst brach gelegen wären, sind kleine Gärten wie beispielsweise der Prinzessinen-Garten entstanden. Natürlich geht Nachhaltigkeit auch in der Gastronomie. So überrascht es nicht, dass mittlerweile bereits 5 der 31 Michelin Sterne in Berlin sogenannte «grüne Sterne» sind. Wer nicht sicher ist, wohin er abends in Berlin gehen kann hilft die App «Go Local» weiter.
Viel Spannendes und etwas Trauer bei Brandenburg
Ein bekanntes Gesicht war für Tourismus-Marketing Brandenburg (TMB) mit dabei – Martin Fennemann ist in der Schweiz seit Jahren «Mr. Brandenburg». Natürlich hatte er wieder viel Spannendes zum touristischen Angebot im Bundesland zu erzählen.
Brandenburg besticht etwa durch mehrere UNESCO Biosphären-Reservate wie beispielsweise das Reservat Flusslandschaft Elbe. 70 Kilometer der Elbe fliessen durch Brandenburg - ein ideales Gebiet um Rad zu fahren oder zu wandern. In dieser Region liegt auch das Ahead Burghotel Leuzen, ein komplett vegan geführtes Hotel, das sogar über das grösste vegane Restaurant Deutschlands verfügt. Ein weiteres durchaus bekanntes Reservat ist der Spreewald, den man wunderbar auf dem Wasser erkunden kann. Wussten Sie, dass es im Spreewald eine kleine Whisky-Manufaktur gibt? Mehrere von deren Whiskys sind inzwischen prämiert.
Architekturfans sollten derweil die Uckermark besuchen. Immer mehr alte Gebäude werden saniert und restauriert und bieten unter dem Begriff «Urlaubsarchitektur» fantastische Ferienunterkünfte. Bereits bei seiner Begrüssung wies Harald Henning auf die Hausboote hin, die eine besondere Übernachtung in Deutschland bieten. Martin Fennemann konnte hier aus eigener Erfahrung davon berichten, er verbrachte kürzlich ein Wochenende auf einem Hausboot. Das Schöne: Die Boote können ohne Boots-Führerschein gefahren werden.
Zum Abschluss gab es dann eine traurige Botschaft: Leider war dies die Abschiedstour von Martin Fennemann – er wird die TMB verlassen und sich selbstständig machen.
Zuletzt stellte sich auch die Nordseeinsel Sylt vor, vertreten von Jutta Vielberg. Sylt, eine des bekanntesten deutschen Inseln, ist zugleich auch die grösste deutsche Nordseeinsel, die durch den Hindenburgdamm mit dem Festland verbunden ist. Beeindruckend sind die Besucherzahlen: Den 20'000 Einwohnern stehen jährlich knapp 770'000 Gäste gegenüber. Wussten Sie schon, dass die höchste Erhebung Sylts die Uwe-Düne mit 52 Metern Höhe ist? Und dass Sylt sogar zwei Weinanbaugebiete hat, mit knapp 4200 Rebstöcken? Hier stehen zudem 12'000 Strandkörbe - das sind aber keine Schlafstrandkörbe, wie Jutta Vielberg in Anspielung auf die speziellen Übernachtungsmöglichkeiten präzisierte.
Die Grüne Welle hat natürlich auch Sylt erreicht. «Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun» - unter diesem Motto haben sich zahlreiche Initiativen und Vereine auf Sylt der Nachhaltigkeit verschrieben. Bye Bye Plastik beispielsweise versucht, der Plastikschwemme Herr zu werden, die Klare Kante setzt sich wie auch die Coastals Cleanups dafür ein, dass Sylt sauber bleibt. Es gibt ein Klimaschutzkonzept sowie eine Naturschutzbotschafterin, die im Auftrag der Vereine und Initiativen die Aktivitäten regelt und organisiert. Auch in der Gastronomie und in der Beherbergung wird verstärkt auf Nachhaltigkeit gesetzt. Sylt hat dafür eine eigene nachhaltige Dachmarke geschaffen, das Nachhaltigkeitssiegel «Lebenswert», das künftig touristische Betriebe, aber auch nachhaltig erzeugte Produkte und Dienstleistungen kennzeichnen wird.
Nach all diesen spannenden Informationen klang der Abend bei anregenden Gesprächen mit Blick über den Zürichsee aus.