Trips & People

Vor der Pandemie pendelten Thomas Schwegler (47) und seine Frau Gisella Iriarte (36) ständig zwischen Peru und der Schweiz. Bilder: HO

Lateinamerika hat sein Leben verändert

Dominik Buholzer

Thomas Schwegler war in Ecuador als Lehrer und in Bolivien als Entwicklungshelfer tätig. In Peru lernte er seine Frau kennen und entschloss sich, in den Kaffeehandel einzusteigen. Seither ist sein Leben erst richtig turbulent – mit vielen Reisen.

Als Kaffeehändler muss man nicht nur gerne handeln, sondern auch robust sein. «Es ist alles andere als einfach, sich in diesem Business gegen die Grossen durchzusetzen», sagt Thomas Schwegler. Als Kaffeehändler mit einer eigenen Farm in Lateinamerika muss man zudem gerne reisen. Vor der Pandemie pendelten Thomas Schwegler (47) und seine Frau Gisella Iriarte (36) ständig zwischen Peru und der Schweiz. «Meine Frau führte in Peru die Farm, ich baute in der Schweiz das Verkaufsgeschäft auf. Ich flog regelmässig zu ihr, um sie zu unterstützen. Sie kam immer wieder für einige Monate in die Schweiz, um mir unter die Arme zu greifen», sagt Thomas Schwegler. Es war nicht die einfachste Beziehungsform, die die beiden wählten. Doch für Thomas Schwegler und Gisella Iriarte passte sie. Sie lieben den regelmässigen Tapetenwechsel.

Und dann kam Corona. Reisen war im gewohnten Rahmen nicht mehr möglich. Thomas Schwegler sah seine Frau über ein Jahr lang nicht mehr. Sie war in Peru auf der Farm und konnte nicht ausreisen. Er war in der Schweiz und erlitt das gleiche Schicksal. «Irgendwann hörst du auf, die Tage zu zählen. Du hoffst nur noch, dass es schnell zu Ende ist», sagt Thomas Schwegler. An Weihnachten 2021 hatte das Warten ein Ende. Irgendwie passt diese Episode zu Thomas Schweglers Biografie.

Lehrjahre in Ecuador

Der Zürcher studierte in Winterthur Betriebswirtschaft. Schon während des Studiums war für ihn klar: Er würde im Gegensatz zu seinen Studienkolleginnen und -kollegen nie Karriere bei einer Bank oder Versicherung machen. Dies war nicht sein Ding. Dies war nicht seine Welt. Thomas Schwegler zog es stattdessen in die Ferne, nach Lateinamerika. «Ich begann mich schon während des Studiums stark für die Region zu interessieren», sagt er. Sein Antrieb: Die Kluft zwischen Arm und Reich. «Irgendwie hat mich das Thema Gerechtigkeit schon immer rumgetrieben», meint er.

Nach dem Studium ging es nach Ecuador. Dort unterrichtete er in einer kleinen Küstenstadt Englisch und Marketing. Nebenbei baute er ein lokales Hilfs- und Spendenprojekte auf. Thomas Schwegler hat dabei viel gelernt. «Gerade weil es eigentlich oft nicht so lief, wie ich mir dies vorstellt hatte», wie er sagt.

Mit 30 erstmals Kaffee getrunken

Als suchte er definitiv eine Bestätigung, dass ein Bürojob nichts für ihn ist, kehrte Schwegler 2002 in die Schweiz zurück und arbeitete als Key Account-Manager für Konzerne. Drei Jahre lang hielt er aus, bis er sich wieder Richtung Lateinamerika verabschiedete. Dieses Mal ging es nach Bolivien. Er war dort im Auftrag einer Nichtregierungsorganisation für eine Kooperative zuständig, die Kaffee produzierte, – und trank mit 30 Jahren seinen ersten Kaffee.

Der Funke hat zwar spät gezündet, aber ein heftiges Feuer bei Thomas Schwegler entfacht. Kurze Zeit machte er sich selbständig und stieg in den Rohkaffeehandel ein. Als er 2008 in Peru Gisella kennenlernte, entstand die Idee, eine eigene Kaffee-Farm zu betreiben. Für diesen Schritt brauchte es nicht nur Mut, sondern auch in wenig Naivität, wie er rückblickend meint: «Wenn wir gewusst hätten, was alles auf uns zukommt, hätten wir die Finger davon gelassen», sagt Thomas Schwegler lachend.

Kompostierbare Kaffeepads fürs Büro

«Tropical Mountains» heisst das Unternehmen von Thomas Schwegler und Gisella Iriarte. Ihre Produkte kann man mittlerweile auch in zahlreichen Coop-Filialen und im Biofachhandel sowie bei Claro kaufen oder online direkt bei den beiden kaufen. Ihr Markenzeichen: Ihr Premiumkaffee stammt zu hundert Prozent aus nachhaltiger Produktion. Aus diesem Grund begannen die beiden erst Kaffee-Kapseln herzustellen, als sie kompostierbares Material fanden.

Ihr neuster Coup sind kompostierbare Kaffeepads fürs Büro. Damit können sie mit einer Marktneuheit aufwarten. Thomas Schwegler: «Bisher gab es keine aluminiumfreie Pads auf dem Markt. Geschweige denn kompostierbare. Wir bieten nun eine Alternative.» Die Nespresso-Professional-kompatiblen Pads sind kompostierbar und klimaneutral zugleich. Dies hat insbesondere das Interesse von Hotels geweckt. «Wir erhielten von mehreren Betrieben die Anfrage, ob wir unsere Pads nicht vorstellen könnten.»

«Tropical Mountains» ist in den vergangenen Jahren sukzessive gewachsen – selbst in der Pandemie. Folgt nun bald eine Phase der Konsolidierung? «Das hat mich meine Mutter auch schon gefragt», sagt Thomas Schwegler lachend und meint dann: «Gisella und ich haben noch so manche Idee für neue Produkte. Wir setzen diese erst einmal um, dann schauen wir weiter.»

Weitere Infos: www.tropicalmountains.com/ch