Trips & People

Ein Bild aus besseren Zeiten: Berno Z'Brun am Baikalsee. Bild: zVg

Sauna und Polen statt Russland

Jean-Claude Raemy

Bis vor wenigen Wochen führte Berno Z'Brun in Russland ein kleines Tourismusunternehmen. Nun ist er zurück in der Schweiz und bietet Alternativen an.

Vor sechs Monaten berichtete Travelnews über den Schweizer Russland-Auswanderer Berno Z'Brun, welcher zu jenem Zeitpunkt seit 12 Jahren nahe Moskau lebte und Gruppenreisen im Land anbot. Er schwärmte vom riesigen touristischen Potenzial des grössten Landes der Welt, und war voller Pläne für 2022.

Und dann kam der 24. Februar 2022, mit dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine. Russland wurde mit Sanktionen belegt und schoss sich buchstäblich ins Offside der Weltöffentlichkeit. Was bedeutete dies für Berno Z'Brun? Travelnews hat ihn in der Schweiz erreicht: «Als der Krieg anfing, hatten wir noch Kunden vor Ort in Russland, diese haben wir dann dabei unterstützt, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, was mit etwas Flug-Umwegen möglich war», berichtet Z'Brun. Alle verbleibenden geplanten Reisen wurden sistiert, und während die Z'Bruns das Haus in Kaluga behielten, zogen sie bis auf Weiteres in die Schweiz zurück, nach Meikirch nahe Bern.

Z'Brun erklärt: «Es ist schon sehr traurig. Nach der Omikron-Welle begannen die Anfragen wieder zu kommen, wir hatten diverse Gruppenreisen geplant, konnten auch Reisen mit dem Transsib oder Sprachaufenthalte vermitteln. Das ist jetzt alles im Eimer. Und zwar auf lange Sicht. Der Imageschaden für Russland ist dermassen gross, dass auf Jahre hinaus dort touristisch nicht mehr viel laufen wird. Für uns ist natürlich eine Welt zusammengebrochen, aber wir werden dereinst nach Russland zurückkehren. Wir haben unsere Zelte dort nicht definitiv abgebrochen.»

Ein Saunazelt und Pläne in Osteuropa

Wie hält sich Z'Brun denn nun über Wasser? Zum einen hat er dank einer früheren Ausbildung als Primarschullehrer und dem aktuellen Lehrermangel in der Schweiz sehr schnell eine Stelle gefunden. Ebenso kann Z'Brun bei der Flüchtlingshilfe aktiv sein, als Übersetzer, da er Russisch kann, was auch viele Ukrainer sprechen oder zumindest verstehen. Weiterhin werden auch Russisch-Kurse angeboten: Statt mittels Sprachaufenthalt nun eben via Zoom oder Skype mit befreundeten Sprachlehrern in Russland. «So erhalten Schweizer auch einen Blick ins russische Alltagsleben, denn sie können den Lehrern auch viele Fragen stellen», fügt Z'Brun an.

Und das Leben sei aktuell extrem schwierig vor Ort: Die Preise haben sich massiv verteuert, gewisse Waren erhalte man kaum noch; gerade wer im Tourismus gearbeitet hat, sieht einer düsteren Zukunft entgegen. Doch viele Russen nehmen es bislang hin: «Die Putin-Propaganda hat gewirkt», analysiert Z'Brun. Ihn schmerzt es, dass es wohl nur mit internationalen Sanktionen klappen könnte, Putin vom Sockel zu stossen - was primär der russischen Bevölkerung Leid bringen wird.

Darüber hinaus will Z'Brun aber auch touristisch aktiv bleiben. Derzeit sei er daran, als Alternative zu Russland Reisen nach Polen und ins Baltikum aufzulegen - Gegenden, die er selber kennt und wo er auch gut vernetzt ist. Ebenso hat er ein spezielles Angebot bei sich auf dem Hof in Meikirch geschaffen: Er hat eine russische Natursauna mit in die Schweiz gebracht und aufgebaut, und bietet nun Sauna-Erlebnisse im zweikammrigen Zelt mit finnischen Saunasteinen an. Wer interessiert ist, findet das Angebot unter www.natur-sauna.ch. «Damit sind wir auch im Incoming aktiv», sagt Z'Brun. Der Walliser lässt sich nicht so schnell unterkriegen - und hofft nun, dass er dereinst auch wieder Reisen in sein geliebtes Russland anbieten kann.

So sieht die Zeltsauna von Berno Z'Brun aus, die aktuell in Meikirch BE steht. Bild: zVg