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Warum jetzt die beste Zeit für eine Russland-Reise ist
Roland Zeller«Mitten in der Pandemie nach Russland reisen?» und «ist das sicher und gibt es dort überhaupt die Möglichkeit, etwas zu unternehmen?» So oder ähnlich waren die Reaktionen meines Umfelds, als ich mich kürzlich mit ein paar weiteren Schweizer Reiseprofis auf eine Kleingruppen-Studienreise nach Russland aufmachte. Organisiert wurde der Trip vom Zürcher Walter Denz, der seit 30 Jahren eine Sprachschule in Sankt Petersburg und 3 weiteren Städten, sowie die kleine, feine Incoming-Agentur Liden & Denz betreibt.
Wie viele Länder wurde auch Russland von der Corona-Pandemie teilweise hart getroffen - war andererseits aber auch das erste europäische Land, welches mit der eigens entwickelten Impfung «Sputnik» seiner Bürger begonnen hat. Die Infektionszahlen sind seit einiger Zeit auf tiefem Niveau, weit unter jenem der Schweiz und stabil. Deshalb ist Russland auch seit vielen Monaten nicht mehr auf der Quarantäne-Liste des Bundesamtes für Gesundheit zu finden. Für die Einreise nach Russland wird lediglich ein PCR-72 und ein Visum, welches spätestens zwei Wochen vor Abreise beantragt werden muss, dazu ein paar Gesundheitsformulare, benötigt. Ebenso gibt es momentan die Einschränkung, dass für Russlandreisende nach wie vor nur bestimmte Routings möglich sind. St. Petersburg wird zur Zeit nur von Genf mit Flugverbindungen bedient. Möglich wäre die Anreise via Frankfurt, wir sind via Moskau DME eingereist.
Dies war mittlerweile meine 5. Russland-Reise - zuletzt war ich vor vier Jahren in Moskau. Trotzdem ist jedes Ankommen in Russland wieder ein Erlebnis. Nebst der allgegenwärtigen kyrillischen Schrift, fällt einem vor allem auf, wie schnell sich Russland entwickelt und westifiziert. Nichts mehr vom kommunistischen Mief - dieses Land ist auf der Überholspur und entwickelt sich rasend schnell - überall wird investiert und gebaut! Besonders ist mir diesmal aufgefallen, dass 60-70% der Leute entweder mit Smartphone oder der Smartwatch bezahlen. Bankkarten, Bankomaten und Bargeld sind aus dem Alltag fast verschwunden. Wer dann doch einen Bankomaten findet, staunt, wie tief der Rubel mittlerweile gefallen ist. Russland-Ferien werden so zum echten Schnäppchen. Und ja, etwas anderes fällt in Russland auch auf: Mit Ausnahme von Flughäfen, Metro und Museen, sind Masken in Russland praktisch aus dem Alltag verschwunden.
Hauptgrund für eine Russland-Reise sind für die meisten Besucher nach wie vor die üppig vorhandenen Kultur-Schätze. Moskau hat mit dem Kreml, verschiedenen Museen und dem berühmten Bolschoi-Theater schon einiges zu bieten. Der Höhepunkt ist aber sicher Sankt Petersburg, eine eigentliche Museums-Stadt mit der weltberühmten Eremitage als kulturelles Highlight. Zudem liegen mit dem Katharinenpalast in Puschkin und Peterhof zwei Sommerresidenzen der alten Zaren vor den Toren der Stadt.
Wir haben auf unserer Russland-Reise eine grosse, eindrückliche Dosis Kultur erlebt, wie man sie wohl nur jetzt in diesen Zeiten geniessen kann. Wo früher noch Touristenmassen durch die Gänge geschoben wurden, konnten wir diese Tage durch den leeren Kreml schlendern, im berühmten Bernsteinzimmer entspannt für ein Gruppen-Selfie posieren und die Da Vincis in der Hermitage ohne Zeitdruck geniessen. Grund für die leeren Paläste sind die Einreiseverbote für die Touristen vieler Staaten, sowohl in Europa, wie auch Übersee. Für Schweizer ist das Land aber bereits seit letztem Herbst offen.
Mt Walter Denz hatten wir einen echten Profi an der Seite, der uns das Land von der schönsten Seite gezeigt hat - so sind wir in Hotels verschiedener Kategorien abgestiegen oder haben diese besichtigt. Die Unterkünfte hatten überall ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis. Der Service war sehr aufmerksam und zuvorkommend - die Infrastruktur top.
Ganz besonders begeistert hat uns alle das Restaurant-Angebot in Moskau und St. Petersburg. Da hat es Top-Küchen zu erschwinglichen Preisen und einen sehr aufmerksamen Service. Dies haben wir nach monatelanger Restaurant-Abstinenz natürlich besonders genossen.
Mehrmals täglich verkehrt zwischen Moskau und St. Petersburg der höchst komfortable Sapsan-Superschnellzug, der die gut 700 km zwischen den beiden Innenstädten in rund 3,5 Stunden schafft. Schneller und komfortabler geht es kaum. Dabei ist der Service in den Zügen herausragend: Mahlzeiten können mittels App für ein kleines Entgelt direkt an den Platz bestellt werden. Die Zugfahrt vergeht wie im Flug!
Fazit
Wer Kultur geniessen will, sollte unbedingt diesen Sommer nach Russland reisen. So ungestört wird man die vielen Paläste, Museen und Theater nie mehr besuchen können. Die Preise sind tief, wie auch die Covid-Werte. Die idealen Reisemonate sind Mai-September, dann, wenn auch die «weissen Nächte» in Sankt Petersburg locken. Ich persönlich überlege mir, diesen Sommer noch einen zweiten Besuch anzuhängen.