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Lange Jahre Reiseleiterin und Reisebüroprofi: heute leitet Monika Elmiger einen E-Bike-Shop. Bild: AKV

Was macht eigentlich Monika Elmiger?

Artur K. Vogel

Sie hat in der Tourismusbranche Karriere gemacht, unter anderem bei Hotelplan. Heute leitet sie einen Shop für E-Bikes im Kanton Zug. Hier ist die Geschichte von Monika Elmiger und eines geglückten Berufswechsels.

Sie ist es sich bewusst, und fast scheint es ihr ein wenig peinlich: Monika Elmiger hat von einer Branche unter akutem Corona-Stress in eine Branche gewechselt, die gerade einen Höhenflug erlebt, und das zumindest teilweise ebenfalls wegen der Pandemie. Immerhin handelte es sich dabei nicht um einen Entscheid unter Stress, wie sie bei einem Kaffee auf einer endlich wieder geöffneten Restaurant-Terrasse versichert: Er fiel schon Ende 2019, bevor Covid-19 unser aller Leben umkrempelte.

Während drei Jahrzehnten war Monika Elmiger eine begeisterte Touristikerin mit Jobs, um die sie bestimmt viele beneideten: Für den Jugendreiseveranstalter Escolette war sie erst in Benidorm, dann auf Gran Canaria, später im zypriotischen Ayia Napa stationiert. Die Jungen seien damals nicht nur zum Party machen gekommen, schwärmt sie: «Sie wollten auch etwas sehen.» So habe sie spannende Ausflüge und Touren organisieren und begleiten können. Später arbeitete Monika Elmiger für die Escolette-Mutter Esco-Reisen unter anderem in der Südtürkei und in Phuket. Thailand kennt sie «fast wie meine eigene Tasche»; zahllose weitere Länder hat sie bereist.

Vor etwa zwei Jahrzehnten gingen Elmigers wilde Wanderjahre zu Ende. Sie kam zurück in die Schweiz, arbeitete nun in einer Esco-Filiale in Luzern und kaufte sich im idyllischen 1000-Seelen-Dorf Ermensee im Luzerner Seetal ein kleines Haus – in der Gemeinde zwischen dem Baldegger- und dem Hallwilersee, in der sie aufgewachsen war. Als Esco-Reisen von Hotelplan übernommen wurden, machte sie bei der Migros-Tochter Karriere. Am Schluss war sie regionale Verkaufsleiterin für die Zentralschweiz und das Tessin.

Nochmals eine berufliche Wende

Schliesslich machte sich Monika Elmiger selbständig und übernahm das private Reisebüro Metro an der Hirschmattstrasse in Luzern. Doch irgendwann überkam sie die Erkenntnis, dass sie ihrem Leben nochmals eine berufliche Wende geben musste. Sie konnte ihr Reisebüro Ende 2019 an Hotelplan übergeben, welche es unter dem alten Namen weiterführt – eine «gute Lösung», wie sie findet. Monika Elmiger selber konsultierte einen Coach, und dabei kristallisierten sich drei Punkte heraus: Eine neue Beschäftigung könnte im Sportbereich gesucht werden; sie müsste auf dem Kontakt mit Menschen basieren; eine beratende Tätigkeit wäre ideal.

Etwa zur selben Zeit wollte die passionierte Fahrrad- und Motorradfahrerin ein E-Bike kaufen und besuchte deshalb diverse Shops und Webseiten. Dabei stiess sie auf m-way, den grössten E-Bike-Detaillisten der Schweiz mit inzwischen 32 Ladengeschäften mit Werkstätten im ganzen Land, einem starken Fokus auf Kundendienst und Kundenkontakte sowie einem Online-Shop. M-way war vor zehn Jahren vom Migros-Genossenschaftsbund gegründet, 2019 jedoch abgestossen worden.

Heute bildet m-way zusammen mit der Colag und weiteren Firmen die SEMG, die Swiss E-Mobility Group AG. Die Colag stellt eigene E-Bikes der Marken Cilo, Allegro, Simpel und Zenith her. M-way verkauft und wartete diese zusammen mit Bikes von Stromer, Cube, Winona, Cannondale, Moustache, Klever oder Focus. Privat fährt Monika Elmiger momentan ein durchgestyltes Bike von Cannondale, einer Firma, die seit 50 Jahren im US-Bundesstaat Connecticut hochwertige Fahrräder herstellt.

Überqualifiziert, trotzdem angestellt

Nebenbei studierte Monika Elmiger die Job-Angebote der E-Bike-Händler. Und bei einer Anzeige flashte sie, wie sie sagt. Sie wusste sofort, dass dies ihr neuer Job war: M-way suchte einen Shop Manager für das Geschäft im Shoppingcenter Zugerland in Steinhausen. Die Zuger Vorortsgemeinde ist keine 30 Kilometer von Ermensee entfernt und somit leicht erreichbar.

Die Personalleiterin von m-way befand zwar, dass die Bewerberin überqualifiziert sei für die Stelle. Das war aber kein billiges Argument, um sie abzuwimmeln. Sondern Monika Elmiger konnte glaubhaft darstellen, dass sie keine Kaderposition mehr anstrebte, und bekam den Job im Sommer des letzten Jahres. Hier ist sie Chefin von drei jungen Männern, welche mit Unterhalt und Reparaturen der Bikes beschäftigt sind, ist für Verkauf, Beratung und «ein wenig Führung» zuständig.

E-Bikes boomen, und E-Bikes sind schick. Immer wieder betreten Leute den Laden, auch junge, die ohne weiteres bereit sind, 5000 oder auch 10000 Franken hinzublättern, um eines dieser angesagten Gefährte zu erstehen. Kaum kommen die Hersteller mit Liefern nach. Moustache zum Beispiel, ein Produzent aus den französischen Vogesen, vor zehn Jahren von zwei Verrückten gegründet, wie sie sich selber darstellen, ist ins Hintertreffen geraten.

Der Kreis schliesst sich

Dass sie diese scharfe Kurve in ihrer Laufbahn genommen hat, hat Monika Elmiger «noch keine Sekunde bereut», wie sie betont. Sie wird nicht in die Reisebranche zurückkehren, beteuert sie. Zum Reisen allerdings schon, wenn es denn wieder unter einigermassen normalen Bedingungen möglich ist. Unbedingt will sie zurück nach Thailand, wo sie weiterhin Freundschaften pflegt. Einige Destinationen sind noch auf der Wunschliste, zum Beispiel die Philippinen.

Beruflich aber hat sich für Monika Elmiger der Kreis geschlossen. Denn ihre Ursprünge hatte sie nicht im Tourismus, sondern bei den Sportartikeln, zu denen die E-Bikes ja irgendwie auch gehören: Am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stand eine Lehre beim damaligen Kaufhaus Nordmann, heute Manor, in der Luzerner Altstadt, und zwar als Sportartikelverkäuferin.