Trips & People

«Jede Pandemie geht einmal zu Ende und unsere Branche ist relevant und hat eine klare Daseinsberechtigung», schreibt Matthias Reimann von knecht reisen. Bilder: Tamer Karaoglu

Einwurf Ein Jahr Corona – Wohin geht die Reise?

Matthias Reimann

Matthias Reimann fordert die Reisebranche auf, jetzt mit Know-how, Kompetenz, Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft und erstklassigem Service aufzuwarten.

Seit 35 Jahren arbeite ich im Tourismusgeschäft, 15 davon in Australien. Praktisch mein ganzes Arbeitsleben habe ich mit dieser eigentlich wunderschönen Materie zu tun gehabt. Warum «eigentlich», fragen Sie? Meine Arbeitswelt steht seit über einem Jahr Kopf. Nichts ist mehr, wie es einmal war und ich frage mich seit langem: Wohin führt diese Reise?

Reisen gehört für die Mehrheit der Europäer und Bürgerinnen vieler Länder rund um den Erdball zum Alltag. Oder sollte das «gehörte» heissen? Werden wir jemals wieder, auch nur annähernd, zu uns Bekanntem zurückkehren?

War es bis Anfang letzten Jahres noch alltäglich gewesen, am Freitagabend nach Kopenhagen zu fliegen, den Zug nach Lyon zu nehmen oder mit dem Auto nach Meran zu fahren, raubte uns das Virus abrupt diese Bewegungsfreiheit. Costa Rica, Skandinavien, Westkanada, Tahiti: vor Jahresfrist waren dies nur einige der Wunschziele von Herrn und Frau Schweizer. Die Reisenden wollten nach dem Winter wieder in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen. Aber plötzlich war er da, der Super-GAU, die grösstmögliche Spassbremse. Corona übermannte die Welt und das Leben, wie wir es zuvor gekannt hatten. Wie aus heiterem Himmel geriet alles aus den Fugen. Die Tourismusbranche weltweit kam erst ins Stocken und dann zu einem abrupten Stillstand. Nichts ging mehr – und auch heute geht noch immer frustrierend wenig.

Trotzen wir dem Lagerkoller!

Trotzdem – oder gerade deswegen – pochen mehr und mehr Reisewillige auf ihr Recht, wieder verreisen zu können. Konsumentinnen und Konsumenten erhoffen sich eine schnellstmögliche Rückkehr zu einer Reise-Normalität, die wir vor der Krise als gegeben wahrgenommen hatten. Ich habe zwar keine Kristallkugel, aber ich vermute, dass die weltweite Tourismusindustrie zukünftig eine andere sein wird. Und doch steht eines fest: Wer sich jemals mit Reisefieber, Fernweh und Entdeckungslust angesteckt hat, will nie wieder davon genesen, sondern sobald es die Situation erlaubt, wieder ausschwärmen.

Fokussieren wir als Reiseprofis auf unsere Kundschaft. Geben wir unseren Kundinnen und Kunden mehr denn je, was wir am besten kennen und am liebsten tun. Bieten wir ihnen Know-how, Kompetenz, Zuverlässigkeit, kompromisslose Hilfsbereitschaft und erstklassigen Service. Und wichtig ist auch, dass wir trotz des Lagerkollers dies nicht aus den Augen verlieren: Jede Pandemie geht einmal zu Ende und unsere Branche ist relevant und hat eine klare Daseinsberechtigung – jetzt, und in Zukunft noch viel mehr.