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Las Galeras eignet sich perfekt, um nach einer abenteuerlichen Mietwagen-Rundreise noch ein paar Tage am Strand zu verbringen. Alle Bilder: Reto D. Rüfenacht / Videos: Marc Sulzberger (Sulzberger Reisen)

«Das Leben hier ist bunt und schrill – wie sonst auch»

Reto D. Rüfenacht

Reto D. Rüfenacht, Gründer des Karibik, Mittel- und Südamerikaspezialisten Latin America Tours, ist Ende November 2020 bei der ersten Gelegenheit auf die Dominikanische Republik gereist und hat die Insel mit dem Mietwagen erkundet. Im Reisebericht erzählt er von seinen Erlebnissen und macht Lust, das Land auf eigene Faust zu erkunden.

Funktionieren die Covid-19-Hygieneprotokolle auch in der Dominikanischen Republik? Davon wollte ich mich persönlich überzeugen und bin im November mit der Edelweiss nach Punta Cana geflogen. Der Check-In und die Securitykontrolle am Flughafen Zürich sind gegenüber der Oktoberreise nach Cancún unverändert, nur sind bereits wieder mehr Leute unterwegs. Überall gilt Maskenpflicht. Was noch auffällt, ist, dass nur ganz wenige Geschäfte und Restaurants am Flughafen überhaupt geöffnet sind. Während des Fluges gilt ebenfalls Maskenpflicht, jedoch gewöhnt man sich auch daran. Der Flieger ist mit 300 Passagieren erstaunlicherweise fast ausgebucht. Aufgrund der Nachfrage wird Edelweiss dann ab dem neuen Jahr die Frequenzen sogar auf drei wöchentliche Flüge erhöhen.

Für die Einreise in die Dominikanische Republik benötigt es nur ein Gesundheitsformular – neu ist dieses nur noch digital verfügbar und muss vor der Einreise ausgefüllt sein. Der produzierte QR-Code wird auf das Mobiletelefon gesandt und bei den Einreisebehörden vorgezeigt. Wärmebildkameras auf Distanz kontrollieren im Auswahlverfahren die Temperaturen der Einreisenden. Immigration und Gepäckausgabe erfolgten sehr schnell.

Am Schalter der Mietwagenfirma Europcar wurden wir freundlich begrüsst. Die Repräsentantin fuhr uns zur Übernahmestelle und in kurzer Zeit konnten die Papiere erledigt werden. Auch hier stehen überall Desinfektionsspender und alle Angestellten tragen Masken. Im Vergleich zu Cancún vor einem Monat werden hier die Formalitäten alle noch konventionell, also händisch und mit Papier erledigt.

Danach begaben wir uns auf den Weg in Richtung Uvero Alto zu unserem Hotel. Für Samstagabend war erstaunlicherweise wenig Verkehr auf den Strassen und bald wussten wir auch wieso. Die Sperrstunde beginnt an den Wochenenden immer um 19.00 Uhr und sowohl Touristen wie auch Einheimische beeilen sich, dann wirklich zu Hause zu sein. Alle Restaurants und Läden sind ab dann geschlossen. Davon ausgenommen sind natürlich die Restaurants und Bars in den Alles-Inklusive-Hotels. Unter der Woche ist die Sperrstunde auf 21.00 Uhr angesetzt. Dies soll gemäss letzten Information in den kommenden Wochen um eine Stunde nach hinten versetzt werden.

Endlich konnte Reto D. Rüfenacht wieder in die Dominikanische Republik reisen.

Die Fahrt ins Hotel auf der gut ausgebauten Autobahn dauert rund 45 Minuten. Wir fahren entlang von Macao nach Uvero Alto, vorbei an vielen grossen Hotelanlagen, die entweder noch geschlossen, im Umbau oder Neubau sind. Ein Hotelkomplex reiht sich an den nächsten. Hier sieht man schon sehr deutlich, dass die Wiederbelebung des Tourismus im Stil von vor Covid-19 noch sehr lange dauern wird. Einige Anlagen der Kette AM Resorts wie das Dreams Punta Cana, das Breathless, das Now Onyx Punta Cana und das Zoëtry sind bereits geöffnet. Die Belegung all dieser Hotels ist jedoch noch sehr tief im einstelligen Prozentbereich und es sind jeweils alternierend nur wenige Restaurants und Bars geöffnet. Kurz nach 18.00 Uhr sind wir am Ziel und das grosse hölzerne Tor vom Zoëtry öffnet sich für uns. Wir werden herzlich von der halben Belegschaft begrüsst und zum Check-In geführt. Als erstes desinfizieren wir unsere Hände, währenddem wir die Formalitäten erledigen. Neben uns checkt ein weiteres Paar aus der Schweiz ein und so denken wir, dass hier doch etwas an Leben herrscht. Die meisten anderen Gäste sind Dominikaner, die sich mit stark für Einheimische reduzierte Preise über das Wochenende etwas leisten, sowie ein paar Gäste aus Russland.

Im Hotel Zoëtry, das lediglich 93 Zimmer hat, verbrachte Reto D. Rüfenacht seine ersten beiden Nächte in der Dominikanischen Republik.

Ein Hotelangestellter führt uns durch die wunderschöne, kleine und luxuriöse Anlage mit nur 93 Zimmern. Unser Zimmer befindet sich im Erdgeschoss, ist sehr gross und verfügt über eine Terrasse mit direktem Einstieg in den Pool. Übliches Begrüssungsgeschenk in diesem Hotel ist eine Flasche Prosecco mit einem Früchteteller auf dem Zimmer. Wir lassen es uns die nächsten zwei Tage gutgehen, auch wenn die Gastronomie alles andere als die eines Fünfsternehotels ist und wir schlechtes Wetter haben. Aber wir sind halt nicht die typischen All-Inclusive-Gäste.

Deshalb unternehmen wir schon am nächsten Tag einen Ausflug in Richtung Norden zur Montaña Redonda und Miches. Man ist sofort im ländlichen und freundlichen Hinterland und aufgrund der gut ausgebauten Strasse ist die Strecke in knapp einer Stunde zu bewältigen. Wir sehen wogende Palmen, Landwirtschaft, kleine Dörfer, Hügel, Berge und Lagunen. Mit einem Safari-Truck fahren wir hoch auf den Aussichtspunkt des auf 300 Meter über Meer gelegenen Hügel. Von hier aus geniesst man eine 360-Grad-Rundumsicht. Am spektakulärsten ist die Sicht auf die Nordküste, bis hin zur Samana Halbinsel. In Miches besichtigen wir die neue Hafenpromenade und den Bootssteg. Und endlich, am Colmado-Kiosk, genehmigen wir uns zu Merengue Musik ein kühles Presidente. Nun fühlen wir uns richtig in der Karibik und sind im Land angekommen.

Obwohl der Montaña Redonda nur 300 Meter über Meer liegt, offenbart er eine wunderbare Aussicht über die umliegende Landschaft.

Der nächste Tag bringt morgens intensive Regenfälle, welche die Strassen rund um Bavaro zu Wasserwegen verkommen lassen. Viele Hotels und vor allem Geschäfte, sind hier nach wie vor zu und bei diesem Wetter sieht alles auch noch etwas trostloser aus. Generell gilt die Regel, je grösser die Hotels, desto später folgt eine Wiedereröffnung. Es ist natürlich viel einfacher ein kleines Hotel zu betreiben als diese grossen, mehrere hundert Zimmer umfassenden Hotelkomplexe.

Wir fahren danach nach Bayahibe und sehen uns dort um. Auch hier sind viele Hotels noch geschlossen und es hat nur wenige Touristen. Geöffnet und zu empfehlen ist das Dreams Dominicus sowie das kleine Mittelklassehotel Bayahibe im Zentrum des Ortes. Wir geniessen ein hervorragendes Mittagessen im Restaurant Mare Nuestro, direkt am Wasser und sehen den ankommenden Tauchbooten zu. Erstaunlicherweise sind diese alle sehr gut belegt. Tauchen ist ein Nischentourismus, der trotz Corona weiterhin gut funktioniert. Wir sehen gegen die hundert Boote, Segelschiffe und Katamarane vor Anker in der Bucht liegend. Diese sind sonst jeweils alle im Einsatz auf die Inseln Saona und Catalina.

Über die Autobahn erreichen wir in 90 Minuten die Hauptstadt Santo Domingo. Unser Hotel Billini in der Zona Colonial, ist gut belegt und eines der wenigen, die über die ganze Zeit geöffnet hatten. Was einem sofort auffällt, sind die vielen geschlossenen Geschäfte und Restaurants. An vielen Gebäuden hängt ein «For Sale» oder «To Rent» Schild und die Stimmung – wohl auch noch mehr wegen des sich an baumenden Gewitters – ist etwas trist. Kein Stimmengewirr, keine laute Musik oder hupende Autos. So was ist man sich von der Hauptstadt eigentlich nicht gewohnt. Die meisten Museen waren noch geschlossen und auch auf der bekannten Plaza España waren nur die Restaurants Pat’e Palo und Angelo geöffnet. Speziell interessant zu sehen ist auch der Hang zur Weihnachtsdekoration, obwohl immer noch November. Kein Haus, kein Geschäft, dass nicht in irgendeiner Form für die Feiertage schön gemacht wurde.

In der Hauptstadt Santo Domingo geht es aktuell entspannt zu und her.

Danach folgte unser Abstecher auf die Samana Halbinsel. Über die «Autopista del Nordeste» ging es schnell und reibungslos vorwärts. Obwohl nur zweispurig, ist die Strasse sehr sicher und gut ausgebaut. Es gibt Rastplätze und Tankstellen mit Shops sowie den dominikanischen TCS-Pannenservice, der alle paar Kilometer mit einem Einsatzfahrzeug am Strassenrand wartet. Die Benutzung dieser Autobahn ist kostenpflichtig und kostet 1100 Dominikanische Pesos (ca. 20 Franken). Der letzte Teil bis nach Las Terrenas ist ein Scenic-Highway, der über die Berge führt und wunderschöne Ausblick auf die palmengesäumten Küsten und das Meer ermöglicht.

Weite und leere Strände gibt es in Las Terrenas.

Wir checken ein im Hotel Alisei, das sich nahe des Zentrums und direkt am Strand befindet. Es ist ein kleines Hotel mit grosszügigen Zimmern und Apartments, das von Europäern geführt wird. Las Terrenas hat eine grosse Community von Expats, vor allem Franzosen, Italiener und Deutsche. Und auch viele Dominikaner haben hier ein Feriendomizil und entsprechend gibt es hier deutlich viel mehr Betrieb als in Punta Cana. Sämtliche Hotels – mit Ausnahme des Bahia Principe Grand El Portillo – die alle nur mit Frühstück anbieten, sind geöffnet, ebenso sämtliche Restaurants. Das Leben im Dorf ist bunt und schrill wie sonst auch. Die Strände sind wunderschön und laden ein zu langen Spaziergängen entlang des Wassers. Auch gibt es viele kleine Strandbars und Restaurants, die sich hervorragend für eine Pause eignen. Überall nur freundliche Gesichter – die jedoch wegen den Masken nicht so klar zu erkennen sind. Wir merken hier deutlich, dass Orte, die auch von lokalem Tourismus leben, bedeutend besser durch die Krise kommen als das grosse Punta Cana. Ein weiteres empfehlenswertes Hotel am gleichen Strandabschnitt ist das Playa Colibri mit der benachbarten Beachbar Eden Café.

Am folgenden Tag fahren wir entlang dem Strand von Punta Popy nach El Limón, Der Ort ist der Ausgangspunkt für Wanderungen zum berühmten Wasserfall. Anschliessend geht es weiter nach Samaná. Auch hier herrscht geschäftiges Treiben, auch wenn die Hotels, die hier allesamt zur Bahia Principe gehörend, noch geschlossen sind. Nach einer weiteren halben Stunde erreichen wir das kleine Fischerdörfchen Las Galeras – eine Oase unter den Badeorten in der Dominikanischen Republik. Von hier starten die Ausflugsboote zur drei-Strände-Tour, die alle nur per Boot erreichbar sind. Dafür haben wir jedoch keine Zeit, sondern sehen uns die Hotels an. Die grosse Entdeckung und sicherlich ein Geheimtipp ist das nur acht Zimmer umfassende Hotel Todo Blanco. Es ist das einzige Hotel in diesem Ort, das sich direkt am Strand befindet. Ganz in der Nähe und auch am Wasser ist das bekannte Hotel Villa Serena. Am Strand von La Playita gönnen wir uns einen grossen fangfrischen Fisch mit Reis und kühlem Jumbo-Presidente, alles zusammen für nur 2000 Dominikanische Pesos (ca. 40 Franken).

Fangfrischer Fisch und der Blick aufs Meer - was will man mehr?

Für alle die aus dem Schema von All-Inclusive ausbrechen möchten oder als Zwischenstopp auf einer Rundreise sowie aber auch als Abschluss für ein paar Tage Strandferien, eignen sich sowohl Las Terrenas wie auch Las Galeras hervorragend. Es lohnt sich, während dieser Zeit den Mietwagen zu behalten, denn man ist damit innert nur zwei Stunden wieder am Flughafen Las Americas oder in vier Stunden am Flughafen von Punta Cana.

Fazit dieser Reise: Auch die Dominikanische Republik lässt sich hervorragend bereisen. Sei dies als reiner Badeaufenthalt um einfach Sonne zu tanken und den  Sand unter den Füssen zu spüren oder auch auf einer Rundreise. Das Land bietet viel mehr als nur Badestrände und Alles Inklusive. Neben den erwähnten Orten gibt es den Südwesten mit Barahona und Bahia de las Aguilas, die Bergregionen mit Constanza und Jarabacoa sowie den Nordwesten mit Monte Christi, Punta Rucia. Und nicht fehlen darf natürlich Puerto Plata, Cabarete und Cabrera. Das Hygienekonzept funktioniert und das Tourismusministerium hat sogar eine spezielle Covid-19-Versicherung für alle Gäste impliziert, die vorläufig bis Ende Jahr gültig ist.