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Thomas Klühr verlässt nach fast fünf Jahren die Swiss – hier bei der Eröffnung der First Class Lounge A am Flughafen Zürich. Bild: TN

Kommentar Dieser CEO hat zur Swiss gepasst

Gregor Waser

Thomas Klühr gibt Ende Jahr die Führung der Swiss sowie sein Mandat als VR-Präsident der Edelweiss ab. Schade – seine besonnene Art kam gut an.

Neulich beim Aufstieg auf den Uetliberg: Thomas Klühr kreuzt den Wanderweg, grüsst freundlich, und geht mit leichtem Rucksack bepackt den Zürcher Hausberg hinunter, geniesst offensichtlich die frische Luft, wenngleich er ziemlich nachdenklich wirkt. Der CEO einer der wichtigsten Schweizer Firmen ist alleine im Wald unterwegs – und nimmt sich die Zeit, in der Natur seine Gedanken zu sortieren, in dieser für eine Airline dramatischen, aufwühlenden Zeit. Das war die letzte kurze Begegnung.

Nun geht er aber. Nach fünf Jahren als CEO verlässt Klühr die Swiss. Zwar heisst es in der Mitteilung der Airline, dass Thomas Klühr eigentlich schon in diesem Frühling seinen Job beenden wollte. Als die Corona-Krise ausbrach, habe er seinen Rücktritt aber zurückgeschoben. Dass er heute geht, ist aber überraschend. Und dass noch kein Nachfolger in diesem sonst so durchorganisierten Lufthansa-Konzern feststeht, könnte ein Indiz für einen abrupten Abgang sein.

Dass Thomas Klühr geht, ist jedenfalls schade. Er hat zur Swiss gut gepasst. Kam sein Vorgänger Harry Hohmeister mit einer lauteren, bestimmteren Art im Stil von Bayern München nicht überall in der Schweiz gut an, fand sich 1. FC-Nürnberg-Fan Klühr hier schnell zu recht, hörte auf die Eigenheiten des Landes, der Airline hin, ebenso auf die Anliegen der Mitarbeitenden. Im Gespräch mit Klühr fiel die ruhige Art auf. Hört man sich in der Airline-Szene und am Flughafen um, lautet das Urteil ähnlich: ein überlegter, besonnener Fachmann.

Mit allen Mitarbeitenden durch die Krise?

Doch wieso geht der 58-Jährige gerade jetzt? Die Krise ist noch lange nicht ausgestanden, auch die Probleme bei der Edelweiss, wo Klühr das Verwaltungsratspräsidium ebenfalls ablegt, sind nicht klein. Sein heute bekanntgegebener Rücktritt hinterlässt jedenfalls bei der Swiss und Edelweiss Fussstapfen, die es erst mal zu füllen gilt.

Vielleicht hat sich Klühr mit seiner Aussage, mit allen Mitarbeitenden durch die Krise kommen zu wollen, letztendlich zu sehr aus dem Fenster gelehnt. Denn es zeichnet sich immer mehr ab, je länger die Krise insbesondere auf den wichtigen Fernstrecken dauert, dass der Personaleinschnitt in den nächsten Wochen deutlich ausfallen könnte – was sich mit Klührs wiederholter Aussage nicht mehr decken würde.

Die Leistung von Thomas Klühr, der am 1. Februar 2016 seinen Job bei der Swiss begann und künftig noch in der Schweizer Luftfahrtsstiftung Einsitz nehmen wird, ist dadurch aber nicht geschmälert, wenngleich viele Reisebüros und Passagiere, die monatelang auf eine Ticketrückerstattung warten mussten, dies nicht so sehen. Die Swiss war bis zum Ausbruch der Krise jedenfalls sehr gut unterwegs, muss nun aber nach einem neuen Chef Ausschau halten.