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Die Wintersaison geht los im Engadin – noch ist die CEO-Stelle bei Engadin St. Moritz Tourismus aber vakant. Bild: Swiss-Image, Christof Sonderegger

Wer wird CEO von Engadin St. Moritz Tourismus?

Gregor Waser

Einer der spannendsten Touristikerjobs im Land wird in den nächsten Tagen besetzt. Derzeit werden die Bewerbungsdossiers bei Engadin St. Moritz sondiert. Wir nennen zehn Favoriten.

Ein Knall hallte am Freitag, dem 13. September durch das Oberengadin. Gerhard Walter, der CEO von Engadin St. Moritz Tourismus, war über Nacht seinen Job los, nachdem er in den über zwei Jahren zuvor die Zweimarken-Strategie erfolgreich eingeführt hatte. Mit «Differenzen in der Unternehmensführung» begründete Verwaltungsratspräsident Marcus Gschwend den überraschenden Cut.

Was folgte war ein Schlagabtausch. Gschwends Äusserung in der «Sonntagszeitung», Walter habe Mühe die Dinge zu Boden zu bringen und er sei abgehoben, liess Walter nicht stehen und er bat die Lokalpresse zum Termin, um mitzuteilen, dass er sich nichts zuschulden habe kommen lassen.

Für hitzige Diskussionen war gesorgt. Erst recht als ein wenig aussagekräftiges Stelleninserat auftauchte, aus dem nicht wirklich hervorging, welches Profil gesucht wird für die CEO-Stelle, die ab dem 1. Januar 2020 besetzt werden soll.

Stellenausschreibung in aller Eile

Auch der ehemalige Kurdirektor von St. Moritz, Hans Peter Danuser, hält mit Kritik nicht zurück. «Gerhard Walter war bei der Wahl vor zweieinhalb Jahren klar der beste Mann. Dass man ihn nun kurz vor der Wintersaison fristlos ziehen lässt, das ist der Supergau», sagt er zu travelnews.ch. Dies sei ein Vorgang, der auch an der Marke St. Moritz kleben bleibe. «Die Voraussetzung, dass sich nun gute Kandidaten melden, ist miserabel». Was Danuser besonders enerviert, ist dass die acht Luxushäuser in und um St. Moritz weder im Verwaltungsrat noch in der Findungsgruppe sitzen.

Dass er mit diesem Einwand nicht ganz unrecht hat, zeigt der Blick auf das jüngste Sonntagszeitungs-Ranking der besten Winterhotels. Acht der neun Fünfsterne-Hotels sind in den Top 25 der besten Winterhotels vertreten, das Kulm Hotel St. Moritz führt das Ranking neu an. Absolute Zugpferde für das Hochtal sind sie also allemal.

Auch die Eile der Ausschreibung überrascht, schliesslich wurde die neue Geschäftsleitung erst Ende August bestimmt, mit der Brandmanagerin St. Moritz und dem Brandmanager Engadin sowie dem Finanzchef, die zusammen mit Gerhard Walter die Tourismusorganisation – notabene in dieser Konstellation nur zwei Wochen lang – geführt haben und derzeit weiter führen. Ein Zuwarten bis im Frühling oder Sommer 2020, um herauszufinden ob es einen neuen CEO braucht und wenn ja, welchen Typ, hätte wohl dem langfristigen Gedeihen der Tourismusorganisation gut getan.

10 mögliche Kandidaten

Am 7. November lief nun die Eingabefrist bereits ab, in diesen Tagen dürfte der neue CEO bekannt werden. Auf Anfrage von travelnews.ch äussert sich VR-Präsident Marcus Gschwend, man stehe mitten im Evaluationsprozess, mehr könne er derzeit nicht sagen.

Doch wer könnte der neue CEO sein? Travelnews.ch hat eine Auslegeordnung mit möglichen Kandidaten vorgenommen – wir sind auf diese zehn Namen gestossen:

  • Verfügbar und vom Know-how geeignet für den CEO-Posten bei Engadin St. Moritz dürfte Martin Bachofner sein. Im Januar 2019 schied dieser bei Bern Welcome aus. Wobei: auch bei seinem Abgang kam es zu einem Schlagabtausch mit dem VR.
  • Ein Kronfavorit könnte Pascal Jenny sein, der erfolgreiche Tourismusdirektor von Arosa, der auch schon mal durchblicken liess, nicht auf Ewigkeit im Schanfigg zu bleiben. Der ehemalige Spitzenhandballer ist ein Teamplayer, macht aber auch im Rampenlicht eine gute Figur, wie jüngst bei der Entgegennahme des Milestones für das Arosa Bärenland.
  • Dass er viele Interessen unter einen Hut bringen kann, beweist Thomas Kirchhofer in der Tourismusregion St. Gallen-Bodensee mit Erfolg. Er leitete auch schon Pontresina Tourismus und kennt sich im Hochtal bestens aus.
  • Gute Chancen dürfte Jan Steiner haben, der ebenfalls Pontresina Tourismus leitete und aktuell als Brandmanager Engadin schon in der GL von Engadin St. Moritz Tourismus sitzt – und mit einer guten Verankerung im Engadin bei Gemeinden, Leistungsträgern und der Bevölkerung aufwartet sowie gut vernetzt ist in der Schweizer Incoming-Branche.
  • Auch Steiners GL-Kollegin Marijana Jakic, Brandmanagerin St. Moritz, dürfte gute Chancen haben. Sie hat den Beweis erbracht, den Glamour-Faktor von St. Moritz in die Welt hinauszutragen können.
  • Früher bei St. Moritz und bei Schweiz Tourismus tätig, war Annemarie Meyer, die neulich für die Einführung der Excellence Class beim Glacier Express einen Milestone erhielt und für ihre Zielstrebigkeit bekannt ist.
  • Sollte bei der CEO-Wahl Lokalkolorit und Netzwerk den Ausschlag geben, hat wohl auch Flavio Godenzi Chancen für die Wahl. Er stammt aus Pontresina und ist derzeit bei Graubünden Ferien in Chur als Leiter Shared Service tätig.
  • Den Glamourfaktor mitbringen würde Sara Roloff, sie arbeitete bereits mehrere Jahre bei Engadin St. Moritz. Heute leitet sie für Schweiz Tourismus die Kommunikation in London.
  • Seit 17 Jahren leistet Daniel Egloff gute Arbeit bei Basel Tourismus. Der Zürcher hat auch schon im Engadin als Skilehrer gearbeitet und als Kurdirektor von Sils. Und Egloff war schon im Rennen um die Jürg-Schmid-Nachfolge bei Schweiz Tourismus.
  • Der aktuelle Finanzchef von Engadin St. Moritz, Thomas Rechberger, könnte auch im Rennen sein. Der 40-Jährige arbeitet seit zwölf Jahren für die Organisation und hat auch ein Flair für die IT.

Das Stelleninserat dürfte aber auch über die Schweiz hinaus auf Interesse gestossen sein. Eine neuerliche Wahl eines Österreichers oder auch eines Südtirolers wäre denkbar, aber im Zuge des Abgangs des Österreichers Gerhard Walter dennoch überraschend. In einer guten Woche dürften wir mehr wissen.