Trips & People

Nach 12 intensiven Jahren bei der Hotelplan Group nimmt sich Prisca Huguenin-dit-Lenoir erst einmal eine Auszeit. Bild: zVg

«Krisensituationen waren für mich immer sehr spannend»

Heute tritt Prisca Huguenin-dit-Lenoir nach 12 Jahren als Kommunikationschefin bei der Hotelplan Group ab. Wir haben uns mit der vielseits geschätzten Unternehmenssprecherin über Vergangenes und Künftiges unterhalten.

Prisca Huguenin-dit-Lenoir war seit Oktober 2007 Leiterin Unternehmenskommunikation & Mediensprecherin bei Hotelplan Group/Hotelplan Suisse/Interhome. Am heutigen 12. September 2019 hat sie ihren letzten Arbeitstag im Glattbrugger Glaspalast. Travelnews hat die dreimalige Gewinnerin der Auszeichnung als «Pressesprecherin des Jahres» dazu befragt, was in den verganenen 12 Jahren in der Reisebranche die wesentlichen Momente waren und wie es jetzt für sie weitergeht.


Frau Huguenin-dit-Lenoir, was hat Ihnen am Job als Unternehmenssprecherin in der Reisebranche am besten gefallen?

So paradox es auch klingen mag, aber Krisensituationen waren für mich aus Kommunikationssicht immer sehr spannend. Dann hiess es «Run Baby», egal zu welcher Uhrzeit – und genau diese Herausforderung gab mir «den Kick», so dass der Berufsalltag niemals zur Routine wurde. Auch der tägliche Kontakt mit den Journalisten war immer abwechslungsreich, denn wir hatten ja nicht nur mit Reisejournalisten zu tun, sondern auch mit Wirtschafts- und Publikumsmedien. Denn sämtliche Ereignisse auf der ganzen Welt haben immer einen Einfluss auf den Tourismus.

Auf wie vielen Medienreisen waren Sie eigentlich mit dabei?

So viele waren es eigentlich gar nicht, denn wir haben nur eine Gruppen-Medienreise pro Jahr organisiert und einmal pro Jahr mit der Geschäftsleitung und rund 20 Journalisten je ein sogenanntes 24-Stunden-Reisli gemacht. Das heisst, nach Adam Riese wären dies 24 Reisen in den letzten 12 Jahren.

Welche war die schönste bzw. speziellste Reise?

Auch wenn diese Medienreisen jeweils sehr anstrengend und bis zur letzten Sekunde durchgetaktet waren, so haben nicht nur die Journalisten, sondern auch ich von speziellen und seltenen Begegnungen profitieren können: Spontan fallen mir das Treffen beim isländischen Präsidenten, das Gespräch mit dem Friedensnobelpreisträger von 2014 Kailash Satyarthi in Indien oder auch die Journalisten-Reise auf Kos und Rhodos, bei der wir die Situation für Touristen während der Flüchtlingswelle 2016 vor Ort aufgezeigt haben.

Welches war der am meisten herausfordernde Moment für Sie als Unternehmensprecherin?

Geprägt haben mich sicherlich die verschiedenen Krisensituationen, die wir leider immer wieder erleben. Seit meinem Start bei der Hotelplan-Gruppe im Oktober 2007 waren es über 50 verschiedene Ereignisse, für die wir jeweils zwischen zwei bis sieben Tage voll im Einsatz waren. Die kleineren Krisensituationen, die nach 24 Stunden wieder vorüber waren, zähle ich hier nicht mit. Meistens handelte es sich um Naturkatastrophen, in den letzten Jahren aber auch vermehrt um Terroranschläge. Deswegen habe ich rasch gelernt, mit der 24-Stunden-Erreichbarkeit umzugehen, denn auch in der Nacht und am Wochenende haben Journalisten oder unsere internen Destinationsverantwortlichen angerufen, wenn es irgendwo gebebt hat. Genau diese Situationen sind natürlich aussergewöhnlich, aber vor allem aus Kommunikationssicht sehr herausfordernd und spannend.

Gleichzeitig waren auch sämtliche Reorganisationen mit diversen Management-Wechseln bei uns intern und für mich persönlich auch immer eine prägende Situation. Man musste sich rasch auf neue Strukturen und Personen einstellen.

«In 12 Jahren waren es über 50 verschiedene Ereignisse, für die wir jeweils zwischen zwei bis sieben Tage voll im Einsatz waren.»

Wieso gewinnen eigentlich immer Unternehmenssprecher/Innen aus der Reise-/Flugbranche die Auszeichnung als «Pressesprecher/in des Jahres»?

Diese Frage müssten eigentlich die Journalisten, die jeweils die Pressesprecher bewerten, beantworten. Möglicherweise kommt es auch darauf an, was im jeweiligen Jahr alles passiert. Und in den drei Folgejahren 2015 bis 2017, in denen ich zur Pressesprecherin des Jahres gewählt wurde, hatten wir sehr viele Krisensituationen mit Terroranschlägen und Naturkatastrophen, so dass ich auch an den Wochenenden jeweils Auskunft gegeben habe. Und in den restlichen Jahren war ich immer unter den Top-10 von allen rund 100 Unternehmenssprechern.

Worin sehen Sie den Kern, den «Asset», den eine gute Kommunikation einem Unternehmen zuführen kann?

Für mich gehören folgende Punkte zu einer guten Unternehmenskommunikation: Intern vor extern kommunizieren; schneller kommunizieren, als Journalisten recherchieren; nur kommunizieren, was ist; klare Botschaften kommunizieren; schnell kommunizieren und stets erreichbar sein. Und: Selbstkritik, eine dicke Haut und eine Prise Humor schadet selbst in Krisensituationen nie!

Wie geht es für Sie jetzt weiter?

Das Ziel ist noch offen. Ich möchte bewusst einen klaren Schnitt machen. So kann ich anschliessend nicht nur ein neues Kapitel, sondern ein neues Buch aufschlagen. Ich bin offen für fast alle Branchen – egal, ob kleine oder grosse Unternehmen –, um nach der langen Zeit bei der Hotelplan Group nochmals einen Blick in einen anderen Bereich zu werfen. Aber ich möchte weiterhin als Kommunikationsleiterin und/oder Mediensprecherin tätig sein. Als erstes werde ich jedoch eine private zehntägige Ferienreise Anfang Oktober mit meinem Lebenspartner in Griechenland antreten: Mit einem Mietwagen den Peloponnes erkunden, Meeresluft schnuppern und kleine Tavernen auskundschaften.

Prisca Huguenin-dit-Lenoir auf ihrer letzten Gruppen-Medienreise mit Travelhouse nach Kambodscha, letzte Woche, bei einer Vespa-Foot-Tour in Siem Reap. Bild: zVg

(JCR)