Trips & People

Den Besuch einer Farm in Namibia, als plötzlich ein Gepard vor ihm stand, wird Beat Walser nie mehr vergessen. Bild: Adobe Stock

Aus Versehen im Gepard-Gehege – am Jet-Aviation-Schalter mit 600 wütenden Passagieren

Welches war Ihr herausforderndster oder schlimmster Moment in Ihrer Karriere? Wir haben langjährige Touristiker nach unvergesslichen Situationen und Episoden in ihrer Tourismuslaufbahn gefragt – Teil 3.

Schon schön, so ein Job in der Reisebranche: Ferien verkaufen, öfters mal am Meer ein Hotel begutachten, coole Branchenpartys. Das ist aber nur die eine Seite.

Dass der Touristiker-Job eben auch sehr herausfordernd ist und viele unerwartete Misslichkeiten mit sich bringt, haben wir in unseren Touristiker-Episoden Teil 1 und Teil 2 diese Woche bereits geschildert.

Nun folgt abschliessend Teil 3. Was Ruth Landolt, Kurt Eberhard, Beat Walser und Constantin Katsoulis in ihrem Tourismusjob schon widerfuhr, lesen Sie in unserer Sommer-Serie heute.

Kurt Eberhard, Geschäftsführer Bellavventura GmbH:

«In 35 Jahren als Touristiker ist einiges passiert, was ich nicht mehr erleben möchte. An einen Zwischenfall in den Anfängen meiner Karriere 1986 in Ägypten erinnere ich mich besonders gut.

Ich war in Luxor als Resident Manager für Kuoni tätig. Während eines Ausfluges verstarb ein englischer Gast an einem Herzinfarkt. Das alleine ist ja schon schlimm genug, aber dass der Vorfall ausgerechnet in einem der pharaonischen Gräber in Westtheben passierte, war besonders makaber. Die polizeilichen Ermittlungen und der Amtsschimmel in Ägypten hatten zudem nicht gerade dazu beigetragen, dass der Papierkram und die Rückführung des Leichnams nach England schnell und für die Ehefrau des Verstorbenen nicht zusätzlich belastend vonstatten ging.»

Ruth Landolt, Geschäftsführerin asia365:

«Wir waren 1988 auf Geschäftsausflug mit rund 80 SSR-lern. Für den Mittag in der Camargue hatte ich ein Restaurant gebucht. Die Busfahrer konnten es nicht finden. Keiner wusste genau, wo es lag. Damals noch ohne Google Maps...

Wir riefen an und wegen eines Kommunikationsfehlers hatte der Beizer das Gefühl, wir seien auf der anderen Seite der Lagune. Wie wir später – zu spät – herausfanden, waren wir aber zu jenem Zeitpunkt nur wenige hundert Meter vom angepeilten Restaurant entfernt.

Auf jeden Fall verstanden die Busfahrer, dass wir auf die andere Seite der Lagune müssten. Nach rund 90 Minuten Fahrt kamen wir auf der andern Seite an und das Restaurant, das in der unendlichen Weite der Camargue ganz isoliert lag, wusste nichts von einer 80-köpfigen Gruppe.

Da alle hungrig waren und es schon spät war, entschieden wir, nicht noch einmal zurückzufahren. Mit dem Koch durchstöberte ich die Kühlräume und half, praktisch allen Vorrat an gefrorenem Fleisch und Gemüsepaketen in die Küche zu transportieren, wo er dann ein Essen für 80 Personen improvisierte. Während dieser Zeit sassen alle vor dem Restaurant und überlegten, was wir wohl nun schlachten. Es wurde so unendlich viel gespottet und gelacht, dass nicht nur mir dieser SSR-Ausflug bis heute in lebhafter Erinnerung geblieben ist.»

Beat Walser, VR-Präsident TTS:

«Auf meinen Abenteuerreisen im südlichen Afrika predige ich zwar immer wieder, das Dachzelt in der Nacht auf keinen Fall zu verlassen. Doch auch mir passierte dann ein Fehler.

Wir besuchten eine Farm in Namibia mit einem grossen Gehege von Geparden. Die Geparde holt der Farmer ab bei anderen Farmern, die diese Tiere sonst erschiessen würden wegen Angriffen auf deren Vieh. Wir standen nun vor der Farm, doch trotz unseren Rufen machte niemand das Tor auf.

So ging ich trotz Verbotsschild einfach mal rein. Nach ein paar Metern kam mir aber plötzlich ein Gepard entgegen. Der Reisegruppe draussen blieb der Atem stehen und mir gefror das Blut in den Adern und die Schweissperlen kamen in Bächen.

Der Farmer kam dann glücklicherweise daher und stauchte mich natürlich zusammen. Meine Vorbildfunktion als Verantwortlicher der Reisegruppe war zumindest für die nächsten Tage im Eimer!»

Constantin Katsoulis, Senior Account Manager Travelnews AG:

«Es war an einem Samstag im Sommer 1989, damals war ich beim Zürcher Spanien-Spezialisten Travel Club angestellt und fürs Tour-Operating, Charter-Handling sowie als Trouble-Shooter am Flughafen Zürich verantwortlich.

Am Morgen erfuhr ich am Jet-Aviation-Schalter, dass die Charter-Airline Hispania konkurs gegangen ist. An jenem Tag hätte die Charterairline für uns Palma- Zürich - Ibiza- Zürich - Ibiza - Zürich - Palma fliegen sollen. Total 600 Passagiere waren gebucht.

Der Tumult und die Schimpftiraden am Schalter waren gross, als wir den Passagieren den Hispania-Ausfall mitteilen mussten. Wir versuchten sofort, Alternativlösungen zu finden mit anderen Airlines und Veranstaltern, teils auch mit Abflügen ab Basel.

Firmeninahber Bully Helbling organisierte sogar einen Schiffsausflug auf dem Hallwilersee mit den gestrandeten Passagieren, was grossen Anklang fand. Wir schafften es, viele Passagiere am gleichen Tag noch an ihr Ziel zu fliegen. Einige verlangten sofort ihr Geld zurück und wollten nicht mehr reisen. Die letzten Gäste beförderten wir am darauffolgenden Dienstag.»

(GWA)