Trips & People

Nach dem Höhepunkt der Nordamerika-Reise – André Lüthi und eine Schweizer VIP-Delegation trafen sich mit Gouverneur Arnold Schwarzenegger – folgte eine erhebliche Panne. Bild: HO

Erst das Treffen mit Arnold Schwarzenegger, dann der Motorschaden mit der VIP-Gruppe

Welches war Ihr herausforderndster oder schlimmster Moment in Ihrer Karriere? Wir haben langjährige Touristiker nach unvergesslichen Situationen und Episoden in ihrer Tourismuslaufbahn gefragt.

Wer mit langjährigen Touristikern zusammensitzt und plaudert, erfährt, wohin die schönsten Reisen führen, welches die schönsten Flecken der Erde sind. Dass das Organisieren von Reisen aber auch sehr herausfordernd ist und dass es der Tourismusjob ganz schön in sich hat, erfährt man ebenso.

Welches denn der herausforderndste, schlimmste oder schwärzeste Moment in der Tourismuskarriere war, wollten wir von zahlreichen, langjährigen Touristikern in Erfahrung bringen – und mussten beim Eintreffen der Antworten ziemlich staunen und lachen. Das sind die unvergesslichen Episoden von André Lüthi, Thomas Frischknecht, Sabine Biedermann und Jan Stiller.

André Lüthi, CEO Globetrotter Group:

«Es war im Anschluss an die Olympischen Winterspiele 2010 von Vancouver. Als Co-Leiter einer Wirtschaftsdelegation des Swiss Economic Forums, mit dabei alt Bundesrat Adolf Ogi und 20 Schweizer CEOs, besuchte ich mit der Gruppe im Sillicon Valley verschiedene Unternehmen. Danach empfing uns der damalige kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger im Kapitol in Sacramento. Von dort war eine Busfahrt zu einem Empfang auf dem Schweizer Konsulat geplant, um dann von dort direkt zum Airport weiterzureisen.

Auf der Autobahn krachte es, der VIP-Bus blieb mit einem Motorschaden auf dem Pannenstreifen stehen. Die Teilnehmer sassen auf ihren Koffern bei 35 Grad auf dem Pannenstreifen – sie mussten den Bus verlassen weil der Fahrer Angst vor einem Brand hatte – und ich versuchte verzweifelt, Taxis zu organisieren.

Das dauerte und dauerte, der Ärger war bei der ganzen Gruppe gross, ausser bei Adolf Ogi – der ruhig auf seinem Koffer sass und meinte: <Ändu, das chunt de scho guet>. Irgendwann kamen die Taxis – zum Empfang auf dem Schweizer Konsulat reichte es nicht mehr – wir mussten direkt zum Flughafen rasen, wo wir noch knapp den Flug zurück nach Europa erreichten. Es ist das Unvorhergesehene, das auf jeder Reise in Erinnerung bleibt. So spricht noch heute der eine oder andere von diesem Koffersitzen auf dem kalifornischen Pannenstreifen.»

Thomas Frischknecht, Partner 2assistU:

«Wir hatten 2006 zu meiner Belair-Zeit mit einer Boeing 767 eine exklusive Hotelplan-Reisegruppe auf einem Südamerika-Kreuzflug. Auf einem Zwischenstopp in Guayaquil (Ecuador) passierte es – die Maschine stand abgestellt auf dem Vorfeld, Crew und Gäste waren unterwegs auf einem Ausflug: ein Bodenmitarbeiter versuchte mit seinem Schlepptraktor unter dem Flugzeug durchzufahren.

Leider hat er zu spät realisiert, dass sein Fahrzeug zu hoch respektive der Flieger tiefer war als er dachte… Der Flieger erlitt einen strukturellen Schaden und konnte nicht mehr weiterfliegen. Als Konsequenz musste die geplante Weiterreise auf die Osterinseln abgesagt und die Reise mit einer andern Airline umgeplant werden. Die Maschine war mehrere Wochen in Südamerika blockiert; Techniker, Bodenmitarbeiter und Versicherungen waren über Monate beschäftigt.»

Sabine Biedermann, Stv. Geschäftsführerin Primcom:

«Während meines Studiums der Touristik-BWL an der FH Heilbronn absolvierte ich 1991 ein Praxissemester für einen deutschen Reiseveranstalter in Venezuela. Als Abschluss durfte ich eine Rundreise durchs Land leiten, natürlich unterstützt von einheimischen Guides vor Ort. Unter anderem stand der Besuch einer riesigen Hacienda in den Llanos auf dem Programm.

Auf einem Traktoranhänger fuhren wir über das enorme Gelände und bekamen die Highlights der Fauna und Flora gezeigt. Vor einem riesigen Baum hielt der junge Hacienda-Mitarbeiter und Traktorfahrer an und deutete in die Baumkrone, wo er einen Leguan sehen wollte. Weder irgendjemand der Gäste noch ich konnten jedoch ausser dichtem Blattwerk irgendetwas erkennen.

Kurzerhand nahm der junge Farmer also sein Gewehr hinter seinem Sitz hervor und schoss den riesigen Leguan vom Baum. Päng – der Leguan landete direkt vor unserem Traktor im Dreck, natürlich tot. Obwohl dies lange vor den Zeiten von Vegetarismus und Klimawandel war und auch der Artenschutz noch nicht sonderlich stark ausgeprägt, die Reisegruppe war enorm empört. Alle wären am liebsten sofort weitergereist.»

Jan Stiller, Direktor Lenkerhof:

«Ein weiblicher Gast meldete sich an der Rezeption, dass ihre Perlenkette, ihr Perlen-Ring und die Perlen-Ohrringe gestohlen wurden. Es stellte sich dann heraus, dass die Dame nach dem Abendessen den Schmuck in den Aschenbecher auf den Zimmer gelegt hatte. In der Nacht hatte dann ihr Gatte – damals durfte man noch rauchen – nicht schlafen können und hat eine Zigarre geraucht. Als er fertig damit fertig war, hat er den Aschenbecher in die Toilette geleert.»

Lesen Sie morgen: Wieso Madeleine Rüegg-Weiss von Knecht Reisen lange Zeit keine Reisen mehr leiten wollte und wie Mike Jakob von Railtour einen Schlafwagen in einen Speisewagen umbaute.

(GWA)