Hotellerie

Was bringt die Rundum-Kamera in der Hotellobby?

Auf dem Google Maps Business-Eintrag lassen sich attraktive 360 Grad-Bilder integrieren — die ersten Hotels machens vor.

Werner Getzmann hat derzeit alle Hände voll zu tun. Der Baselbieter Reportagefotograf ist seit einem Jahr auch zertifizierter Google Maps Business View-Fotograf – wie 30 weitere in der Schweiz. Bereits hat er zahlreiche Autogaragen, Optiker, Restaurants und andere Geschäfte abgelichtet. Nun rechnet er mit Anfragen aus der Hotellerie, nachdem Google die Aufnahmemodalitäten festgelegt hat.

Bei den Business Views geht es analog den Street View-Bildern um zoombare 360 Grad-Bilder, nur diesmal aus öffentlich zugänglichen Innenräumen. Der Auftrag an die Fotografen betreffend Hotels sieht vor, dass alle vier Meter Bilder geschossen werden, angefangen vor dem Hotel, über den Eingangsbereich hinein zu einzelnen Kategorien wie Zimmer, Wellness-Bereich und Meetingraum. „Der virtuelle Gast muss aber nicht übers Treppenhaus in den oberen Stock gelangen, dank Multi-Floor-Technik kann man sich in die höhere Etage klicken“, erklärt Getzmann. Zudem müsse nur jeweils eine Zimmerkategorie fotografiert werden.

Noch sind keine Rundum-Bilder von Schweizer Hotels aufgeschaltet, dafür in Deutschland. Als erste Kette haben die Lindner Hotels die ersten Häuser auch inwendig abgelichtet und auf den Google-Services integriert. Die Google-Suche nach „Bayarena Linder“, das Lindner Hotel in Leverkusen, eröffnet auf der rechten Bildschirmhälfte einen Business-Eintrag, auf dem man Fotos, eine Karte und „von Innen ansehen“ anklicken kann, sowie im unteren Teil der Box allgemeine Infos und die Buchungsmöglichkeit über den Hotelfinder. Die Qualität der Innenansicht ist so gut, dass man mittels Zoom auf der Zimmertüre den Floorplan ausmachen kann. Personen sind auf den Bildern keine zu sehen.

Andreas Krumes, bekannt als Organisator der Best of Swiss Gastro Awards, betreut bei der Digital-Agentur coUNDco den KMU-Bereich. Die Agentur verhilft kleineren Betrieben die optimale Web-Integration von Tools wie Business View. „Der Eintrag ist nicht komplex, aber man muss wissen, wie man alles richtig einbindet, auch bei der eigenen Webseite“, erklärt Krumes. Er ist von der Wirksamkeit der Google Maps Business Views überzeugt. Er findet es auch gut, dass Google die zertifizierten Fotografen Einzelbilder schiessen lässt, etwa von Öffnungszeiten oder Menükarten – diese Bilder wiederum werden als Daten eingelesen und online nutzbar gemacht.

Sowohl Getzmann wie Krumes gehen davon aus, dass ein Google Business-Eintrag samt 360 Grad-Innenbildern das Page Ranking bei Google verbessert. Auf die Preise angesprochen, die für die Erstellung von 360 Grad-Bildern entstehen, spricht Werner Getzmann von normalen Fotografen-Ansätzen: „Die bewegen sich um 1200 bis 2000 Franken am Tag. Ein kleines Hotel sollte in einem guten Tag abgelichtet sein. Ein Hotel kriegt zusätzlich hochaufgelöste Bilder für die Eigenverwendung.“ Unter www.360gradrundgang.ch/preise hat Getzmann seine aktuellen Preise aufgelistet. Er hat sich zudem mit weiteren Fotografen unter www.panopool.ch zusammengeschlossen, um schweizweit Projekte gemeinsam zu betreuen, wie jüngst die 360 Grad-Aufnahmen aller 23 Koch Optik-Studios. Google wiederum verlangt keine Kosten. Den Dienst bezahlt man mit den zur Verfügung gestellten Daten. Diese wiederum verhelfen Google, die weltweit beste und allumfassendste Karte zu kreieren.

Was spricht neben allfälligen Kostenüberlegungen gegen eine Aufschaltung von Rundumbildern auf Business Views? Allenfalls dürften Kritiker von Googles Bemühungen, den Hotelfinder weiter zu verbessern, die Stirn runzeln. Denn dort sind auf den vordersten Plätzen bei der Buchungsoption – wie der Klick auf „Bayarena Lindner“ verdeutlich – zunächst einmal die grossen OTAs beim Buchungsbutton präsent. Und denen wollten viele Hotels aus dem Weg gehen, um hohe Kommissionen zu sparen.

(GWA)