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Das war die ITB 2024

Reto Suter
Die ITB Berlin lockte dieses Jahr knapp 100'000 Besucherinnen und Besucher an. Bild: ITB

Was den öffentlichen Verkehr betrifft, hat das Reiseland Deutschland während der weltweit führenden Tourismusmesse keine Werbung in eigener Sache gemacht. Im Gegenteil. Still stehende Züge und ausfallende Flüge haben vor allem den letzten Tag der ITB Berlin schwer getrübt. Viele Hallen waren am Donnerstag nur spärlich gefüllt. Zudem blieben an den Essensständen und in den Restaurants in der Rush Hour am Mittag viele Tische frei – ein kaum je dagewesenes Bild in den Berliner Messehallen.

Wegen der Bahn- und Flughafen-Streiks bekamen Ausstellende und vor allem viele Einkäuferinnen und Einkäufer kalte Füsse. Sie reisten Hals über Kopf am Mittwochabend heim – aus Angst, sie könnten es nicht rechtzeitig nach Hause oder an den nächsten wichtigen Geschäftstermin schaffen. Auch bei allen, die an der ITB ausharrten, waren die Streiks das dominierende Thema. Die Sorge, am Donnerstag in Berlin zu stranden, hing wie ein Damoklesschwert unter den Dächern der Messehallen.

Wobei die Bedenken unbegründet waren: Soweit bekannt ist, schafften es zumindest alle Schweizerinnen und Schweizer zurück nach Hause. Die Flüge starteten wie geplant, und für die ausgefallenen Züge sprang Eurobus in die Bresche (Travelnews berichtete). Knapp 40 Schweizer Reiseprofis nutzten das Angebot und reisten mit dem Bus zurück in die Heimat. Und so gilt: Ende gut, alles gut. Denn die ITB-Bilanz 2024 fällt erfreulich aus. Knapp 100'000 Besucherinnen und Besucher nahmen an der Messe teil, leicht mehr als im vergangenen Jahr, wie die Messe Berlin am Donnerstagabend mitteilte.

«Die Stimmung war sehr positiv», sagt Mario Tobias, Vorsitzender der Geschäftsführer der Messe Berlin. «Aussteller, Besucher und Speaker waren sich weitestgehend einig, dass die Reiselust keineswegs ein reiner Kurzzeiteffekt nach der Pandemie war, sondern dass sie sich grundlegend robust zeigt. Weder Inflation noch hohe Energiekosten scheinen die Nachfrage zu trüben.»

Die positive Bewertung der Messeleitung deckt sich mit den Erfahrungen vieler Schweizer Reiseprofis, wie eine Umfrage von Travelnews zeigt.

Ruth Landolt, Geschäftsführerin Asia365:

«Ganz sicher bin ich nicht, wie oft ich schon an der ITB Berlin war, aber es dürfte in etwa meine 40. Teilnahme gewesen sein. In den Asien-Hallen strahlten Ausstellende und Besucherinnen und Besucher gleichermassen sehr viel Zuversicht aus. Kein Wunder: Das Geschäft brummt! Für uns ist es eine Herausforderung, der grossen Nachfrage gerecht zu werden. Gerade in Japan und Thailand mangelt es beispielsweise an Guides, und viele Hotels sind nicht vollständig geöffnet, weil es an Personal fehlt. Wir kriegen es hin, alle Bedürfnisse zu befriedigen, aber es ist ein Effort.»

Guy Minder, Geschäftsführer JPM Guides:

«Für mich war es die 26. ITB. Ich bin durchaus ein bisschen stolz, wenn ich auf diese lange Zeit im Business zurückblicke. Die ITB ist für uns eine gute Gelegenheit, Leute aus dem deutschsprachigen Markt zu treffen. Deals schliessen wir direkt an der Messe eher selten ab. Für uns sind die persönlichen Feedbacks wichtig, die wir hier von den Partnern bekommen. Natürlich geht es auch darum, die Konkurrenz zu überwachen (lacht). Die Corona-Pandemie hat den Weg für moderne Lösungen, wie wir sie anbieten, geebnet. Der Branche fehlte es an Personal, alle hatten viel zu tun und waren darum froh um technische Lösungen.»

Was die Reiseprofis an der ITB Berlin schätzen: der Austausch mit Kunden und Partnern, gebündelt an einem Ort. Bild: ITB

Torge Petersen, COO Volume Tour Operating Hotelplan Group:

«Ich war zum 30. Mal an der ITB dabei. Was mich besonders gefreut hat: die sehr positive Stimmung. Der Kaufkraftverlust war zwar da und dort ein Thema, insgesamt gab es aber wenig Krisengerede. Die Nachfrage ist generell hoch, dadurch kann es in der Hochsaison zu Engpässen kommen. Wir haben uns hier gut abgesichert, damit wir gerüstet sind. Aufgefallen ist mir, dass es wenige Hallen mit Leerstand gab. Das war auch schon anders, beispielsweise während der Finanzkrise 2008. Es sind zwar anstrengende Tage an der ITB, der Austausch mit den Partnern macht mir aber immer sehr viel Spass.»

Carla Riss, Meraki Travel:

«Wir hatten eine tolle und intensive Zeit an der ITB. Wir haben vorgängig viele Termine abgemacht mit bestehenden Partnern, um laufende Buchungen zu besprechen und gemeinsam neue Routen und Ideen zu erarbeiten. Zusätzlich haben wir neue potenzielle Partner getroffen und uns ausgetauscht. Gleichzeitig informierten wir uns auch an Vorträgen über die neusten Trends, beispielsweise zu Tiktok. Das Zusammenkommen mit Branchenpartnern und die vielen Inspirationen waren für uns eine grosse Bereicherung.»

Andreas Heinzer, B2B bei der Lufthansa Group:

«Ich war letztmals vor rund 15 Jahren an der ITB. Es ist Vieles immer noch sehr ähnlich wie damals. Positiv finde ich, dass die ITB jetzt eine reine Fachmesse ist. Früher kamen jeweils viele Leute, die hauptsächlich Jagd auf Give-Aways machten. Das ist jetzt vorbei. Ich finde die Messe nach wie vor zeitgemäss. Zahlreiche wichtige Branchenvertreter sind gebündelt an einem Ort. Das bietet die Möglichkeit, die Kontakte mit Kunden und Partnern zu pflegen. Natürlich habe ich auch geschaut, wie sich die Konkurrenz präsentiert. Faszinierend ist, was die Ausstellenden aus dem arabischen Raum auf die Beine stellen. Den Stand von Emirates fand ich beispielsweise sehr eindrücklich.»

Was Nicole Pfammatter (CEO Hotelplan Suisse), Urs Limacher (Verkaufschef Edelweiss), Sandra Räber (Geschäftsführerin Baumeler Reisen) und Jörg Herrmann (Co-CEO Interhome) zur ITB 2024 sagen, sehen Sie im Video: