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Seit gut einem Jahr live mit Localbini: Mateusz Mierzwinski, Gründer und CEO von LocalBini. Bilder: HO

«Wir sind das Uber für City-Führungen»

LocalBini organisiert kulturell geprägte, exklusive Städte-Erlebnisse, die von Einheimischen durchgeführt werden. Wie funktioniert die Geschäftsidee des St. Galler Startups? travelnews.ch hat mit LocalBini-Gründer Mateusz Mierzwinski gesprochen.

Herr Mierzwinski, welche Idee steht hinter der Lancierung von LocalBini?

Mateusz Mierzwinski: Die Idee ist simple: Unvergessliche Erlebnisse fördern – von Mensch zu Mensch. Jeder der gerne reist und europäische Städte erkundigen möchte, kann über die LocalBini Plattform ein privates Stadt-Erlebnis mit einem Einheimischen buchen. LocalBini ist mittlerweile die grösste europäischen Plattform für kulturelle, exklusive Städte-Erlebnisse, präsent in mehr als 60 Städten mit über 1'200 Erlebnissen. Wir sind wie Uber, aber für «City-Führungen».

Wann gings los? Wer und welche Technologie steht hinter der Plattform?

Ich hatte Glück. Wir hatten noch vor der Gründung über 100'000 Franken von wohlhabenden Individuen in der Schweiz sichern können. Dies hat uns einen guten Start ermöglicht. Wir konnten uns Zeit nehmen, um die Brand-Identität aufzubauen, die User-Experience unserer Plattform zu entwickeln und alles peu a peu zu entwickeln. Ganz zu Beginn haben wir nur eine App auf den Markt gebracht; es stellte sich allerdings alsschwierig heraus, nur eine App mit einem moderaten Marketingbudget zu vertreiben. Wir haben dann sechs Monate nach dem Launch der Apps eine vollfunktionierende Website fertiggestellt, welche Mitte April 2017 live ging. Dies war für uns das richtige, gefühlte «Go-Live». Zum jetzigen Team gehören neun Team-Members, welche spezifische Rollen ausführen, und gleichzeitig wenden wir das Kaizen-Prinzip an, um unsere Abläufe stetig zu verbessern.

«Zum Beispiel eine dreistündige Fashion-Beratung von einer Modestudentin in Paris mit anschliessendem Shopping»

Wie muss man sich einen einzelnen Ausflug vorstellen? Wer begleitet einem? Wieviel kostet es? Was sind die Vorteile?

Die Einheimischen bieten diverse Experiences an. Sei es eine 3-Stündige Fashion-Beratung und Shopping-Experience in Paris mit einer Modestudentin, eine «II World War»-Führung mit einem Geschichtslehrer in Berlin oder eine architektonische Führung mit einem Architektur Studenten in Dresden – fast alle Themenbereiche sind abgedeckt. Regulär dauert ein solches privates Erlebnis zwei bis drei Stunden, und kostet für zwei Personen nur 25 Euro pro Person. Wir entwickeln gerade ein Feature, welches ermöglicht, seine eigene private Buchung öffentlich zu stellen, damit andere Reisenden hinzustossen können. Damit es weiterhin privat und angenehm für alle Teilnehmer bleibt, erlaubt unser System eine maximale Gruppengröße von sechs Personen bei diesem «Sharing is Caring»-Konzept – und klar, pro Person sinkt der Preis natürlich!

Was unterscheidet Sie zu einer Plattform wie Getyourguide oder Viator?

Bei LocalBini sind ausschliesslich private Personen zulässig, welche wir über diverse Kanäle rekrutierten und auch verifizieren. Bei einigen unserer Konkurrenten platzieren professionelle Anbieter (Firmen) ihre Angebote. Das interessante bei uns ist auch noch, dass man sich den Local (Einheimischen) ja auch direkt aussuchen kann, man weiss also vorher schon, wer einem die Stadt zeigt!

«Es ist wichtig, dass die Locals neben Fachwissen auch ein gastfreundschaftliches Denken sowie adäquate Kommunikationsfähigkeiten besitzen».

Wer sind Ihre Reiseführer und Tourguides? Wie gelangen Sie an diese?

Wir nutzen alle möglichen Kanäle, um an Locals in den Städten in Europa zu kommen. Dazu zählen Social Media, Universitäten, aber auch Vereine. Dann, als erstes überzeugen wir die potentielle Locals von unserem Konzept, unserer peer2peer-Plattform. Jeder potentielle Local durchgeht ein 30minütiges Interview; wir möchten jeden kennenlernen. Im Interviewprozess stellen wir zwei Sorten von Fragen: zum Wissen des Locals und zum Umgang & der Kommunikation mit potentiellen Kunden. Es ist wichtig, dass die Locals neben Fachwissen auch ein gastfreundschaftliches Denken sowie adäquate Kommunikationsfähigkeiten besitzen. Am Ende des Interviews geben wir dann ein ehrliches Feedback. Für uns ist es nämlich wichtig, dass – auch wenn wir nur eine Plattform sind – die User, welche Experiences über LocalBini.com buchen, ein hohes Niveau an Qualität erhalten. Neben des Interviews führen wir entweder eigenständig oder durch lokale Partner Reviews (Tests) von den Experiences durch. Und zu guter Letzt führen wir auch ID-Kontrollen, um die wahre Identität der Locals zu verifizieren, durch.

Welches ist eine typische und häufige Tour, welches sind die ausgefallensten Touren und Erlebnisse auf Ihrer Plattform?

Da unterschiedliche Locals auf unserer Plattform angemeldet sind, ist die Auswahl gross. Bei den jüngeren Reisenden werden oft Experiences wie «Foodie Walk», «Nightlife/Underground» oder «Fashion» gebucht. Bei Reisenden, deren Fokus eher auf Kultur liegt, werden Experiences mit Themen wie «Architektur» oder «Geschichte» gebucht. Eine besondere Experience haben wir in Paris: dort kann man mit einem echten Astronauten in einer kleinen Cessna über Paris fliegen!

«Sobald wir die Automatisierung erfolgreich abgeschlossen haben, eröffnen wir Destinationen ausserhalb von Europa»

Können Sie schon auf viele Buchungen zählen? Und wie generieren Sie Kunden?

Wir sind zufrieden mit der Performance. Da wir ein kleines Marketingbudget haben, generieren wir die meisten Buchungen auf unserer Plattform über Partner (B2B2C). Wir sind also derzeit stetig dabei, neue Partner wie Hotels, Reisebüros oder Transportunternehmen zu finden, um eine Kooperation abzuschliessen. Jeder unserer Partner bekommt 50% von der Plattform-Kommission. Neben der erwähnten B2B2C Geschäftsentwicklung, betreiben wir einige Content Marketing Massnahmen, welche uns auch gute Transaktionen auf der direkten Endverbraucherseite (B2C) generieren.

Welche weiteren Ziele haben Sie?

LocalBini hat seit 2018 den Fokus auf B2B2C, das heisst, Partnerschaften mit Reisebüros, Online-Travel-Agencies sowie Hotels aufzubauen, welche zu Vertriebspartnern von den Experiences werden. Wir haben momentan mehrere sehr gute Pilotprojekte am Laufen, welche wir in 2018 erfolgreich abschliessen möchten. Das ultimative Ziel ist es bis Q1, 2019 eine substanzielle Finanzierungssumme sichern zu können, um weitere Fachkräfte einstellen zu können und um die Automatisierung der Plattform erfolgreich abzuschliessen, damit wir sicher aber zielstrebig skalieren können. Sobald dies erfolgt ist, eröffnen wir Destinationen ausserhalb von Europa!

(GWA)