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Was ist Dynamic Packaging? Im Moment der Anfrage werden ein Hotel, ein Flug und eine Nebenleistung mit einer speziellen Software kombiniert, nach Business Rules kalkuliert und so zu einem Paket mit Pauschalpreis geschnürt. Bild: Fotolia

Expert Dynamic what?

Wilfried Kropp

Schlanke Prozesse und tagesaktuelle Preise: Technologie-Experte Wilfried Kropp erklärt die dynamische Produktion von Reisearrangements und nennt die Pioniere.

Mit dem Begriff Dynamic Packaging wird eine alternative Methode zur Produktion von Veranstalter-Reisen bezeichnet. Die typische Reiseveranstalter-Leistung, also ein Paket aus Hotel, Flug und einer Nebenleistung, wird im Moment der Anfrage mit einer speziellen Software kombiniert, nach Business Rules kalkuliert und so als «Paket» zu einem Pauschalpreis dem Vertrieb zur Verfügung gestellt.

Im Vergleich zur klassischen Produktionsmethode von Reiseveranstaltern liefert Dynamic Packaging tagesaktuelle Preise und verspricht einen insgesamt sehr kostengünstigen internen Prozess. Da es bei dieser Produktionsmethode auch keinen gedruckten Katalog geben kann, entfällt ein weiterer Kostenfaktor für Veranstalter. Kein Wunder, dass sich diese Produktionsmethode vor allem im preissensiblen Online-Vetrieb bereits durchgesetzt hat.

Das Besondere an Dynamic Packaging ist die Verknüpfung unterschiedlicher, interner und externer Datenquellen. Häufig ist folgende Kombination: Veranstalter-eigene Hoteldatenbank plus Zugriff auf tagesaktuelle Flugangebote. Aber auch die Kombination von externen Bettenbanken und Flügen ist möglich. Die meisten Veranstalter bevorzugen aber Hotels, für die sie selbst Kontingente einkaufen. Damit können sie die Qualität ihres Angebots besser kontrollieren.

Die Flugangebote werden in einem Cache (ein extrem schneller Puffer-Speicher) vorgehalten, der je nach Veranstalter und seinen Vertragsbeziehungen die Angebote von Chartergesellschaften, Full-Service-Airlines und Low-Cost-Carriern enthält. Das Caching stellt sicher, dass die Verarbeitungszeit eines dynamischen Angebots extrem schnell ist. Das Caching ist aber auch die Ursache von Preissprüngen, die im Reisevertrieb extrem unbeliebt sind: Das Angebot bei der Erstellung der Reise basiert auf Flugtarifen, die im Cache enthalten und damit möglicherweise bereits veraltet sind, die Buchung selbst erfolgt dann zum «richtigen» Preis im Airline-System. Das kann zu Abweichungen nach oben oder unten führen.

Bei Reisebüros unbeliebt wegen Stornoregeln

Im Reisevertrieb ist Dynamic Packaging unterschiedlich akzeptiert. Oliver Rengelshausen, Geschäftsführer des IT-Anbieters Traveltainment (Amadeus-Gruppe) schätzt den Anteil der X-Produkte, wie die dynamisch produzierten Reisen im Branchen-Sprech auch genannt werden, im Online-Vertrieb schon auf etwa 45 Prozent.

Bei den stationären Reisebüros dürfte der Anteil bei etwa 20 Prozent liegen. Dass diese Produkte im stationären Vertrieb nicht so beliebt sind, liegt an den Stornoregeln: Ein Paket, das beispielsweise den Flug eines Low-Cost-Carriers enthält, kann nicht storniert werden.

Traveltainment gilt als Erfinder der Dynamic-Packaging-Software, doch auch der Mitbewerber Peakwork hat ein vergleichbares Angebot. Die neue Software ermöglicht auch ganz neue Geschäftsmodelle. Während fast alle klassischen Veranstalter die X-Produkte inzwischen als preisgünstige, aktuelle Abrundung ihres Katalogangebots sehen, haben sich Spezialisten entwickelt, die vollständig auf die neue Technologie setzen.

In Deutschland ist es beispielsweise der Veranstalter V-tours, der mit ausschliesslich dynamisch paketierten Reisen auf einen Umsatz von rund 250 Millionen Euro kommt. In Basel hat sich Holidays.ch als Dienstleister für Airlines profiliert. Mit der Software von Peakwork produziert Holidays.ch Ferienreisen für Swiss, Lufthansa, Condor, Ryanair und anderen. In diesem Fall wird das jeweilige Airline-Inventory kombiniert mit einem Hotel-Inventory, das Holidays.ch zusammenstellt. Diese Reisen werden dann unter der Marke der Airline auf deren eigenen Websites angeboten.

Hotelplan startete die dynamische Produktion mit der international ausgelegten Marke «bedfinder», wendet diese Technik inzwischen aber auch für Ferienpauschalreisen an.