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Breitbanddienste halten in der Flugzeug-Kabine Einzug. Bild: Fotolia

Expert Online über den Wolken – ohne Verzögerungen

David Fox

Das European Aviation Network (EAN) liefert schnelles Internet in die Flugzeugkabine. Ein Gastbeitrag von David Fox, Vice President Inflight Services & Connectivity, verantwortlich für das EAN-Programm bei der Deutschen Telekom.

Sei es über das Mobilfunknetz, DSL oder öffentliche Hotspots – überall gehen Menschen heute online. Jetzt versorgt das European Aviation Network auch Flugzeuge auf europäischen Flugrouten mit Internet. Und das mit einer Geschwindigkeit, wie Nutzer es sonst nur aus den eigenen vier Wänden kennen. Fakt ist: Für 60 Prozent aller Reisenden ist eine Internetverbindung im Flugzeug kein Luxus mehr – sondern eine Notwendigkeit. Das zeigt eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung aus dem Jahr 2017.

Inmarsat, weltweit führender Anbieter für Satellitenkommunikation, und die Deutsche Telekom, führender europäischer Telekommunikations-Anbieter, haben das weltweit erste integrierte Satelliten- und LTE-basierte Netzwerk aufgebaut. Die hybride Architektur, die Signale via S-Band aus dem Weltall und komplementär über 4G vom Boden und überträgt, kombiniert grossflächige Abdeckung mit hohen Down- und Uploadraten: So liefert das EAN zuverlässig 75 Mbit/s und mehr in die Flugzeugkabine.

Geringere Latenz, höhere Reichweite

Das EAN ist doppelt so schnell wie Angebote der Wettbewerber: Denn Systeme, die nur auf die Satellitenkommunikation setzen, leiden typischerweise unter Signalverzögerungen von einer halben Sekunde und mehr. Die sogenannte Latenz entsteht durch die Zeit, die Daten vom Flugzeug über den Satelliten bis zur Bodenstation benötigen. Andere Lösungen, die bereits auf das Mobilfunknetz setzen, arbeiten zumeist nur mit dem für viele Anwendungsfälle limitierten 3G. Geht ein Flug über Landstriche ohne Sendmasten, reisst die Verbindung ab.

Nicht so beim EAN: Inmarsat und die Telekom haben das integrierte Netz speziell für den Luftverkehr aufgebaut. Mit Latenzzeiten von weniger als einer zehntel Sekunde ermöglicht es die gleichen Anwendungen, die Nutzer von Zuhause kennen. Fluggäste können soziale Medien nutzen, Bilder teilen und sogar breitbandintensive Anwendungen wie HD-Video-Stream ausführen – und das, während sie in zehn Kilometern Höhe mit über 800 km/h fliegen. Seit Februar 2018 steht der Service flächendeckend für alle 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie Norwegen und die Schweiz bereit.

Ein Satellit, 300 LTE-Basisstationen

Der von Inmarsat bereitgestellte S-Band Satellit als führende Netzkomponente des EAN garantiert mit drei Satelliten-Beams eine europaweite Funkabdeckung und durchgängige Verfügbarkeit. Ergänzend hat die Deutsche Telekom ein Netz aus rund 300 LTE-Basisstationen in Europa aufgebaut. Zum Einsatz kommen speziell entwickelte Antennen mit besonders hoher Reichweite von Nokia: Wo normale LTE-Anlagen einen Radius von rund 10 Kilometern auf der Erde abdecken, spannt das EAN Zellen auf, die bis zu 150 Kilometer weit reichen. So unterstützt das System die Satellitenkommunikation mit zusätzlicher Kapazität über Land und auch den Küstengebieten entsprechend der Zellradien.

Die am Flugzeug notwendige Empfangs- und Sendetechnologie kommt von Thales, einem Technologieführer für die Luft- und Raumfahrt. Die Bordausrüstung lässt sich schneller montieren als beispielsweise Ku-Ka-Band-Antennenkuppeln, die bei reinen Satellitenlösungen zum Einsatz kommen. Die kompakte und leichtgewichtige EAN-Bordausrüstung ist meist über Nacht installiert: Eine kleine S-Band-Antenne und zwei wenige Zentimeter grosse LTE-Antennen reichen aus. So bietet beispielsweise Airbus bereits eine Nachrüstlösung für seine A320-Familie an.

6,7 Milliarden Euro Mehreinnahmen bis 2035

Airlines können ihren Gästen den EAN-Service jetzt auf Flügen in Europa anbieten. Wie gewohnt bleiben Smartphones, Tablets und Laptops im Flugmodus. Ein WLAN-Hotspot liefert die Konnektivität an die Endgeräte. Fluggesellschaften entscheiden frei, wie sie den Dienst bereitstellen – ob gratis, kostenpflichtig, kontingentbasiert oder auch als Bestandteil von Bonusprogrammen. Dass sich Internet im Flugzeug auszahlen wird, prognostiziert eine Studie der London School of Economics von 2017: So erwarten die Wirtschaftsexperten Mehreinnahmen allein für europäische Airlines in Höhe von 6,7 Milliarden Euro, die sich bis 2035 durch Breitbanddienste für Passagiere erzielen lassen.