Travel Tech
Hier gehts in die virtuellen Ferien
Ben WestIrgendwie steigt man in eine Landkarte hinein. Dann wird man durch einen warmen Luftstoss an eine Hawaiianische Bucht versetzt, bevor man sich in der luxuriösen Lobby eines Marriott Hotels wieder findet. All dies geschieht, während man in einer «Teleporter»-Kabine steht, die je nach Szenario Klima-Veränderungen, Meeresbrisen und Ozean-Dunst simuliert.
Wir befinden uns in der neuen Welt der Virtuellen Realität (VR) die nun real wird. Sie ist Teil der «Travel Brilliantly»-Marketingkampagne von Marriott und bietet eine sogenannte «4D-Erfahrung». Mithilfe einer avantgardistischen Okulus-Rift-Brille fühlt man sich wie mitten in einem 360 Grad-Film. Pneumatische Pumpen, die sich im Boden der Kabine befinden, Heissluft-Ventilatoren, Nebel-Düsen und ein Duft-Dispenser sorgen für verschiedene Ferien-Gefühle.
2016 wird die VR-Video-Technologie mit voller Wucht auf das internationale Bewusstsein prallen. Entsprechende Geräte sind bereits von verschiedenen Herstellern auf dem Markt. Darunter das 200 Franken teure Gear VR-Gestell von Samsung, mit dem sich ein Galaxy 6 oder Galaxy Note 4 Smartphone mit Oculus-Software vor die Augen schnallen lässt.
Zu den Konkurrenzprodukten gehören die Brillen Vive von HTC, Morpheus von Sony und Hololens von Microsoft. Entsprechend wird die Reise- und Tourismusindustrie verstärkt VR-Inhalte einsetzen, um ihre Produkte und Destinationen in einer neuen und einzigartigen Weise zu vermarkten. Wer in Zukunft eine Reise plant, hat die Möglichkeit, mit der neuen Technologie verschiedene Locations zu testen, bevor er sich zu einer Buchung entschliesst.
Neuer Markt für erweitertes Reisen
Thomas Cook stellt in einigen seiner deutschen, belgischen und britischen Filialen bereits VR-Werbevideos zur Verfügung. Auch die kanadische Destination British Columbia und Qantas Airways setzen die neue Technologie ein. Und die GCH Hotel Group nutzt VR um ihre Tagungs-, Incentives- und Konferenzangebote in ganz Europa zu bewerben.
Vor nicht allzu langer Zeit konnten es sich die meisten Unternehmen nicht leisten, eine VR-Erfahrung anzubieten. Aber die neue Generation von Brillen sowie Sichtgeräte aus Karton, wie sie Google, DodoCase, Knox Labs oder Unofficial Cardboard vertreiben, sind viel günstiger. Diese bestehen im Grunde nur aus einem Stück gefalteten Karton, das ein Smartphone in einen Virtual Reality-Apparat verwandelt. Mit Preisen von unter 20 Franken sind sie budgetfreundlich genug, dass sie zusammen mit Katalogen an die Kunden verschickt werden können, die nach dem Download einer entsprechenden Smartphone-App in den Genuss von massgeschneiderten Ferien-Eindrücken kommen.
In Zukunft könnte die neue Technologie auch einen neuen Markt für erweitertes Reisen schaffen. Wer aus Zeit-, Geld- oder anderen Gründen nicht an einen bestimmten Ort fahren kann, zahlt einfach für ein virtuelles Ferienerlebnis.