Travel Tech

Das gesamte Nezasa-Team posiert, vorne auf dem Sofa sitzend die Firmengründer: Andreas Fürer (schwarzer Pulli), Manuel Hilty (rotes Shirt) und Patrick Hammer (grauer Pulli); rechts daneben der ehemalige Kuoni-IT-Chef Benno Iten, der Nezasa beratend zur Seite steht. Bild: TN

Zur individuellen Fernreise mit wenigen Klicks

Gregor Waser

Das Zürcher Software-Unternehmen Nezasa hat die Komplettlösung für Anbieter flexibler Reisebausteine kreiert – und kann auf einen neuen, prominenten Kunden zählen.

2012 gegründet, lautet die Devise beim Start-up Nezasa seit 2014 unbescheiden: «Wir wollen mit einer neuen Technologie die traditionelle Art und Weise, wie Reisen gebucht werden, revolutionieren». Doch wo steht Nezasa heute?

Travelnews.ch hat das Zürcher Start-up in den Büros am Sihlquai besucht. 20 Mitarbeiter nutzen jede Ecke, auch einen Stehtisch im Gang. In den nächsten Wochen steht ein Umzug an in neue, grössere Räumlichkeiten an der Zürcher Sihlporte.

Auf die Ausgangslage von Nezasa angesprochen, holt CEO Manuel Hilty, aus: «Wenn einer ein Badeferien-Package sucht fürs Mittelmeer, mit Flug, Transfer und Hotel, dann ist das Problem heute gelöst. Das kann man im Internet im Nu abrufen und buchen.» Doch bei individuellen Fernreisen sehe dies anders aus: «Wenn jemand eine Reise nach Vietnam plant und drei, vier Orte besuchen will, kann man das online zwar machen – das ist aber mühsam. Oder eine Mietwagen-Rundreise in den USA: wenn man das alleine buchen will, kommt man bald an seine Grenzen. Denn wenn ich merke, dass ich am zweiten Etappenort nun doch drei statt zwei Nächte bleiben will, fällt der gesamte gebuchte Reiseplan auseinander. Jede Hotelbuchung hinten dran muss umgebucht oder gecancelt werden. Bei dieser Problemstellung haben wir angesetzt.»

Nezasa managt die Abhängigkeit aller Einzelprodukte in einem gesamten Reiseplan

Simplifiying Touroperating heisst das bei Nezasa. Hilty sagt: «Sobald es über die Buchung von Einzelkomponenten hinausgeht, war die Reisebranche bisher extrem unterversorgt. Unsere Technologie übernimmt nun diese Prozesse.» Darauf richtete Nezasa den Fokus bei der Software-Entwicklung, die auf einer hochskalierbaren, cloudbasierten SaaS-Lösung fusst – SaaS oder «Software as a Service» heisst soviel, dass der User sich weder um Hosting, Datensicherheit oder Updates kümmern muss.

Doch wer sind die Kunden? «Uns geht es ums Touroperating. Ob Destination Management Company, Touroperator, Micro-Touroperator oder Reisebüro – für jeden, der touristische Komponenten zu einem Reiseprogramm zusammenstellt, ist unsere Lösung interessant», erklärt der 42-Jährige, der vor der Nezasa-Gründung bei einer Software-Entwicklungsfirma tätig war und später die Beratungsfirma Acrea gründete, aus der heraus Nezasa entstand. Heute können Manuel Hilty und seine Mitgründer Patrick Hammer und Andreas Fürer auf ein Team von 20 Leuten, mehrheitlich IT-Ingenieure, zählen. Im Verwaltungsrat sitzt unter anderem der frühere Kuoni-Finanzchef und heutige SRV-Präsident Max E. Katz.

«Was unsere Technologie hauptsächlich macht, ist die Abhängigkeit aller Einzelprodukte in einem gesamten Reiseplan zu managen – und zwar während der Planung, wenn wir checken, was zusammenpasst, wie man das anfügen kann», führt Hilty aus, «und dann auch während der und nach der Buchung. Eventuell gilt es einen Flug oder Ausflug dazuzubuchen, wir müssen sicherstellen was passiert, wenn eines der 15 Hotels noch auf Request steht, et cetera.» All diese Abhängigkeiten bis nach der Buchung zu managen, sei der Kern von dem, was Nezasa mache.

Nezasa will mit einem hohen Automatisierungsgrad ineffiziente Prozesse im Touroperating vergessen machen.

Was heute passiere zwischen Leistungsträger und Endkunde, wie häufig es da einen Medienbruch gebe, die grosse Anzahl der Emails und Telefonate, die da hin und her gehen, sei enorm – entsprechend hoch sei die Fehleranfälligkeit. Diesen Ablauf zu automatisieren, hat sich Nezasa zum Ziel gesetzt und ist dabei schon weit fortgeschritten.

«Wir können die ganzen Prozesse zu einem hohen Grad automatisieren. Nicht nur für den Kunden wirds einfacher, sondern auch der Touroperator kann von einer vollautomatischen Abwicklung profitieren, was sich für ihn in einem Kostenvorteil auswirkt», sagt Hilty. Zudem verweist er darauf, dass in einem von Preisparität geprägten Umfeld, ein Reiseanbieter sich heute vor allem mit einem hohen Servicegrad auszeichnen müsse.

Neu setzt Switzerland Travel Centre (STC) auf Nezasa

Der Klick auf die Nezasa-Kundenliste zeigt, dass bereits zahlreiche Player auf die vielversprechende Technologie setzen, etwa die FTI Group, Viamonda, Windrose, Pure Africa Experiences oder Latin America Tours, dessen Gründer Reto Rüfenacht sich neulich über die Einsatzmöglichkeiten des Tools geäussert hat.

Und ganz neu setzt auch Switzerland Travel Centre (STC) auf die Nezasa-Technologie. Das Tochterunterehmen von SBB, Schweiz Tourismus und Hotelleriesuisse verkauft die touristische Schweiz mit allen Komponenten in der ganzen Welt.

Eben zurückgekehrt ist Hilty von der ITB Berlin, wo er oft am Amadeus-Stand weilte: denn neu unterstützt Nezasa die Amadeus-Tochter Traveltainment, um die Suche nach Rundreisen zu optimieren, die in der Reisebüro-Software Bistro mit eigenem Reiter neu aufgeschaltet wird.

Einen Eindruck, wie die Nezasa-Technologie auf dem Frontend funktioniert, gibt dieses Video:

Nun nach vier Jahren Entwicklung scheint Nezasa bereit, die Technologie an zahlreiche Player auszuliefern. 2018 dürfte man in der Reisebranche vom jungen Software-Player noch einiges zu hören bekommen. Der Ansatz, die individuelle Fernreise mit wenigen Klicks zu organisieren, ist vielversprechend und hat sich in der Praxis bereits bewährt.