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Barrierefreies Reisen ist ein zentraler Erfolgsfaktor für die Reisebranche. Bild: HO

Protektionismus und Populismus sind die Feinde der Reisebranche

Eine von Amadeus in Auftrag gegebene Studie entwirft Zukunftsszenarien und erklärt, was es für künftiges Wachstum braucht.

Die Reisebranche muss sich besser auf ökonomische und politische Störfaktoren vorbereiten, wenn sie kommendes Wirtschaftswachstum voll nutzen möchte. Das ist die zentrale Aussage einer neuen Studie der Unternehmensberatung A. T. Kearney, welche von Amadeus in Auftrag gegeben wurde. Während Sharing Economy, Virtual Reality und das «Internet of things» allesamt Vorteile für die Reisenden bedeuten, bringen geopolitische, soziale und wirtschaftliche Entwicklungen die Welt durcheinander und polarisieren sie. Das setzt dem Wachstumspotenzial der Reisebranche Grenzen – sofern die Unternehmen nicht jetzt handeln.

Laut der Studie gibt es zwei zentrale Entwicklungen, welche die Reisebranche verändern und künftige Erfolge vorantreiben:

  • Personalisierte Reiseprozesse versus Massenmarkt: Technologie ermöglicht die Aggregierung von Verbraucherdaten und die Nutzung von Künstlicher Intelligenz, um das Verhalten der Reisenden zu analysieren. Ausserdem kann sie dazu beitragen, individuelle Wünsche zu erfüllen, statt auf Standardprodukte zu setzen.
  • Unterbrechungsfreies Reisen versus Fragmentierung: Unterbrechungsfreies Reisen erfordert die Zusammenarbeit von Regierungen und die gemeinsame Nutzung von Daten über Unternehmensgrenzen hinweg: Flughäfen und Fluggesellschaften wie auch Anbieter am Zielort (Hotels, Restaurants, bodengebundene Passagierbeförderung) wären alle daran beteiligt.

Vier mögliche Szenarien

Auf der Grundlage dieser beiden Trends haben Amadeus und A. T. Kearney vier weltweite Zukunftsszenarien entwickelt, auf die sich Reiseunternehmen bereits heute vorbereiten müssen, wenn sie morgen ihre Gewinne sichern und Erfolg haben wollen:

  1. Szenario Picasso: Dieses nimmt eine fragmentierte Welt an, die durch den Aufstieg des Populismus und gesteigerte Sicherheitsbedenken gekennzeichnet ist. Die Folge: Eine grössere Zahl an Reisezielen kommt nicht mehr in Frage. Trotzdem verzeichnen die meisten Länder der Welt wirtschaftliches Wachstum. Unternehmen investieren in Innovationen, um über mobile Kanäle mehr Kunden zu erreichen, und durch diese Interaktion können Unternehmen ausgefeiltere personalisierte Angebote bereitstellen.
  2. Szenario Dalí: Dieses nimmt an, dass gesellschaftliche Grundhaltung und wirtschaftlicher Wohlstand ein Umfeld schaffen, das der gemeinsamen Datennutzung wohlgesonnen ist. Das lockert Datenschutz-Bestimmungen und bringt weniger Regulierung mit sich, was wiederum die stärkere Personalisierung von Reisen ermöglicht. In diesem Szenario wird Reisen schneller, günstiger und sicherer. Es gibt weniger Sicherheitskontrollen an den Grenzen und Echtzeit-Informationen zu unerwarteten Ereignissen wie Flugverspätungen.
  3. Szenario Bosch: Darin steigen in der gesamten Branche die Betriebskosten, da die Unternehmen mit einem Mosaik aus verschiedenen rechtlichen, steuerlichen, arbeits- und datenschutzrechtlichen Vorgaben zurechtkommen müssen. Protektionismus und Misstrauen führen zu einer fragmentierten Welt. In diesem politischen Umfeld ziehen sich Reisende auf verlässliche Marken zurück und buchen direkt bei den bekannten Leistungsträgern.
  4. Szenario Warhol: Dieses ist durch unterbrechungsfreies, aber nicht personalisiertes Reisen gekennzeichnet. Es berücksichtigt die Konsequenzen des starken Wirtschaftswachstums in Asien, auf Grund dessen eine starke Mittelklasse mit mehr verfügbarem Einkommen für Reisen und Freizeit entsteht. Auch in einer barrierefreien Welt bevorzugen Reisende eher niedrigpreisige Angebote des Massenmarkts statt personalisierter Optionen.

Basierend auf diesen vier Szenarien sollen Unternehmen die «blinden Flecken ihrer Organisation» auf, wie es Yelena Ageyeva-Furman (Principal London bei A. T. Kearney) erklärt, «darüber hinaus stellt die Studie existierende Pläne und Branchenprognosen einander gegenüber und trägt dazu bei, Entscheidungen und Prinzipien für die Unternehmensstrategie zu finden, die Bestand haben.»

Die ganze Studie kann unter diesem Link kostenlos heruntergeladen werden.

(TN)