Travel Tech

Digital Natives reisen, wenn sie auf ihren Endgeräten mit bezahlbaren Angeboten bedient werden, die zu ihrer Lebenssituation passen. Das ist die Zukunft des Reisens. Bild: HO

Amadeus Blog Eine ganz normale Digital-Native-WG

Es gibt Menschen, für die ist es wichtig, in den Ferien Selfies zu posten. Andere mieten über Airbnb eine Wohnung auf Malta und überlassen die Suche nach den Flügen dorthin dem Reisebüro. Für Tourismusprofis ist es sicherlich hilfreich, die Motive für Reisen zu verstehen. Deswegen war es interessant, einer jungen Frau zu lauschen, die zur Generation der Digital Natives gehört.

Wie junge Leute in der digitalen Welt leben – und sie für sich nutzen: Das hat uns Sarah Oswald in einem eindrucksvollen Kurzvortrag gezeigt. Sie sitzt gerade berufsbegleitend an ihrem BWL-Master, hat davor den Bachelor in Touristik-BWL erworben, eine Reisebüro-Lehre absolviert, als Reisebüro-Agentin gearbeitet und ist jetzt als Referentin der Geschäftsleitung beim Travel-Tec- Unternehmen InteRES beschäftigt. Privat wohnt sie mit ihren vier Mitbewohnern in einer Wohngemeinschaft in Frankfurt. Diese vier Freunde hat Sarah Oswald uns während desTravel Technology Symposiums des Travel Industry Club Deutschland in Form einer kleinen Präsentation vorgestellt.

Madita zwischen digital und analog

Zur Wohngemeinschaft gehört Madita. Sie ist beliebt, gar «everybodys Darling», wie WG-Freundin Sarah Oswald das beschreibt. Madita schwebt zwischen den Welten, den digitalen und analogen. Holt sich aus jeder das Beste. Kürzlich hat sie bei Airbnb eine Wohnung auf Malta gemietet. Ganz modern in der Sharing Economy also. Da die Fliegerei nach Malta ab Frankfurt nicht so einfach ist, nutzte sie gerne die Beratung im Reisebüro, wo sie auch ihr Ticket buchte. Mit Service-Entgelt. Analog. Ihre letzten grossen Ferien hat sie in Vancouver verbracht. Weil es die Tickets zum Sparpreis auf der Airline-Site gab, hat sie dort direkt geordert und bei Freunden ihrer Eltern gewohnt. Die hatten aber kein schnelles Internet. Deswegen hat sie in einer Starbucks-Filiale in Vancouver zwölfmal Kaffee getrunken, was ihre Kreditkarten-Abrechnung ausweist. 

Erst New Economy, dann very old Economy, dann wieder New Economy. Silvester erst war Madita auf einem Kurztrip in Thailand. Ein Blogger, dem sie schon lange folgt, hatte Madita eine Bar auf Bali empfohlen. Sobald sie noch ein paar Ferientage hat, es einen Flug für um die 500 Euro irgendwo zu ergattern gibt und der Chef den Müssiggang zulässt, will sie in diese Bar. Unbedingt. Dann auch zwei angesagte Tagestouren über die indonesische Insel mitmachen. Die sie dann in der Bar dort sicherlich buchen will, auf ihrem iPhone. 

Vanessa kauft nachts um drei Schuhe, Victor geht zum E-Sport

In der WG lebt auch ein nettes Paar, Vanessa und Victor. «Vanessa ist ein Hipster», sagt Sarah Oswald lachend. Vanessa kauft nachts um drei Schuhe. Mit ihrem Smartphone. Einen PC besitzt sie gar nicht mehr. «Mobile, mobile, mobile», nennt das ihre Mitbewohnerin Sarah Oswald. Vanessas Freund Victor schätzt die Nähe zu seinen Mitbewohnerinnen. Auf seine Art. Während die Mädels vorm TV sitzen und eine Serienfolge nach der anderen auf Netflix streamen, spielt er auf seinem Notebook Computerspiele, natürlich mit elektronischen Stöpseln in den Ohren. Wenn er sich mal mit Kumpels trifft, dann gehen sie zusammen in die Commerzbank-Arena. Da schauen sie nicht etwa analog Fussball. Weit gefehlt. Sondern sie bewundern Profi-Gamer, die dort vor Zehntausenden am Computer zocken. Die Masse schaut auf grossen LED-Wänden zu. Das nennt sich E-Sport. Hinzugeschaltet ist ein Video-Publikum, oft Millionen. Es gibt weltweit schon 134 Millionen E-Sport-Fans, die einfach nur zuschauen, wie andere gamen.

Eigentlich ist er ein ziemlich sypathischer Nerd – denn Victor lebt auch gerne in der realen Welt. Denn wenn die Wohngemeinschaft freitagabends oder samstagnachts durch die Frankfurter Clubs zieht, ist Victor mit Schwung und Freude dabei. Vorher lieben sie es alle vier, zusammen mit Apfelwein vorzuglühen.

Kitty fängt Mäuse auf dem Tablet

Bleibt noch Bewohnerin Kitty. Sie liebt die App namens Catpad. Bewohnerin Kitty verspeist am liebsten Sheba und schläft tagsüber viel. Kitty – die WG-Katze. Lebendfutter mag sie nicht. Nur visuell. Auf dem Tablet von Victor. Wenn Kitty eine Maus über den Fussboden huschen sieht, haut sie mit der Tatze auf den Tablet-Bildschirm. Dann quietscht der Nager aus den Lautsprechern und verschwindet.

Was lernen wir von dieser WG?

Er war erfrischend, der Kurzvortrag von Sarah Oswald. Für die Zuhörer war das unterhaltsam und informativ zugleich. Denn Viele beschäftigen sich beruflich mit Travel Technology. Sie wissen, dass Menschen dann Reisen buchen, wenn sie zur richtigen Zeit bereitgestellt werden. Und dann, wenn die Übereinstimmung zwischen Wunsch und Angebot besonders gross ist. Vanessa, Victor und Madita sind Digital Natives. Sie gehören einer Generation an, die in der digitalen Welt aufgewachsen ist. Diese jungen Leute reisen, wenn sie auf ihren Endgeräten mit bezahlbaren Angeboten bedient werden, die zu ihrer Lebenssituation passen. Das ist die Zukunft des Reisens.

Auch Amadeus beschäftigt sich damit, die Zukunft des Reisens zu ergründen. «Die Reisenden von morgen verstehen» ist auch der Untertitel der Amadeus-Studie «Future Traveller Tribes 2030». Diese Studie geht davon aus, dass es im Jahr 2030 keine Endkonsumenten mehr ohne Zugang zu Technologie geben wird. 

Ich hoffe, wieder von den vier jungen sympathischen Frankfurtern aus der Wohngemeinschaft zu hören. Sicherlich werden sie noch Kontakt untereinander haben, wenn sie dem WG-Alter längst entwachsen sind. Schauen wir mal, welchem «Traveller Tribe» sie dann angehören werden!

(TN)