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Die Ära fehlgeleiteter oder verloren gegangener Koffer ist bald vorbei: Ab Juni 2018 müssen Gepäckstücke getrackt werden. Bild: Fotolia.

Die Tage verloren gegangener Koffer sind bald gezählt

Ab Juni 2018 soll die Nachverfolgung jedes einzelnen Gepäckstücks möglich sein. Was bei der Post schon lange praktiziert wird, führt jetzt auch die Luftfahrtindustrie ein.

Der Passagier ist am Zielort angekommen, steht erwartungsvoll an der Gepäckausgabe und wartet. So lange, bis auch wirklich die allerletzte Tasche einsam auf dem Fliessband ihre Kreise zieht. Die ernüchternde Erkenntnis: Das eigene Gepäckstück ist nicht dabei. Dann der Gang zum Schalter, das mühselige Ausfüllen entsprechender Formulare und die Ungewissheit, wo sich der Koffer befindet und ob er überhaupt noch nachgeliefert wird.

All das soll ab Juni 2018 der Vergangenheit angehören. Was bei der Post schon lange gang und gäbe ist, wollen nun auch die Mitglieder der International Air Transport Association (IATA), zu welcher die meisten Fluggesellschaften der Welt gehören, einführen: Das Tracking jedes einzelnen Gepäckstücks. Und zwar ab dem Zeitpunkt der Check-Ins bis zur Auslieferung an den Besitzer.

5,73 verlorene oder fehlgeleitete Gepäckstücke auf 1000 Passagiere

Airlines und Flughäfen investieren schon seit längerem in Technologien und Prozessoptimierungen, damit die Anzahl fehlgeleiteter oder verloren gegangener Gepäckstücke gesenkt werden kann. Mit Erfolg, wie der SITA Baggage Report 2017 zeigt: Die Anzahl fehlgeleiteter Gepäckstücke konnte im letzten Jahr um 12,5 gesenkt werden. Mit 5,73 verlorener oder fehlgeleitetere Gepäckstücken pro tausend Passagiere bedeutet dies eine neue Bestmarke. 2007 betrug dieser Wert noch 19 Gepäckstücke pro 1000 Passagiere.

Seit da konnte die Anzahl fehlgeleiteter oder verlorener Gepäckstücke um 70 Prozent gesenkt werden. Dieser Prozentsatz soll sich in den nächsten 18 Monaten nochmals deutlich verbessern – bei jährlich 3,77 Milliarden Flugpassagieren weltweit eine willkommene Massnahme.

Die Hälfte aller fehlgeleiteten Gepäckstücke gehört Umsteigepassagiere

Der Präsident der SITA Air Travel Solutions, Ilya Gutlin, spricht von einer neuen Ära bei der Gepäckauslieferung: «Für das Tracking nutzen Airlines, Flughäfen und Gepäckabfertigungs-Dienstleister Data-Capture-, -Management- und -Sharing-Lösungen.» Besonders bei knapp bemessenen Umsteigezeiten oder Airline-Wechseln ist das Risiko, dass das Gepäckstück Umwege macht, besonders hoch. Im vergangenen Jahr gehörte knapp die Hälfte (47 Prozent) aller fehlgeleiteten Gepäckstücke Fluggästen, die einen Anschlussflug erreichen mussten.

Die obligatorische Gepäckverfolgung wird den Flugbehörden Echtzeitdaten liefern, die helfen, Irrläufer und Verspätungen zu vermeiden. Damit soll nicht nur die Zufriedenheit der Fluggäste wachsen, sondern auch die Kosten für die Airlines gesenkt werden. Laut SITA entstehen den Airlines durch solche Gepäckrobleme jedes Jahr Kosten von 2,1 Milliarden US-Dollar. «Für den Erfolg des Projekts zählt vor allem der gemeinsame Wille, mit neuen technologischen Innovationen die Zusammenarbeit und den Datenaustausch zu verbessern», erklärt Gutlin. 

(LVE)