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In Bottighofen TG arbeiten 211 der 386 Mitarbeitenden der Holidaycheck Group. Bild: Holidaycheck

Holidaycheck baut Kreuzfahrten stark aus

Das Bewertungsportal als Reisebüro: Holidaycheck, mit Standort im Thurgau, generiert bereits 800 Millionen Euro Umsatz. Georg Hesse, Chef der Gruppe, gibt in einem Interview zahlreiche Details bekannt.

Während es dem grossen Bruder Tripadvisor aus den USA bisher noch nicht recht gelingen will, als Bewertungsportal auch mit  Reisebuchungen zu punkten und grosse Umsätze zu erzielen, scheint dieser Spagat der Holidaycheck Group immer besser zu gelingen. Das Bewertungsportal Holidaycheck, mit Sitz in Bottighofen im Thurgau, versammelt nicht nur Hotel-Rezensionen, es ist auch eine immer stärkere  Kraft im Reisemarkt. Im Interview mit der «Handelszeitung» nennt Georg Hesse, Chef der Holidaycheck Group, konkrete Zahlen: «Holidaycheck als unsere grösste Marke hat letztes Jahr Reisen für über 800 Millionen Euro vermittelt.»

Einen weiteren Umsatzsprung erwartet Hesse im Bereich Kreuzfahrten: «Unser Fokus liegt auf der Pauschalreise. Stärker werden wollen wir bei Bewertung und Vermittlung von Kreuzfahrten und Ferienhäusern. Gerade das Thema Kreuz­fahrten hat bei uns intern bisher nicht genug Liebe bekommen. Konkret werden wir 2017 das Kreuzfahrtenangebot stark ausbauen.»

50 Detektive auf der Pirsch

Hesse macht sich zudem stark für den Firmenstandort im thurgauischen Bottighofen, wo 211 der insgesamt 386 Angestellten der Gruppe tätig sind. Auch wenn die Schweiz ein Hochlohnland sei, halte man fest daran: «Bottighofen ist klar der grösste Standort, hier sitzen Servicecenter, Marketing, Entwicklung und natürlich auch die Chefin der Marke Holidaycheck, Anja Keckeisen.» Zur Holidaycheck-Gruppe gehören ferner die Marken Mietwagen-Check, Zoover und Meteovista.

Hesse legt zudem dar, wie die Firma gefälschten Bewertungen auf die Spur komme. Intern erspürten fünfzig Profis neue Betrugsversuche, zudem lasse man sich Penetrationstests unterziehen: «Wir arbeiten mit externen Firmen zusammen, die versuchen, uns gefälschte Bewertungen unterzujubeln», erklärt der Chef der Holidaycheck Group: «Wenn sie tatsächlich etwas davon in unser System reinschmuggeln konnten, sagen sie uns, wie sie es gemacht haben. Damit wir Lücken schliessen und die Nase immer vorn behalten können.»

Von den über sieben Millionen Bewertungen auf Holidaycheck seien «weniger als 1 Prozent Fälschungen». Der Kampf gehe weiter, sagte Hesse: «Seit es Bewertungen gibt, versuchen gewisse Kreise, sie zu manipulieren und damit in die eine oder andere Richtung zu lenken.»

Schamesröte im Gesicht

Weiter äussert sich Georg Hesse, der 16 Jahre bei Amazon gearbeitet hat, über die Online-Mechanismen in der Reiseindustrie: «Einer der grossen Defekte in der Online- Pauschalreiseindustrie ist die Datenquali­tät. Das ist einer der Gründe, weshalb sich zwei Drittel dieses Marktes immer noch offline abspielen. Die heutige Datenqualität im Online­-Pauschalreise­geschäft treibt jedem, der aus dem Online­-Handel kommt, die Schamesröte ins Gesicht. Viele der Online­-Informationen bezüglich Preisen und Verfügbarkeiten stimmen nicht.»  

(TN)