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Der Hype um die Heideblüte

Gregor Waser

Die ruhige, verträumte Naturlandschaft der Lüneburger Heide zieht immer mehr Besucher an – dank der Klaviatur neuer Medien und Technologien.

94'670 Facebook-Fans verfolgen gespannt den Moment, wenn im August die erste Heide blüht. Auch andere Einträge erhalten viele Klicks und Likes: Die Kraniche sind zurück im Schweimker Moor. Tage später folgt eine Eilmeldung: erster Storch im Süden gesichtet. Und dann die Frage in die Runde: Kriegen Heidschnucken (eine Schafsrasse der Region) im Schnee kalte Füsse?

Sanft ziehen sich die Wellen der Lüneburger Heide durch Norddeutschland und gipfeln auf dem 169 Meter hohen Wilseder Berg. Ruhig und verträumt präsentiert sich die Naturlandschaft, die Wanderer und Naturfans in den Bann zieht. Da mag es so gar nicht passen, dass kaum eine andere touristische Region die Klaviatur neuer Medien und Technologien so gewieft und inspiriert spielt.

Travelnews.ch wollte vom Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH, Ulrich von dem Bruch, genauer wissen, wie es dazu kam, die neuen Kanäle so aktiv einzubinden. «Als wir vor neun Jahren die Firma gegründet haben, vorher waren wir ein Verband, haben wir dank einer GfK-Forschungsarbeit festgestellt, dass wir nicht nur eine, sondern vier Zielgruppen haben. Neben den Bereichen Stadt, Vital, Erlebnis zieht die Natur die grösste Zielgruppe an. Und wir haben uns gesagt, was die von uns haben wollen, müssen wir bauen oder bereitstellen», führt Ulrich von dem Bruch aus. So seien dann Wanderungen mit Diplom-Biologen eingeführt worden, spezielle Naturhotels wurden gebaut und auch die Technik und die digitalen Bemühungen hätten Fahrt aufgenommen, um herauszufinden, ob der Gast zufrieden ist, was er nutzt, wo er sich bewegt.

Die Webseite wurde modernisiert, ein starkes Augenmerk auf Facebook gelegt – etwa mit eigens angelegten Facebook-Fotopoints, eine App mit Augmented Reality kam dazu. «Wir haben im letzten Sommer mit der 360-Grad-Panoramafotografie begonnen und haben bereits  die meisten Heideflächen abfotografiert und im Panorama-Look festgehalten. In Kürze starten wir mit den Museen», erläutert  von dem Bruch. Und natürlich gehört auch die Bewirtschaftung eines Instagram-Kanals hinzu, wo die Lüneburger Heide GmbH eine jüngere Zielgruppe anpeilt.

360-Grad- und Drohnen-Bilder

«Wir sind dran, eine Verjüngung unserer Gäste zu schaffen, ohne die älteren Zielgruppen aus den Augen zu verlieren», sagt Ulrich von dem Bruch, der schon seit über 30 Jahren im Tourismus aktiv ist. Zu seinen früheren Stationen gehören etwa TUI Airlines, Sonnenklar TV und FTI Touristik. Die Lüneburger Heide zählt zu 89 Prozent auf deutsche Gäste, zudem auf viele Holländer und Dänen und auf immer mehr Schweizer.

Eine Devise von Ulrich von dem Bruch lautet, das Marketing nicht im Vorfeld erfolgen soll, sondern auch dann, wenn der Gast vor Ort ist. «Wir haben ein Gäste-TV lanciert. So kann man sich täglich vom Hotelzimmer aus über den bevorstehenden Tag informieren, wie das Wetter ist, welche Ausflüge aktuell sind. Diese Morning News kann der Hotelier auch ausdrucken und auf den Frühstückstisch legen, wo der Gast mittels QR-Code zu weiteren Infos gelangt.»

Wenig überraschend angesichts der digitalen Affinität sind bereits weitere Schritte angedacht. Auf die 360-Grad-Panoramabilder der Landschaften, Museen und Hotelzimmer, folgt nun in diesem Frühling die erste Abflug einer Drohnen. Und bald sollen auch Inhalte für Virtual-Reality-Brillen bereitstehen, um diese am Reisebüro-Counter zur Verfügung zu stellen.

So gelassen und verträumt die Gegend ist, mit modernen Technologien und dem gewieften Einsatz dieser, kann man Berge versetzen. Die Übernachtungszahlen in den insgesamt 400 Hotels und 1000 Ferienwohnungen der Lüneburger Heide sind in den letzten zehn Jahren jedenfalls von 4,5 auf 7,5 Millionen angewachsen.