Travel Tech

Facebook will Empfehlungen in Buchungen umwandeln

Jean-Claude Raemy

Mit «Facebook Recommendations» ist ein spannendes Tool im Aufbau, welches von Leistungsanbietern im Reisesektor genau verfolgt wird.

Wussten Sie schon, dass 42 Prozent der Stories, welche User auf der Facebook-Timeline posten, mit Reisen zu tun haben? Und dass die Hälfte der Facebook-User angibt, in ihren Ferienentscheidungen von Reise-Postings ihrer Facebook-Freunde beeinflusst zu werden? Die Social-Media-Plattform mit rund einer Milliarde Usern ist damit ein gewichtiger Player in der Reisebranche – und nutzt die «Schwarmintelligenz» ihrer Mitglieder nun noch konsequenter aus.

Ende 2016 lancierte Facebook das neue Feature «Recommendations», vorerst in den USA. Wer an einen neuen Ort reist – immer noch innerhalb der USA – und auf Facebook bei seinen Freunden nach Tipps betreffend Hotels, Restaurants, lokalen Attraktionen und dergleichen fragt, kann mit diesem Feature die in der Timeline ersichtlichen Kommentare sammeln und in einer interaktiven Karte festhalten. Für gewisse Geschäfte wie Restaurants oder Coiffeure wurden direkte Interaktionsplattformen geschaffen, so genannte «Call to Action Buttons». Über eine simple Bedienungsfunktion kann der User damit theoretisch Termine abmachen, Eventtickets kaufen, Preisabfragen starten oder Menüs bestellen, sofern die ausgewählten Unternehmen eine Facebook-Präsenz haben und dabei die Interaktionstools wie Slice (Menübestellung) oder Fandango (Ticketkauf) nutzen. Über den Messenger kann der User auch direkt in Kontakt mit dem Unternehmen treten.

Druck auf herkömmliche Vertriebswege steigt

Natürlich ist das Ganze noch recht limitiert und für internationale Märkte kaum relevant. Facebook hat aber klar angekündigt, dass «Recommendations» deutlich ausgebaut werden soll und auch ein Roll-Out in Übersee angedacht ist. Konsequent zu Ende gedacht könnte dies zum Beispiel bedeuten, dass dereinst direkte Buchungsmöglichkeiten für Hotels auf breiter Front eingebaut werden. Für Hotels wie für lokale Unternehmen in Touristenorten weltweit ein enormer potenzieller Vertriebskanal.

Während die jetzige Hotelsuche via OTAs und Metasearchern grundsätzlich preisgetrieben ist – ein Umstand, der vielen Hoteliers Kopfzerbrechen bereitet – könnte eine Hotelsuche via Empfehlungen von Freunden völlig andere Resultate hervorbringen. Das würde für Hotels einerseits die Abhängigkeit von preisgetriebenen Plattformen reduzieren, andererseits den Druck erhöhen, ein perfektes Erlebnis für den Gast zu bieten, um auch weiterempfohlen zu werden.

Ob «Recommendations» wirklich ein «Game Changer» wird, ist noch völlig unklar. Nicht jedes Potenzial wird ausgeschöpft. Es ist aber ein klarer Hinweis darauf, dass der Einfluss von Technologiegiganten wie Facebook oder Google nicht nur in Bezug auf die Reise-Inspiration, sondern immer mehr auch auf Buchungs- und Abwicklungsprozesse zunehmen wird. Was für lokale Unternehmen wie für grosse Hotelketten spannende Möglichkeiten bietet, könnte sich für gewisse Player im Vertrieb negativ auswirken.