Travel Tech

Google und Hotelplan auf der Zielgeraden

Gregor Waser

Die ersten Testversuche für die Suche und Buchung von Pauschalarrangements via Google laufen, erste Bausteine sind freigeschaltet. Hotelplan gehört eine Pionierrolle und hat dazu das Vehikel Bedfinder reanimiert.

Der Schweizer Reiseveranstalter Hotelplan befindet sich in einem schwierigen Jahr. Das traditionelle Geschäftsmodell bei den Badeferien, einzelne Bausteine im Katalog zu einer Pauschalreise aufzubereiten, bricht weg. Das neue Modell, online Flüge, Hotels und Mietwagen in Echtzeit zu tagesaktuellen Preisen zusammenzustellen, nimmt massiv zu – und Hotelplan hat hier mit der Player-Hub-Technologie von Peakwork die passende Software im Rücken. 

In diesen Tagen, davon geht travelnews.ch aus, ist bei Hotelplan Aufbruchstimmung auszumachen. Zahlreiche Mitarbeitende dürften daran arbeiten, die Zukunft einzuläuten – und die wird Hand in Hand mit Google bestritten. Denn Google ist auf der Suche nach einer Zusammenarbeit mit der Reisebranche. Hotelplan scheint dazu zu gehören und ist bei der Umsetzung erster Lösungen zuvorderst mit dabei.

Um was geht es aus Sicht von Google

Bei der in der westlichen Welt dominanten Suchmaschine figuriert das Thema Reisen und Ferien an vorderster Stelle. Mit der Schaltung von Werbeanzeigen verdient Google in diesem Gebiet Milliarden. Jeder kennt das System: bei der Eingabe «Barcelona  Hotel» tauchen auf den ersten Suchergebnissen kommerzielle Angebote auf, vornehmlich von den führenden Online-Reisebüros Booking.com, Expedia, Trivago, etc. Die wiederum zahlen Google, sollte es zu einem Klick kommen, ein, zwei, drei Franken, im Fall von Top-Destination wie Barcelona vielleicht auch mehr.

Nun ist davon auszugehen, dass Google nicht mehr nur durch Anzeigen Geld verdienen will, sondern auch mit Kommissionen durch vermittelte Reisen. Hinzu kommt, dass Google noch ein letztes Puzzleteil im Reiseuniversum fehlt. Schon seit mehreren Jahren sind bei www.google.com/flights zwar Flüge zu buchen, die wiederum von Airlines oder Online-Reisebüros aufbereitet sind – oder Hotels via Google Maps.

Der Wunsch von Google ist nun aber, auch Pauschalarrangements aufzubereiten – und zwar für mobile Geräte. Am 9. März an der ITB hat Google mit «Destinations on Google» die Zukunft vorgestellt. Google will dabei auch sogenannte Micro-Moments nutzen, die aus Sicht des Suchgiganten immer wichtiger werden. Ein Beispiel: Sie sitzen im Tram, draussen regnets, Sie zücken das iPhone und sprechen auf die Google App: «Kreta, 24. September, eine Woche». Und erhalten sekundenschnell zu Tagespreisen zusammengestellte Packages auf den Smartphone-Bildschirm. Mit einigen Klicks sind die Ferien, bevor Sie aus dem Tram aussteigen, gebucht.

Jetzt kommt Hotelplan ins Spiel

Zwar wäre Google dazu fähig, einzelne Bausteine wie Flüge, Hotels, Mietwagen oder Touren zusammenzutragen. Doch mit der Verknüpfung, dem Handling, den Zusatzfragen, der Durchführung und der Verantwortung und Absicherung einer Reise will Google nichts zu tun haben. Hier kommen die Reiseveranstalter auf den Plan.

Wie von einem Insider in Deutschland zu erfahren ist, hat Google hierzu den Kontakt mit verschiedenen Reiseveranstaltern gesucht, darunter auch TUI, Hotelbeds, der von TUI verkauften Hoteldatenbank, und Hotelplan. Alle Anbieter oder Plattformen sind für Google insofern interessant, weil sie wiederum mit Peakwork zusammenarbeiten, dem deutschen Software-Unternehmen, das mit der Player-Hub-Technologie die Basis geschaffen hat, aus dem riesigen Ozean von Billionen von Einzelleistungen in Bruchteilen von Sekunden die passenden Bausteine zu ziehen und zusammenzustellen. Entsprechend geht es grundsätzlich um eine Liaison von Google mit Peakwork, doch beide Seiten wollen beim Handling und der Abwicklung der Reise nicht involviert sein. So öffnet sich nun für Reiseveranstalter zwar kein neues Tummelfeld, aber eines in einer bisher nicht bekannten Stellung.

Dass nun Hotelplan als erster Reiseveranstalter in der Zusammenarbeit mit Google zum Zug kommt, hat zweifellos auch mit den schnellen Entscheidungswegen bei Hotelplan in Glattbrugg zu tun und der Bereitschaft, so schnell wie möglich neue Wege zu finden, um wieder sicheren Tritt für die Weiterreise zu erlangen.

Mit dem Vehikel Bedfinder

Wie travelnews.ch von Bekannten in den USA nun erfahren hat, sind in den letzten Tagen bei der Buchung über Google bereits erste Bausteine aufgetaucht, die von Hotelplan respektive Bedfinder administriert werden. Bedfinder ist eine mehr oder weniger stillgelegte Domain, die zu Zeiten von der heutigen Hotelplan-Tochter travelwindow in den Nuller-Jahren ins Leben gerufen wurde und nun für die Zusammenarbeit mit Google offensichtlich reaktiviert wurde. Zunächst scheint Google den neuen Ablauf in den USA zu testen, Europa dürfte bald folgen.

Hotelplan-Group-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenor bestätigt auf Anfrage von travelnews.ch: «Wir sind mit Google in einer Projektphase, aber wollen dazu noch nicht mehr sagen.» Und ja, Bedfinder sei eine Marke der Hotelplan Gruppe. Mehr will Hotelplan zum jetztigen Zeitpunkt nicht bekannt geben. Und auch seitens Google gibt man sich zum Thema bedeckt.

Dass nun Hotelplan in einem ungleich grösseren Markt mitinvolviert ist, dürfte beim Reiseunternehmen für Auftrieb sorgen.  Und dass Hotelplan mit Bedfinder.com bereit ist, ist auf bedfinder.com zu erfahren: «Wir sind ein Online-Reisebüro innerhalb der in Zürich beheimateten Hotelplan Gruppe.» Dazu gibt’s auch eine Hotline für Support rund um die Uhr.

Beim Anruf ins Call-Center von Bedfinder wird bestätigt, dass Buchungen über Google.com erfolgen müssen, diese garantiert seien und ans Hotel weitergeleitet werden –   und von Bedfinder bestätigt und belastet werden.

Vorerst scheinen erst reine Hotelleistungen abgewickelt zu werden. Das gabs zwar über Google schon bisher. Doch die Buchung findet neuerdings nicht mehr auf einer externen Webseite statt, sondern innerhalb des Google-Systems. Bedfinder dient dabei als administrativer Abwickler.  So scheint nun der Teppich gelegt, dass neben der Hotelbuchung bald schon das gesamte Package innerhalb Google abgewickelt werden kann – mitten dabei ein Schweizer Reiseveranstalter.