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Betrachtet Künstliche Intelligenz als grosse Chance für Reisebüros: Ivan Rizzuto von Cloud Solutions. Bilder: TN

Dazu taugt Künstliche Intelligenz im Reisebüro

Eines der Highlights der zweitägigen TPS-Zusammenkunft im Waadtland war der Vortrag von Ivan Rizzuto von Cloud Solutions zu den Einsatzmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz im Reisebüro. Einige Fragen blieben aber offen.

Sie arbeiten in einem Reisebüro und haben bisher von Künstlicher Intelligenz noch nichts wissen wollen? Sollten Sie aber. Das einstündige Keynote-Referat im Anschluss an die TPS-Generalversammlung öffnete vielen anwesenden Reiseprofis die Augen.

Zunächst begann die Session eher langatmig mit der Vermittlung von Basiswissen, zurück bis zum Buchdruck. Doch dann nahm der interaktive Workshop Fahrt auf. Gastredner Ivan Rizzuto von der Cloud Solutions GmbH skizzierte die Einsatzmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz im Reisbüro auf.

Historische Chance, keine Bedrohung

Mehrere KI-Tools erwähnte der Experte – Chat GPT, Google Gemini oder Microsoft Co-Pilot – und empfahl dabei, sich auf ein Tool zu konzentrieren und sich regelmässig damit auseinanderzusetzen. KI sei eine historische Chance und keine Bedrohung, die Rolle als Reiseberater werde als Experte und Qualitätsgarant noch entscheidender, gleichzeitig könne KI viele administrative Abläufe reduzieren und einem für die Kernkompetenz freispielen.

Drei Anwendungsfälle zeigte er auff:

  1. Die Erstellung von Reiseprogrammen.
  2. Die Nutzung der Kundendatenbank für neue Reisevorschläge, basierend auf der Kunden-History.
  3. Die Erstellung von Social Media Content ohne grossen Aufwand.

Zudem empfahl der IT-Experte den Einsatz sogenannter KI-Agents. Das sind bestehende Algorithmen, die mit eigenem Content gespiesen werden können oder mit dem Inhalt bestimmter Websites hinterlegt werden, zum Beispiel Reisebestimmungen.

Soll zentral bleiben: die Expertise von Reiseprofis.

Nicht alle der 80 anwesenden TPS-Mitglieder wollten die Ausführungen als grosses Heilsversprechen verstanden wissen und löcherten den Experten mit einigen kritischen Fragen:

  • Marcel Gsell (Sunshine Reisen): «Merkt der Kunde nicht, dass ich das Reiseprogramm oder den Newsletter mit KI unpersönlich erstellt habe?»
  • Marco Wipfli (Meersicht): «KI als Chance, ok, aber ist KI nicht viel mehr eine Gefahr für uns?»
  • Natalie Hirt (Passage Reisen): «Besteht nicht die Gefahr, bei der Contentkreation in Copyright-Probleme zu geraten?»
  • Natalie Dové (Nussbaumer Reisen): «Die Rechner benötigen enorm viel Energie. Darf man aus ökologischer Sicht guten Gewissens KI einsetzen?».

Ivan Rizzuto beantwortete die Fragen geduldig, wenngleich Punkte offen blieben bezüglich Copyrights, Gefahrenpotenzial und Ökobilanz.

Und einen sehr guten praktischen Tipp brachte Sebastian Kickmaier, der CEO von Knecht Reisen, ein: wer bei Galileo-Eingaben Probleme habe, könne mittlerweile KI-Tools zu Hilfe ziehen, da habe er bereits sehr gute Erfahrungen gemacht.

Webinare geplant

Der TPS-Workshop hat gezeigt: das Thema brennt den Reisebüros unter den Nägeln – zu recht. Denn ob Riesenchance oder Existenzbedrohung, Künstliche Intelligenz wird die Reisebranche in den nächsten Jahren prägen. Sich schon früh vertieftes, praktisches Wissen zuzulegen, ist ein Gebot der Stunde. Oder in den Worten des Gastredners: «Bleiben Sie dran, zumindest eine halbe Stunde pro Woche».

Der Zusammenschluss unabhängiger Reiseunternehmen TPS wird das Thema der Künstlichen Intelligenz nun auch bei kommenden Webinaren und Tagesworkshops ins Zentrum rücken.

(GWA)