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Der Verkauf von Komoot löst in der Outdoor-Community und bei Mitarbeitenden Unsicherheit aus. Bild: Komoot

Komoot-Übernahme durch Bending Spoons löst Sorgen aus

Die deutsche Outdoor-App Komoot wurde vom italienischen Softwareunternehmen Bending Spoons übernommen. Während das Potenzial zur globalen Expansion betont wird, sorgt die Übernahme bei Mitarbeitenden und der Nutzergemeinschaft für erhebliche Verunsicherung – denn der neue Eigentümer ist für harte Einschnitte bei bisherigen Firmenkäufen bekannt.

Komoot, eine der beliebtesten Apps für Outdoor-Enthusiasten in Europa, hat überraschend den Besitzer gewechselt. Die italienische Technologie-Firma Bending Spoons, bekannt für Apps wie Evernote, WeTransfer oder Remini, hat das deutsche Unternehmen mit Sitz in Potsdam übernommen. Finanzielle Details wurden nicht veröffentlicht, doch klar ist: Das Interesse der Italiener gilt vor allem dem starken Wachstumspotenzial der Plattform, die aktuell 45 Millionen Nutzerinnen und Nutzer zählt – davon rund 23 Millionen ausserhalb des deutschsprachigen Raums.

Die 2010 von sechs Freunden gegründete App hat sich zur führenden digitalen Plattform für Radfahrer, Wanderer und Outdoor-Abenteurer entwickelt. Nun soll mit der Unterstützung von Bending Spoons der nächste Expansionsschritt folgen, insbesondere in Richtung USA. Komoot-Mitgründer Markus Hallermann sieht in der Übernahme eine strategische Chance: Für den Aufbau und die Skalierung seien unterschiedliche Kompetenzen gefragt – und Bending Spoons könne hier neue Perspektiven eröffnen.

Doch der neue Eigentümer geniesst keinen guten Ruf. Bending Spoons ist bekannt für seine aggressive Übernahmepolitik und tiefgreifenden Umstrukturierungen. Frühere Akquisitionen endeten häufig mit Massenentlassungen: So wurde bei Evernote kurz nach der Übernahme 2023 fast die gesamte Belegschaft entlassen und der Betrieb nach Mailand verlegt. Ähnliches geschah bei WeTransfer und Mosaic, wo ganze Teams abgebaut wurden. Entsprechend gross ist die Angst bei den rund 150 Mitarbeitenden von Komoot, die erst kurzfristig in einem internen Meeting über die Übernahme informiert wurden – inklusive Ankündigung von Kündigungen, ohne Raum für Rückfragen.

Sorgen löst die Übernahme auch in der Outdoor- und Tech-Szene aus. Bending Spoons hat bereits Firmen wie Evernote und Wetransfer übernommen, technologisch in die eigenen Plattformen integriert und Stellen abgebaut, schreibt der Tech-Blog DC Rainmaker.

Drastische Veränderungen befürchtet

Auch unter den Nutzerinnen und Nutzern wächst die Skepsis. In Foren und sozialen Medien wird offen über einen möglichen Funktionsverlust und steigende Kosten spekuliert. Komoot bietet bislang ein kostenloses Basisangebot, mit der Möglichkeit, Kartenpakete hinzuzukaufen. Zusätzlich gibt es ein kostenpflichtiges Premium-Abo (59,99 Euro/Jahr), das Funktionen wie Tour-Wetter, Mehrtagesplaner, sportspezifische Karten und sogar einen AXA-Versicherungsschutz bietet. Beobachter befürchten nun, dass kostenlose Angebote künftig hinter Bezahlschranken verschwinden oder bestehende Premiumfunktionen teurer werden – so wie bei Evernote, das sich nach der Übernahme stark auf Abo-Monetarisierung fokussierte und damit viele Nutzer vergraulte.

Ein weiterer kritischer Punkt ist der Datenschutz. Viele fragen sich, wie Bending Spoons künftig mit Nutzerdaten umgehen wird. Gerade in Europa, wo Datenschutz einen hohen Stellenwert hat, könnte das zu einem sensiblen Thema werden – vor allem, wenn sich Geschäftspraktiken oder Nutzungsbedingungen ändern.

Ob Komoot sein bisher positives Image als vertrauenswürdiger Outdoor-Begleiter halten kann, wird stark davon abhängen, wie Bending Spoons die Plattform in Zukunft führt. Die Marke ist in Europa sehr etabliert, insbesondere in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wo sie längst zur digitalen Grundausstattung für aktive Wochenendausflüge gehört.

Noch wurden keine konkreten Änderungen angekündigt – weder an der App selbst noch an den Preisen oder den Geschäftsmodellen. Doch die Vergangenheit anderer Bending-Spoons-Akquisitionen lässt die Alarmglocken läuten. Für viele stellt sich deshalb nicht mehr die Frage ob, sondern wann erste spürbare Veränderungen kommen – und wie drastisch diese ausfallen.

(GWA)