Travel Tech

Seit zwei Jahren leitet Kevin Brandes die IT-Firma Tourdata. Bild: TN

«Wir denken uns in die Prozesse unserer Kunden hinein»

Gregor Waser

Tourdata-Chef Kevin Brandes äussert sich zum Jahresstart und sagt, dass viele Firmen ihre technologischen Abläufe noch optimieren können.

In der Schweizer Reisebranche spielt die IT-Firma Tourdata eine zentrale Rolle. Auf knapp 1000 Arbeitsstationen bei 37 Reiseveranstaltern, 33 Carunternehmen und 4 Schifffahrtsgesellschaften ist die Software und die Back- und Midoffice-Lösung des Dübendorfer Unternehmens im Einsatz. Seit zwei Jahren leitet Kevin Brandes Tourdata. Travelnews hat ihn zum aktuellen Stand befragt.

Kevin Brandes, die Schweizer Reisebranche erlebt einen starken Jahresstart. Was heisst das für ein IT-Unternehmen? Wie sieht der Jahresstart bei Tourdata aus?

Wir spüren schon seit einiger Zeit einen starken Trend zur Innovation, zu optimierten Prozessen und zu digitalisierten Lösungen. Daran arbeiten wir eng mit unseren Kunden zusammen, denn das bringt stets beide Seiten vorwärts. Zudem freuen wir uns über eine wieder wachsende Nachfrage. Nachdem wir im letzten Jahr vier neue Kunden gewinnen konnten, haben wir nun im neuen Jahr zwei weitere bei uns begrüssen dürfen. Aktuell führe ich noch zusätzliche vier Verkaufsgespräche gleichzeitig. Man spürt den Optimismus in der Reisebranche.

Ein Neukunde dürfte viel Aufbauarbeit auslösen?

Die Tourdata-Software ist modular aufgebaut und durchaus ein echtes Multitalent. Der persönliche Kontakt zu den Kunden steht bei uns zentral im Fokus. Wir besuchen unsere Kunden vor Ort und denken uns gemeinsam in deren Prozesse hinein. Dabei eruieren wir die individuellen Anforderungen und optimalen Abläufe und setzen dann unsere Software nach deren Bedürfnissen bestmöglich auf. Die Initialisierung bedeutet einen gewissen Aufwand. Aber nur so kann ein neuer Nutzer langfristig mit seiner Software zufrieden sein. Es ist ein gemeinsamer Weg und den gehen wir mit Freude.

Und die bestehenden Kunden bescheren viel weniger Arbeit?

Das ist ganz unterschiedlich. Von einigen hört man wenig, andere kommen stets mit neuen Anforderungen, bei denen sich dann auch die Prozesse und Funktionen der Software an sich verändern und verbessern. Dadurch gibt es stets einiges zu tun.

«Bis jemand bei Entwicklung und Support sattelfest ist, dauert es schon zwei Jahre.»

Welchen Eindruck gewinnt man im Kundengespräch, wie gut das Reisejahr läuft?

Auch das ist sehr unterschiedlich, einige Unternehmen verzeichneten gerade nach den Ferienmessen sehr viele Buchungen, andere sprechen noch von einem verhaltenen Jahr. Von dem her weiss ich selber noch nicht recht, wie ich dieses Jahr einschätzen soll.

Mit welchen Themen und Herausforderungen sehen Sie sich in diesem Jahr besonders konfrontiert?

Im letzten Jahr haben wir unser Team auf zehn Personen aufgestockt. Bei uns ist das Einarbeiten der neuen Leute ein sehr langer Prozess. Dieser Punkt beschäftigt uns intern stark. Bis jemand bei Entwicklung und Support sattelfest ist, dauert es schon zwei Jahre. Erst gilt es, sich mit der Materie grundsätzlich gut auszukennen, aber dann auch das Verständnis zu haben für die unterschiedlichsten Arbeitsweisen der verschiedenen Unternehmen. Unsere Software ist stark konfigurierbar und man muss nicht so arbeiten, wie wir das ursprünglich vorgesehen haben. Es gibt mittlerweile ganz viele verschiedene Variationen, wie man den Prozess gestalten kann. Da gilt es viel Know-how und Erfahrungen zu haben.

Wie steht es um die Personalfluktuation? Ein Kommen und Gehen wäre wohl nicht gerade hilfreich.

Die Mitarbeitenden sind das Herz der Firma. Nur wenn es schlägt, lebt und wächst die Software. Und nur mit spezialisierten Fachkräften können wir bestmöglich vorankommen und unsere Kunden unterstützen. Daher ist es uns natürlich sehr wichtig, dass unsere Mitarbeitenden möglichst lange bei uns bleiben. Und zum Glück verzeichnen wir nur ganz wenige Abgänge. Einige Mitarbeitende sind schon über 25 Jahre bei uns.

«Jüngere Mitarbeitende, die eine Firma übernehmen oder die Nachfolge antreten, hinterfragen viele Prozesse.»

An welchen Updates und Neuerungen sind Sie dran?

Anlässlich unserer letzten Kundentagung konnten wir einige Updates vorstellen etwa im Bereich Kontingente. Das Thema verfolgen wir weiter, da gibt es verschiedene Anforderungen und Anfragen. Im FIT-Bereich, den individuellen Reisen, stehen ebenso einige Erweiterungen an. Auch beim Thema Kalkulation gibt es noch einiges zu tun. Viele Unternehmen arbeiten noch auf Basis Excel, da ist das Automatisierungspotenzial noch nicht ausgeschöpft.

Mit welchen künftigen Herausforderungen sehen Sie Tourdata konfrontiert?

Das Wichtigste für uns sind unsere Kunden. Und da geht es nicht nur darum, eine Software zu installieren und zu schauen, dass diese läuft. Es geht auch um eine gemeinsame Kommunikation. Uns ist es wichtig, dass wir nicht nur die Firmenleitung auf unserer Seite wissen, sondern bis zum Sachbearbeiter, dass auch der oder die zufrieden ist mit unserer Software. Es nützt nichts, wenn wir etwas entwickeln und dann niemand gerne damit arbeitet. Das ist der Hauptgrund, warum wir in unserem Kundenservice einen 7x24-Stunden-Service anbieten. Wenn es irgendwo brennt oder klemmt, stehen wir auf der Matte.

Wie verfolgen Sie das Thema Traveltech generell? Ist vieles schon erfunden oder bleibt das Thema im Wandel?

Was ich feststelle, auch anhand der Neuanfragen: das sind teilweise Firmen, die schon lange mit einem gewissen System und kaum veränderten Prozessen gearbeitet haben. Für die alte Garde mag das gestimmt haben. Jüngere Mitarbeitende, die die Firma übernehmen oder die Nachfolge antreten, hinterfragen da viele Prozesse. Und die wollen keine Briefe mehr aus dem Word heraus generieren, sie kennen die Möglichkeiten der IT.