Travel Tech

Die Amadeus-Crew hat Einblick in die jüngsten Entwicklungen gegeben, von links: Christian Warneck, Oliver Käsermann, Stefan Löcherbach und Stefan Angst. Bild: Adobe/zVg

Das dürfen Reisebüros von Amadeus in Zukunft erwarten

Cornel Küng

Das Traveltech-Unternehmen Amadeus begegnet der wachsenden Komplexität mit einer Reihe von Innovationen und verzeichnet ein gutes Ergebnis für die ersten drei Quartale dieses Jahres.

Amadeus lud Travelnews zum Pressegespräch mit einer prallen Agenda. Die Ergebnisse der ersten drei Quartale lassen sich sehen. Sie unterstreichen die starke Erholung gegenüber dem Vorjahr und vermitteln Zuversicht. Die Zukunft verspricht Wachstum. Neue technologische Errungenschaften werden Einzug halten, nicht zuletzt um der wachsenden Komplexität zu begegnen. Als führender IT-Dienstleister in der Reiseindustrie weist Amadeus jedoch explizit darauf hin, dass Lösungen für viele Problemstellungen nur noch durch die Verzahnung und Zusammenarbeit in einem Netzwerk mit Partnern möglich sein werden.

Ergebnisse drittes Quartal 2022

Amadeus publizierte kürzlich die Resultate für das dritte Quartal 2022. Augenfällig ist die starke Erholung gegenüber Vorjahr. In den ersten drei Quartalen 2022 wurden satte zweistellige Wachstumswerte bei Buchungsvolumen, Passagieren und Erlösen vermeldet. Das EBITDA stieg gegenüber Vorjahr mit 118% gar dreistellig. Wenig überrascht die Tatsache, dass sämtliche KPIs noch unter den 2019-er Werten liegen. Interessant ist allerdings die stärkere Erholung bei «passengers boarded» gegenüber den Buchungsvolumen in der Distribution (GDS). Dies bedeutet nichts Geringeres als eine weitere Kanalverschiebung von Flugbuchungen in den direkten Absatzkanal der Fluggesellschaften, zuungunsten von Reisebüros und weiteren Intermediären.

Online Pauschalreisemarkt Schweiz, Januar – Oktober 2022

Wider Erwarten wurden praktisch keine Schwankungen bei den Top-Destinationen 2019 – 2022 verzeichnet. Unverändert auf den ersten vier Positionen sind Antalya, gefolgt von Hurghada, Palma und Heraklion. Allerdings konnte Antalya die Führungsposition weiter ausbauen von 26.5% im Jahr 2019 auf 32.5% im Jahr 2022. Überraschend sind die gleichbleibende durchschnittliche Aufenthaltsdauer wie auch die unveränderten Anteile der einzelnen Hotelkategorien. Eindeutig gestiegen ist der Anteil höherwertiger Reisen (ab 2'500 CHF/EUR Gesamtpreis), von 14.7% im 2019 auf 21.5% im 2022. Kurzfristige Buchungen (0-42 Tage) stiegen von rund 50% im Jahr 2019 auf knapp 64% heuer.

Wo steht Amadeus hinsichtlich NDC?

Die Bereitschaft seitens Amadeus, NDC über die Verkaufsplattformen zu vertreiben, ist mittlerweile mit über 100 Märkten weltweit sehr erfreulich. Die weissen Flecken auf der Landkarte schwinden. Weit wichtiger ist jedoch, welcher für die Märkte jeweils relevante Content effektiv buchbar ist. Weitere Kriterien sind die verfügbaren Funktionalitäten und die Qualität von NDC-Content. Bezüglich Content dürfte Amadeus dank der Vereinbarung mit der Lufthansa Gruppe in der Schweiz und auch den weiteren DACH-Märkten eine wichtige Lücke zu den Mitbewerbern schliessen.

Hinsichtlich Robustheit der Lösungen wie auch punkto Abdeckung der nachgelagerten Prozesse (post-booking) sieht sich Amadeus klar in der Führungsposition. Diese Differenzierung sieht Amadeus auch als relevanten Vorteil gegenüber konkurrierenden Aggregatoren. Gemäss Planung sollen die LHG-Airlines im Laufe des ersten Quartals 2023 in der Schweiz mit deren NDC-Content in den Buchungssystemen verfügbar werden. Der Zugang bleibt allerdings IATA-Agenten vorbehalten. Das Nachsehen werden non-IATA Reisebüros haben, denen zumindest vorerst der Zugang verwehrt bleiben wird.

Welche Lösungsansätze und Lösungen stehen in der Pipeline, um der wachsenden Komplexität zu begegnen?

Nachhaltigkeit ist ein Imperativ – ohne geht es nicht. Vorerst gilt es, vor der eigenen Tür zu wischen. Amadeus steckt sich als Ziel, bis 2030 CO2-neutral zu werden. Diverse Initiativen wurden bereits lanciert. In einem zweiten Schritt geht es um die Unterstützung der Kunden auf dem Weg zu einer besseren Nachhaltigkeit. Die Leitplanken sind Informationen über klimafreundliche Angebote, Alternativen zu Reduktion und Kompensierung von CO2, wie auch das Einfangen und Speichern von CO2.

Digitale Reisedokumente

Die «Traveler ID» digitalisiert und verifiziert Reise- und Gesundheitsdokumente des Reisenden in jeder Phase der Reise. Es ermöglicht die automatische Identifizierung und Überprüfung von Dokumenten wie Impfzertifikat, PCR-Test aber auch Reisepass oder Identitätskarte. Schnellere Durchlaufzeiten und die Gewissheit, alle relevanten Dokumente zu haben, sind klare Vorteile für den Reisenden. Lufthansa ist übrigens einer der Airline-Kunden, welche «Traveler ID» bereits nutzt.

Strategische Partnerschaft mit Microsoft

Konkurrent «Sabre» schloss im Jahr 2020 eine langfristige Partnerschaft mit Google. Amadeus wählte Microsoft als Partner. Die Kompetenzen von Microsoft und Google bei Cloud-Diensten waren wohl der wichtigste Treiber. Die Zusammenarbeit geht jedoch bedeutend weiter. So hat Amadeus die Firmenlösung «Amadeus cytric Travel & Expense» in Microsoft Teams integriert. Die Zielsegmente für diese Lösung sind hauptsächlich grosse KMUs und internationale Firmen.

Diese Trends verspricht eine neue Amadeus-Studie für das kommende Jahr

Beratung im Metaverse. Mittels Technologien wie Augmented und Virtual Reality (AR/VR) lassen sich im Metaverse realitätsnahe Inspirationen zu einer bevorstehenden Reise vermitteln. Amadeus ist davon überzeugt, dass auch die Reiseberatung im Metaverse sich einen Platz erobern wird.  

Biometrische Lösungen an Flughäfen sind weit verbreitet und tragen dazu bei, Ein- und Ausreise zu beschleunigen. Auch wenn es sich dabei um sensitive Daten handelt, werden wir biometrische Lösungen zunehmend auch in anderen Bereichen antreffen. GooglePay, ApplePay und andere Bezahllösungen arbeiten schon heute mit biometrischen Daten (Fingerabdruck). Auf Iris-Scan basierende Zahlungslösungen bieten allerdings einen höheren Grad an Komfort wie auch Sicherheit.

Reisen ohne Gepäck. Nicht oder zu spät angekommenes Gepäck ist bei Flugreisen ein grosses Ärgernis. Die Motivation ist hoch, wenn immer möglich mit Handgepäck zu reisen. Gerade bei Ferien mit längerer Aufenthaltsdauer dürfte dies ein schwieriges Unterfangen sein. Hotels sehen darin ein Geschäftsmodell. Ein Teil des Gepäcks oder der Ausrüstung bleiben zuhause und können direkt vor Ort gemietet werden, wie zum Beispiel Sportgeräte, Winterparkas oder sonstige sperrige Dinge auf der Packliste.

«Working from roam». Auch nach der Pandemie wird die verbreitete Möglichkeit von «home office» als Standard bestehen bleiben und entsprechend in die Mitarbeiter-Reglemente einfliessen. Zudem hat «Workation» stark an Beliebtheit gewonnen. Interhome hat gar einen Filter für Workation-Angebote eingebaut. Die Virtualisierung des Arbeitsplatzes schreitet weiter voran. Insbesondere für die digitalen Nomaden wird «Arbeiten von überall» zur Normalität.

«bonding business breaks» kann als Gegentrend zur Virtualisierung des Arbeitsplatzes und home office verstanden werden. Mitarbeiter begegnen sich immer seltener. Zusammenhalt, Vertrauen und die Beziehungsqualität leiden. Mit solchen Treffen an einem schönen Ort geht es nicht um geschäftliche Themen, sondern um die Menschen. Bei «bonding business breaks» stehen somit Team Building-Aspekte im Vordergrund, um den Zusammenhalt innerhalb der Organisation zu stärken.

Für alle Amadeus-Kunden in der Schweiz noch ein Goodie

Amadeus Hotel Plus kommt in neuem Kleid daher. Damit lassen sich Hotels mit Netto-Raten, mark-up und Vorauszahlung noch bequemer buchen.