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Total 71 Gäste von 32 Reiseunternehmen folgen im Casino Baden den Ausführungen von Kevin Brandes und dem Tourdata-Team. Bild: Hugo Hofmann

Tourdata ist auf gutem Kurs in die Zukunft

Gregor Waser

Die Tourdata AG führt heute ihre jährliche Tagung im Casino Baden durch. Über 70 Reisebüro-Inhaber und IT-Spezialisten sind mit dabei. Bei dieser Gelegenheit hat Travelnews den Eigentümer und Geschäftsführer Kevin Brandes nach den Neuerungen des Tourdata-Systems befragt.

Kevin Brandes, die jährliche Tourdata-Tagung hat Tradition. Was bezweckt der Anlass? Und wer ist hier?

Die Tagung hat verschiedene Zwecke. Erstens präsentieren wir unseren Kunden, was wir über das vergangene Jahr geleistet haben, zweitens machen wir einen Ausblick auf nächstes Jahr und drittens, das ist vielleicht der wesentlichste Grund, es gibt die Möglichkeit, dass die Kunden sich treffen und Erfahrungen austauschen. An der diesjährigen Tagung im Casino Baden nehmen 71 Personen von total 32 verschiedenen Firmen teil.

Welche Neuerungen stellt ihr an der Tagung vor?

Im Bereich der Kontingente haben wir das Problem der Unterkontingente auf verschiedenen Ebenen gelöst. Du kannst mit wenigen Eingaben in der Software diese Kontingente eingeben. Du kannst Zimmerkategorien mit einer und Doppelbelegung definieren, und die Anzahl der Einzelbelegung beschränken. Du kannst für einen Vertriebspartner Kontingente reservieren, die nur über die Adresse des Vertriebspartners abbuchbar sind. Hier stehen noch weitere Wünsche an, die wir individuell mit unseren Kunden anschauen werden. Wir wissen, dass dies ein langjähriger Wunsch unserer Kunden ist, und der Anklang war entsprechend gut.

Im Bereich der Offerten haben wir auch gearbeitet, dies insbesondere für Baukastenreisen. Du kannst auf jeder Reise, auf jeder Destination und hinter jedem Hotel, und jedem Mietwagen und Ausflug Bilder und Texte einfügen, die bei Offerten und Reiseprogrammen und Kundenapp automatisch eingefügt werden. Im Bereich Online läuft vieles in die Richtung der APIs. Unsere Kunden haben so die Möglichkeit, Daten auf elektronischem Weg aus dem Tourdata auszulesen und in einem anderen System weiterzuverarbeiten. Dies bietet viele neue Möglichkeiten. Zum Schluss der Tagung stellten wir unsere Ziele für die Zukunft vor.

Und die lauten?

Wir glauben, dass Sicherheit und die Loslösung von Hardwareproblemen, Stichwort Cloud, massgeblich die Zukunft bestimmen. Und da stehen wir teilweise schon, und wir arbeiten daraufhin.

Hat sich die Handhabung der QR-Rechnung schon überall etabliert?

Das ist kein Thema mehr. Reisen werden schon per Ende letztes Jahr für Termine ab Oktober 2022 gebucht – da mussten die meisten Kunden schon frühzeitig umgestellt sein.

«Neu ist das gesamte Reisedossier mit allen Zusatzdateien in der App integriert.»

Gibt es News bei der Tourdata-App?

Wir bieten drei verschiedene Apps an. Eine Kundenapp mit Reisedaten, eine Reiseleiter-App und davon eine spezielle Version für Carchauffeure. Die Nachfrage für die App der Carchauffeure ist sehr gross. Der Chauffeur sieht alle Kunden mit Kontaktdaten, alle Dossiers, alle Hotellisten mit Belegung, alle Transportlisten. Neu ist das gesamte Dossier für die Reise mit allen Zusatzdateien wie Verträge, Wegbeschreibungen, Ablaufpläne, Lieferantenadressen direkt in der App integriert. Die Korrespondenz mit der Zentrale wird direkt über die App geführt – der Verantwortliche in der Zentrale sieht dies in seiner Agenda. Zahlt ein Kunde vor Ort für Ausflüge etc. wird das in der App eingegeben und direkt in der Buchhaltung verbucht.

Wie schreitet die Entwicklung von «Tourdata 4» voran?

Tourdata 4 ist der Oberbegriff für verschiedene Teilprojekte. Teilprojekte sind die Datenbank, die Verarbeitung der Daten, die Schnittstellen (sogenannte APIs), und die internettaugliche Oberfläche. Dies ist ein Riesenprojekt und wird uns noch mehrere Jahre beschäftigen. Wir haben dieses Jahr die Datenbank neu definiert und werden bis Ende Jahr den ersten Kunden auf die neue Datenbank bringen. Die internettaugliche Oberfläche ist mit Zuzug eines externen Experten definiert, bei den APIs sind wir mittendrin, und die Verarbeitung der Daten muss von alt auf neu umgeschrieben werden. Das schwierige am Ganzen ist nicht nur eine neue Software zu kreieren, sondern auch die Vergangenheit mitzunehmen. Jeder bisherige Kunde der in Zukunft auf das neue System umsteigt, will, dass die alten Funktionen immer noch funktionieren, auch wenn es neue gibt. Und wenn er am ersten Tag arbeitet, dann will er alle seine bisherigen Daten auf der neuen Software wiedersehen. Und eine Buchung von gestern vom alten System auf dem neuen umbuchen oder stornieren können. Es ist eine Herausforderung. In unserer 32-jährigen Firmengeschichte haben wir das bereits drei Mal geschafft – wir werden es auch ein viertes Mal schaffen.

Das Tourdata-Team beim Jahresausflug von links: Kevin Brandes (Eigentümer und Geschäftsführer), Hugo Hofmann (Gründer und VR-Präsident), Gaby Hofmann, Daniyal Dehghany, Volker Kammerer, Noah Kriesi, Francesca Gamba, Nino Hauser, Karin Bühlmann, Philipp Clement und Roger Zimmermann. Bild: Tourdata

Wer sind Eure Kunden und auf welchen Märkten?

Unser Schwerpunkt liegt in der Schweiz, wir haben aber auch Installationen in Deutschland. Wir bieten Software für Tour Operator, Carunternehmen und Binnenschifffahrt. Schwerpunkt liegt einerseits bei den 37 Tour Operatern mit 581 Arbeitsplätzen und bei den 33 Carunternehmen mit 305 Arbeitsplätzen, die 4 Seen haben 53 Arbeitsplätze. Insgesamt also 74 Kunden (teilweise mit mehreren Tochterunternehmen) und 939 Tourdata Arbeitsplätzen. Seit Pandemiebeginn konnten wir 9 neue Kunden gewinnen.

Und was bietet Ihr an?

Eine integrierte ERP-Software (Enterprise-Ressource-Planning) für KMUs. Konkret von der Kalkulation-über die Produkte- und Preisdefinition zum internen und internetgesteuerten Verkauf über die notwendigen operationellen Listen und elektronischen Verbindungen bis zur Abrechnung in der Buchhaltung und der Auswertung der Margen und den notwendigen Grundlagen für elektronisches Marketing. Tönt kompliziert – ist es aber auch. Dazu bieten wir auch den entsprechenden Support. Support ist ein USP von uns. Reisen findet um den ganzen Globus und jederzeit statt, bei Notfällen sind wir rund um die Uhr erreichbar.

Ist das alles?

Nein, in den vergangen Jahren ist bei unseren grösseren Kunden das Bedürfnis nach Programmierung individueller Firmenbedürfnisse markant gestiegen. In diesem Bereich weisen wir auch die grössten Wachstumszahlen aus.

«Unsere Kunden haben bei der Anzahl Onlinebuchungen schon Ende September das gesamte Jahr 2019 übertroffen.»

Wie läuft das Jahr 2022 bei Euch?

Wir sind zufrieden. Unsere Kunden haben mit der Anzahl Onlinebuchungen Ende September das gesamte Jahr 2019 mit über 200'000 Onlinebuchungen übertroffen. Und wie gesagt, wir haben grössere Aufträge erhalten und abgearbeitet, und sind weiterhin gut ausgelastet. Deshalb haben wir auch anfangs dieses Jahres den Support mit einer weiteren Mitarbeiterin und die Programmierung mit zwei weiteren Informatikern verstärkt.

Was hat sich für dich persönlich geändert, seit Du vor einem Jahr die Firmenmehrheit übernommen hast?

Eigentlich nichts und alles. Ich war schon vorher 5 Jahre im Betrieb tätig, begonnen habe ich als Programmierer, währenddessen habe mich betriebswirtschaftlich weitergebildet und seit Mitte 2019 als Co-Geschäftsführer zusammen mit Volker Kammerer gearbeitet. Also im Westen nichts Neues. Wie gesagt, wir haben seit Januar 2022 drei neue MitarbeiterInnen. Die Materie ist komplex und die Einarbeitung benötigt unendlich Zeit. Wir sind heute zwar auf Zielkurs, aber es hat sehr viel Kraft gekostet. Durch die neuen MitarbeiterInnen hat sich unser 10 Personenbetrieb gewaltig verändert. 42 Prozent mehr MitarbeiterInnen, das Durchschnittsalter von 48 Jahren auf 38 Jahre gesunken – Dies ist eine Herausforderung für die Unternehmenskultur und alle Beteiligten, aber ich glaube wir haben das gut zusammengebracht und sind auf dem richtigen Weg.

Und was wolltest Du sagen mit «alles hat sich geändert»?

Geschäftsführer zu sein ist das eine. Da kannst du Richtiges und Falsches machen. Als Eigentümer kommt aber eine wesentlich höhere Problemdichte auf dich zu – und du bist der letzte in der Linie und für alles verantwortlich. Für die Finanzen, für die Unternehmenskultur, für das Marketing, die Reinigung der Toiletten, die Beschaffung von Hardware und den Ausgleich zwischen MitarbeiterInnen Kunden und untereinander. Der Erfolg bleibt teilweise bei Dir hängen – die Misserfolge aber sicher. Und die Stunden, in denen du das abarbeiten kannst, sind nicht wenige. Für das nötige Nachdenken bleibt nicht viel übrig. Aber es gefällt mir so breit aufgestellt zu sein. Ich liebe meinen Job, ich liebe die Reisebranche und möchte mit niemandem tauschen. Es geht um die Zukunft, und ich darf mitwirken an dieser Zukunft.