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Während sich die Reiseströme langsam erholen, haben Schweizer Technologie-Anbieter Weiterentwicklungen vorangetrieben. Bild: Pixabay

«Wuchtige Erholung – auf wackeligen Beinen»

Gregor Waser

Vier Technologie-Unternehmen äussern sich zur jüngsten Entwicklung des Schweizer Reisemarkts – und über ihre technologischen Neuerungen.

Wie es um die Erholung der Reiseströme und Ferienbuchungen steht, können Technologie-Anbieter am besten sagen. Über ihre Systeme laufen die Buchungen, ihre Software-Lösungen helfen den Reisebüros die Umsätze zu erzielen. Jüngst hat Travelport-DACH-Chef Dieter Rumpel aktuelle Zahlen zum laufenden Jahr preisgegeben: nach 20 Prozent anfangs Jahr, beliefen sich die Buchungstransaktionen im Schweizer Reisemarkt im Juni bereits wieder auf 37 Prozent – im Vergleich zum Vor-vor-Jahr 2019.

Der Restart ist also im Gang, auch im Juli sollen sich die Transaktionen weiter erhöht haben. Wir haben mit weiteren Technologie-Anbietern über die aktuelle Entwicklung des Reisemarkts gesprochen und darüber, welche Innovationen ihre Unternehmen derzeit verfolgen.

«Vor-Corona-Situation frühestens in zwei Jahren.»

Helmut Pilz, Teilhaber und VP Business Development bei Umbrella, sagt: «Im Leisure-Bereich sehen wir teilweise eine wuchtige Erholung, die halt aufgrund der sich ständig ändernden Bedingungen auf wackeligen Beinen steht. Business Travel ist nach wie vor sehr bescheiden, aber es zeichnet sich eine klare Aufwärtstendenz ab. Wir erwarten da ab September/Oktober eine deutliche Erholung – insbesondere, wenn die USA für geimpfte Reisende wieder bereisbar wird.»

Manuel Hilty, CEO von Nezasa, spricht ebenfalls von einem Aufschwung, lässt den Zeitpunkt aber noch offen: «Das Bedürfnis zu reisen ist gemäss diversen Studien noch sehr hoch, daher denke ich schon, dass es eine Erholung geben wird und auch muss. Wie rasch das sein wird und ob es temporär noch Rückschritte geben wird, das ist aktuell unklar. Aber die leere Risikoländerliste der Schweiz ist da ja zumindest schon mal ein gutes Zeichen in Bezug auf die Schweizer Reisebranche.»

Thomas Egger, Gründer und Geschäftsführer von Online Travel, geht von einer langsamen Erholung aus und sagt: «Wir erwarten, dass die Vor-Corona-Situation in der Reiseindustrie frühestens wieder in zwei Jahren zurückkehrt.»

Kevin Brandes, Co-Geschäftsführer von Tourdata, will sich nicht auf die Äste lassen: «Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.» Für Tourdata selber ist er aber optimistisch: «Wir haben seit 2020 einen Kunden verloren und drei dazugewonnen.»

Neue Schnittstellen, neue Kollaborationsfunktionen

Für Reisewillige stellen sich seit eineinhalb Jahren diese Fragen: Wo kann ich einreisen, auf was gilt es zu achten, wie sind die Stornobedingungen? Diesem Umstand müssen auch die Technologie-Anbieter zunehmend Rechnung tragen. «Wir haben in den letzten Monaten zusammen mit unseren Veranstalterkunden verschiedene Anstrengungen unternommen, um die Stornobedingungen in den Buchungssystemen zu flexibilisieren», sagt etwa Thomas Egger von Online Travel. Und Manuel Hilty sagt, dass Nezasa schon seit längerem eine Integration mit Passolution habe, welche detaillierte Informationen zu Einreisebestimmungen bietet.

Dass das Erlahmen der Reiseströme in den letzten 18 Monaten kein Stillstand bei den Technologie-Unternehmen mit sich brachte, zeigen die jüngsten Projekte und Entwicklungen. «Wir setzen einen klaren Fokus auf API Connectivity, sowohl beim Midoffice als auch bei Umbrella Faces. Bei Faces haben wir bereits über 40 Datenschnittstellen zu und von externen Systemen aktiv und dafür bieten wir mehrere Varianten einer JSON/REST API an», verweist Helmut Pilz auf die jüngsten technologischen Neuerungen bei Umbrella.

Gespannt auf Neuerungen und Verbesserungen können Tourdata-Kunden sein. Sie werden anfangs November aufdatiert. Bei Online Travel liegt der aktuelle Fokus derweil auf dem Bahnbereich: «Wir sind aktuell im Bahnbereich daran, unsere bestehenden Bahnsystem-Anbindungen zu erneuern und zu verbessern. Auch sind neue Anbindungen von europäischen Bahnen in der Pipeline, die das Portefeuille in naher Zukunft ergänzen werden», verrät Thomas Egger.

Und gespannt auf die jüngsten Entwicklungen können auch Nezasa-Kunden sein. «Wir werden schon bald Kollaborationsfunktionen anbieten, welche es Nezasa-Kunden ermöglichen werden, untereinander zu sourcen», gibt Manuel Hilty preis. Zudem sei Nezasa aktuell dran, den Support für alle Arten von mehrtägigen Reisen inklusive Gruppenreisen zu erweitern.

Auf die Post-Corona-Zeit scheinen die Technologie-Unternehmen jedenfalls gut vorbereitet zu sein. Ein Vorteil der vergangenen, ruhigen 18 Monate in der Reiseindustrie: die IT-Entwickler konnten ihre Fokus auf Neuerungen legen – abseits von sonst anfallenden SOS- und Helpline-Einsätzen.