Travel Tech

Technologie ist in der modernen Reisewelt wichtiger denn je - doch vorerst leiden die grossen Reisetechnologie-Anbieter auch unter der Corona-Krise. Bild: Stefan Stefancik.

Die GDS leiden mit der Reisebranche mit

Das eingebrochene Reisegeschäft weltweit trifft auch die Travel-Tech-Anbieter mit voller Wucht. Das hinterlässt Spuren. Bei Amadeus Schweiz sind mehrere Personen betroffen.

Im Juli 2020 stellte Amadeus ein Massnahmenpaket vor, mit welchem auf die Misere in der Reisebranche reagiert werden sollte. Damals hiess es, dass 1800 Stellen weltweit gestrichen würden. Danach blieb es weitgehend ruhig. Im Travelnews-Interview anfangs Dezember 2020 liess dann Uta Martens, Geschäftsführerin von Amadeus in Bad Homburg (DE), nochmals durchblicken, dass es auch im DACH-Raum zu einem Arbeitsplatz-Abbau beim europaweit marktführenden Travel-Tech-Anbieter kommen werde. Sie sagte dort: «Wir prüfen genau, in welcher Form wir als Amadeus eine Veränderung brauchen und wie wir uns für die nächsten Jahre anpassen müssen. Dazu gehört leider auch, dass wir an der einen oder anderen Stelle Mitarbeiter verlieren werden. Wir werden unsere Standorte in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich behalten, aber wohl mit einer etwas kleineren Mannschaft, angepasst an eine womöglich auch etwas kleinere Anzahl an Kunden.»

Die Einschnitte scheinen nun vollzogen zu sein. Obwohl von Seiten des notorisch verschwiegenen Unternehmens Amadeus keine weiteren Details erfährt, so hat sich Robert Eschmann, seit fast 11 Jahren Key Account Manager bei Amadeus, in einem Abschiedsbrief an Branchenpartner gewendet. Im Schreiben, welches auch Travelnews vorliegt, schreibt Eschmann: «Die Covid-19 Pandemie hat auch Amadeus stark getroffen. Die Corona-bedingte, wirtschaftlich angespannte Situation hat Amadeus veranlasst, weltweit Mitarbeiter zu entlassen. Am Standort Schweiz trifft es rund einen Drittel der Belegschaft; so fällt auch meine Position dem Corona-Rotstift zum Opfer.» Ob die «Mengenangabe» von einem Drittel stimmt und wer in der Schweiz ebenfalls betroffen ist, wird von Amadeus nicht kommentiert. Wir wollen hier auch keine weiteren Namen nennen, aber ein Blick auf LinkedIn-Profile reicht, wo bei weiteren bisherigen Amadeus-Mitarbeitenden der Profil-Tag «Open to work» zu finden ist. Wichtig aber: Das Amadeus-Büro in der Schweiz bleibt bestehen, wenngleich mit reduziertem Personal.

Auch die anderen GDS leiden

Letzteres ist nicht bei allen GDS der Fall. Bei Sabre, wo im Juni 2020 bereits ein Arbeitsplatzabbau um 850 Vollzeitstellen angekündigt wurde, hat das Schweizer Büro komplett geschlossen; die Schweiz wird von Deutschland aus betreut.

Und was ist mit Travelport? Ein ähnliches Massnahmenpaket wie Amadeus wurde nicht öffentlich kommuniziert, man weiss jedoch von Berichterstattungen aus anderen Ländern, dass es auch dort zu Entlassungen kam. Im vergangenen Sommer erhielt Travelport zudem in einer Finanzierungsrunde 1 Milliarde Dollar frisches Kapital, wodurch mittel- und langfristig das Geschäft gesichert wurde - was jedoch nicht hiess, dass es keine Einschnitte geben würde. Auf Anfrage von Travelnews erklärt Dieter Rumpel, Geschäftsführer von Travelport für die DACH-Länder und Skandinavien: «Die Schweizer Niederlassung in Zürich bleibt auf jeden Fall bestehen. Wir sind aber, wie auch bei der Niederlassung in Stockholm, in andere Büros am bestehenden Ort gezogen - einerseits um Mieten zu sparen und andererseits, weil sich das Home-Office-Modell auch bei uns bewährt hat und damit der Anspruch an die Büroräumlichkeiten gesunken ist.» Des Weiteren habe sich Travelport trotz der Krise, welche auch Rumpel nicht schönreden will, noch recht vernünftig gehalten: «Wir haben unsere Strukturen bereits mit dem Eigentümerwechsel vor zwei Jahren angepasst, als wir beispielsweise das Büro in Genf schlossen, und sind nun bereits schlank aufgestellt, sodass es wegen Covid nur noch marginale Anpassungen brauchte. Darüber hinaus konnten wir mit CETS noch etwas Business in den Sommermonaten generieren, was die Rückgänge im reinen GDS-Fluggeschäft etwas abgefedert hat.»

Klar ist dennoch: Die weiterhin stark vom Airline-Business abhängigen GDS leiden mit der generellen Tourismuskrise mit. Auch die anderen Geschäftsfelder, etwa mit den GDS-Lizenzen, mit «Travel Payments» und sonstigen komplementären Geschäftsfeldern, leiden mit. Die oben genannten Unternehmen werden überleben. Fürs Erste muss aber die magere Zeit mit allen Mitteln durchgestanden werden.

(JCR)