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Versucht in der Schweiz Fuss zu fassen: das neue Buchungsportal für Hotels und Ferienwohnungen Switzelandbooking.ch. Bild: Screenshot

Österreicher bauen grösstes Buchungsportal für die Schweiz

Klaus Oegerli

Mit Switzerlandbooking.ch entert Ulrich Beckmann, Geschäftsführer der AT Vertriebs- und Betriebs-GmbH in Salzburg, den Schweizer Markt. Was steckt hinter dem Projekt? Travelnews hat nachgefragt.

Herr Beckmann, weshalb kommt ausgerechnet ein österreichisches Unternehmen dazu, das umfassendste Buchungsportal für die Schweiz zu lancieren?

Ulrich Beckmann: Wir haben mit austriabooking.at angefangen. Während der Programmierung haben wir festgestellt, dass unser Produkt mit relativ geringem Aufwand auch in der Schweiz mit switzerlandbooking.ch und Deutschland mit germanybooking.de duplizierbar ist. Somit ist eine B2B2C-Plattform entstanden, die auch für andere Länder interessant werden könnte.

Wie viele Unterkünfte sind auf switzerlandbooking.ch integriert?

Rund 23'000 Unterkünfte, dazu zählen sowohl Hotels wie auch Ferienwohnungen, die schon jetzt auf der Plattform in der Schweiz online buchbar sind.

Ulrich Beckmann, AT Vertriebs- und Betriebs-GmbH in Salzburg.

Sie betreiben auch nationale Buchungsportale für Deutschland und Österreich; wie sehen dort die Zahlen aus?

In Österreich sind es ca. 50'000 und in Deutschland ca. 190'000 Unterkünfte, damit sind wir, wenn man die Anzahl der buchbaren Unterkünfte in diesen drei Ländern nimmt, der grösste Anbieter.

Wie kommen Sie an den Content?

Neben den grossen OTAs gibt es noch eine Reihe andere Content Provider wie DMS (Destination Management Systeme wie z.B. in Österreich feratel oder Tomas in der Schweiz und Deutschland). Diese sind in der Regel für den Hotel-Kunden um bis zu 60 Prozent preiswerter. Wir haben einige dieser Anbieter auf unserer Plattform vereinigt und kommen in der Summe pro Land damit auf mehr Unterkünfte als die grossen Portale.

Wie haben Sie die Prozesse Kundendienst und Abrechnung organisiert?

Die Provider, die wir nutzen, haben alle direkt Kundenverträge. Dadurch, dass wir APIs zu diesen Providern haben, wissen wir am Ende des Monats genau, welche Buchung über welche Buchungsstrecke kam und rechnen relativ einfach mit dem Provider ab. Wir sind für unsere Applikation verantwortlich, der Provider für seine eigene Buchungsstrecke.

Wie hoch sind die Kommissionen für Anbieter?

Die Unterkünfte haben alle Provisionsverträge mit unseren Content Lieferanten, im Schnitt zahlen die Unterkünfte dort 10% der Buchung. Wir bekommen von den Content Lieferanten ca. 50% deren Provision, also ca. 5% der gesamten Buchung. Wichtig dabei ist, dass die Unterkunft für unseren Service keinen Cent mehr bezahlt, wir sind für die Unterkünfte ein zusätzlicher Buchungskanal.

«Wir glauben fest daran, dass wir mit einem Schweizer Partner noch im Januar 2021 starten werden.»

Wie sieht Ihre Vermarktungsstrategie aus, da Sie direkt den Endkonsumenten ansprechen?

Wir setzen auf ein dreistufiges Vermarktungskonzept: Widgetpartner, Mediapartner sowie Social Media und SEO Vermarktung Widgetpartner sind zum Beispiel Marketingportale ohne eigene Unterkunftsbuchung. Media Partner sind grosse News- oder Infoportale und den Rest machen wir inhouse.

Können DMO’s (Destination Marketing Organisation), die Buchungsmaske für die eigene Website nutzen?

Ja, das können sie. Wenn zum Beispiel eine Region in der Schweiz nur den Buchungscontent des eigenen Kantons zeigen will, ist das technisch für uns in relativ kurzer Zeit möglich, unsere Plattform kann also auch als «White Label» genutzt werden. Die Region hätte damit keinerlei Kosten für die Bereitstellung von Unterkunftscontent.

Verfügen Sie bereits über Kontakte in die Schweiz?

Wir sind gerade dabei, grosse Schweizer Medienunternehmen zu kontaktieren, die immer auf der Suche nach neuen digitalen Konzepten sind und immer auf der Suche nach neuen «data warehouse»-Möglichkeiten.

Wenn man die Entwicklungen betrachtet, die aus Österreich kommen – etwa Altouros, e-cube-ai und switzerlandbooking –, stellt sich die Frage: gerät die Schweiz hinsichtlich digitaler Entwicklungen im DMO-Bereich ins Hintertreffen?

Das ist für mich schwer zu beantworten, wir haben uns den Markt natürlich angeschaut und haben auch immer wieder einmal gute Ansätze gesehen, die aber offensichtlich nie in aller Konsequenz umgesetzt worden sind – warum, wissen wir nicht. Wir sind jedenfalls «ready to market» und haben den technischen «proof of concept» erledigt. Wir glauben fest daran, dass wir mit einem Schweizer Partner noch im Januar 2021 starten werden.