Travel Tech

Rund zehn Prozent der 9000 Sabre-Mitarbeitenden verlieren ihren Job. Bild: Sabre

Sabre: 850 Mitarbeiter müssen gehen

Die Coronakrise trifft den Technologiedienstleister Sabre hart: Es kommt zu vielen Entlassungen und zur Zusammenführung zweier Unternehmensbereiche.

Sabre Corporation greift hart durch. Der Technologiedienstleister fusioniert die bisher getrennten Bereiche für Airline- und Reisebüro-Systeme. Total 850 Mitarbeitende verlieren ihren Job.

Sabre-CEO Sean Menke begründet den Cut mit diesen Worten: «Wir machen einen entscheidenden Schritt um unsere Reise zu einem <neuen Sabre> zu vollenden. Begonnen hat dieser Transformationsprozess vor mehr als zwei Jahren mit der Vorstellung unserer Strategie SabreNext und der Gründung des Unternehmensbereichs Travel Solutions. Mit den anstehenden Veränderungen werden wir unsere auf Fluglinien und Reisebüros fokussierten Geschäftsbereiche vollständig zusammenführen, sodass wir unsere Kunden nahtlos und noch besser bedienen können.»

Bei diesem Wording nicht so deutlich wird, dass Sabre von der Coronakrise und dem weltweiten Nahezu-Stillstand der Reiseströme hart getroffen wird. Die Unternehmensgrösse wird der neuen Organisationsstruktur angepasst; dies wird rund 850 Mitarbeiter an 43 Standorten betreffen. Diese gehen zusätzlich zu den etwa 400 Mitarbeitern, die bereits freiwillig in den Ruhestand oder mit Abfindung aus dem Unternehmen geschieden sind.

Die Kurzarbeit endet bei Sabre am 6. Juli 2020. Ebenfalls am 6. Juli enden die freiwilligen und unfreiwilligen Gehaltskürzungen, die im März und April global eingeführt wurden, womit die Vergütung der Mitarbeiter wieder bei 100 Prozent des Grundgehalts liegt. Sabre führt ein flexibles Programm zur Telearbeit ein, womit Mitarbeiter, unter Berücksichtigung regionaler Bestimmungen, von jedem Ort aus arbeiten können.

Personalisierte Angebote

Mit der strategische Neuausrichtung vereinheitlicht das Unternehmen nun seine Perspektive auf Airlines und Reisevermittler weiter und kann damit seine Kunden beider Bereiche noch besser und effizienter bedienen, wie es in einer Sabre-Mitteilung heisst. Gleichzeitig halte das Unternehmen an seiner langfristigen Vision fest, einen Markplatz für personalisierte Reisen zu schaffen. Auch die im Februar dieses Jahres vorgestellten strategischen Prioritäten werden weiterverfolgt.

Die fünf strategischen Prioritäten sind:

  • Personalisierte Angebote – Die schnellere Entwicklung neuer Lösungen und Funktionalitäten, mit denen Reiseanbieter personalisierte Angebote über alle Kanäle verkaufen können.
  • NDC und der Reisevertrieb der Zukunft – Ermöglichung des Vertriebs von personalisierten NDC-Angeboten über die direkten Kanäle der Fluglinien und über Sabres Reisemarktplatz.
  • Wachstum bei Billigfluglinien – Erschliessung des schnellwachsenden Low-Cost-Carrier-Marktes durch erweiterte Vertriebsmöglichkeiten und das Ausschöpfen der Möglichkeiten von Radixx, dem kürzlich von Sabre übernommenen Anbieter von IT-Lösungen für Billigfluglinien.
  • Entwicklung eines Property Management Systems (PMS) für die Full-Service-Hotellerie. In Zusammenarbeit mit Accor plant Sabre die Entwicklung eines Full-Service-PMS, das die Funktionalitäten von Sabres Reservierungssystems auf einer neuer Cloud-Plattform zusammengeführt.
  • Technologische Transformation in Zusammenarbeit mit Google.

Sabre erwartet, dass die strategische Neuausrichtung des Unternehmens und die damit verbundenen Massnahmen im Wesentlichen Anfang des dritten Quartals 2020 abgeschlossen sein werden.

Sean Menke sagt weiter: «Aufgrund der COVID-19-Pandemie mussten wir bestimmte Initiativen und Technologie-Investitionen zurückstellen und es kam zu grossen Umbrüchen in der Reisebranche und damit haben sich auch Anforderungen unserer Airline-, Hotel- und Agenturkunden geändert. Wir müssen dieser neuen Situation gerecht werden und haben deswegen die Gelegenheit genutzt, um die organisatorischen Veränderungen zu beschleunigen, die wir 2018 begonnen haben.

Noch offen ist, wie es um die künftige Zusammenarbeit zwischen Sabre und der Lufthansa-Gruppe steht. Mitte Mai wurde bekannt, dass der aktuelle Vertrag Ende Juni 2020 ausläuft. Hinter den Kulissen dürfte derzeit hart um neue Vertragsbedingungen verhandelt werden.

(GWA)