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Nezasa-CEO Manuel Hilty in den vor einem Jahr bezogenen Büros an der Zürcher Sihlporte. Bild: TN

«Ein flexibles Kostenmodell wird für viele immer wichtiger»

Gregor Waser

Das Schweizer Technologie-Unternehmen Nezasa lanciert eine neue Version von TripBuilder. Das Tool zum flexiblen Paketieren kann zwei Monate kostenlos getestet werden, danach fallen nur Gebühren bei Gebrauch an. CEO Manuel Hilty äussert sich im Interview über mögliche Chancen in der aktuellen Krisensituation und sagt, wie Home-Office funktionieren kann.

Herr Hilty, Sie hatten viel vor an der diesjährigen ITB.

Manuel Hilty: Wir hinterfragen den Absage-Entscheid der ITB überhaupt nicht, waren aber schon sehr enttäuscht, dass die ITB nicht stattfand. Wir hätten erstmals einen Stand gehabt – mit wunderbarer Lage in der Halle 6.1. Die Vorfreude ist nun um ein Jahr verschoben.

Mit welcher Message wären Sie nach Berlin gereist?

Wir wollten unsere neue Plug-and-Play-Version unseres TripBuilders vorstellen. Wir ermöglichen Reisebüros und Touroperators innerhalb 48 Stunden eine buchungsfertige TripBuilder-Lösung inklusive pfannenfertigem Supply zu erhalten, ohne Set-up-Gebühr. Die Lösung lässt sich zwei Monate lang gebührenfrei testen. Statt den TripBuilder an der ITB vorzustellen, nutzen wir nun alternative Wege, etwa Webinare, um der Industrie unser Produkt auf digitalem Weg näherzubringen.

Was ist mit pfannenfertigem Supply zu verstehen?

Über eine Marktplatzfunktion erhält man direkten Zugriff auf zahlreiche globale Consolidators von diversen Produktgruppen wie Hotelbeds, Viator oder Kiwi.com. Veranstalter, die über eigene Verträge, Preise und Kontingente verfügen, können diese zudem in den Marktplatz einbringen.

«Einfach den Bildschirm drehen und die Reise mit dem Kunden zusammenstellen»

Für wen eignet sich TripBuilder?

Für alle, die bereit sind, selber eine Touroperating-Rolle zu übernehmen. Dies kann ein kleines Reisebüro sein, das Micro-Touroperating betreiben will, bis zu einem grossen Veranstalter. Die Tools richten sich an alle, die flexibel paketieren möchten.

Wie schaut die Kostenseite aus?

Es handelt sich um ein rein transaktionsbasiertes Modell, das abgestuft ist: auf höheren Volumina wird die Transaktionsgebühr kleiner. Zunächst geben wir das Tool in den ersten zwei Monaten komplett gebührenfrei heraus als Free Trial - ohne Transaktionsgebühren und ohne Minimumgebühren. Das Produkt ist krisenresistent, es gibt dem Markt Zugang zu State-of-the-art Technologie ohne Investitionen, dank dem rein Usage-basierten Kostenmodell. Wir glauben, dass in einer unberechenbaren Welt, wie wir sie derzeit erleben, ein solches Kostenmodell für viele immer wichtiger wird.

Mit welcher Ursprungsidee sind sie mit TripBuilder an den Start gegangen?

Unser Ansatz heisst «Simplifiying Touroperating». Bei uns geht es darum, dass man interaktiv und einfach personalisierte Reisen planen und buchen kann. Unser Kern ist die Kombinationsfunktionalität. Die Applikation managt die Abhängigkeit zwischen allen Produkten in einem Reiseplan. Dies erlaubt Anpassungen, ohne sich ständig um alle weiteren Details zu kümmern. Verlängert sich etwa der Aufenthalt des ersten Stopps, werden alle weiteren Aufenthalte nach hinten geschoben und deren Verfügbarkeit neu geprüft und preislich neu festgehalten. Der TripBuilder eignet sich sowohl für den stationären Gebrauch wie auch für den Online-Einsatz. Eine beliebte Anwendung ist, die Reise im Reisebüro zusammen mit dem Kunden zu planen – einfach den Bildschirm drehen und die Reise mit dem Kunden zusammenstellen.

Welche weiteren Innovationen stehen bei Ihnen an?

Mit dem Tool TripBooster haben wir die Funktionalität des Kunden-Lifecycles ausgedehnt. Dabei geht es um Zusatzbuchungen wie Ausflüge und Aktivitäten, die schon vor oder auch erst während der Reise hinzugebucht werden können. So kann ein Reisebüro dem Kunden auch noch während der Reise weitere Ideen unterbreiten und so zusätzlichen Umsatz generieren.

«Eine Firma muss lernen, mit Home-Office umzugehen»

Ich treffe Sie in den Nezasa-Büros gerade mal mit zwei weiteren Mitarbeitern an.

Ja, normalerweise arbeiten gegen 25 Personen auf unseren beiden Stockwerken, 25 weitere Kollegen in Lissabon. Jetzt ist in Zürich und Lissabon Home-Office angesagt.

Klappt das gut?

Wir sind auf diese Situation gut vorbereitet, unsere Mitarbeiter benötigen keine lokale Infrastruktur. Schon im regulären Modus arbeiten einige Mitarbeiter komplett remote. Ich hoffe mal die Datennetze halten der neuen Last stand.

In der traditionellen Reisebranche scheuen noch viele Firmen Home-Office. Welche Aspekte gilt es zu beachten?

Grundsätzlich gilt es, den Leuten zu vertrauen, wenn sie nicht im Office arbeiten, das haben wir schon immer getan. Dabei muss man sich auf den Output konzentrieren und nicht darauf, wer wann online ist. Klar gibt es Leute, die in einem Büro besser funktionieren als zuhause, solche, die den persönlichen Austausch mehr benötigen. Eine Firma muss lernen, mit Home-Office umzugehen. Gerade beim Kommunzieren gibt es oft Optimierungsbedarf. Während den Calls braucht es mehr Disziplin, auch der schriftliche Austausch ist aufwändiger.

Wie schwer trifft Nezasa die aktuelle Krise?

Wir sind Teil der Reisebranche, die jetzt gerade extrem hart getroffen wird. Die Krise hat starke Auswirkungen auf unsere Kunden und wir hoffen wie alle anderen, dass die Krise bald wieder vorbeigehen wird. Unser Vorteil ist, dass wir nicht nur buchungsabhängige Umsätze haben und dass wir eine variablere Kosteninfrastruktur haben als andere Firmen, weil unsere ganze IT-Infrastruktur Utility-basiert bezahlt werden kann. Wenn weniger Last darauf ist, fallen auch weniger Kosten an. Diesen Ansatz möchten wir auch der Reisebranche näher bringen.