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Bei der Kommunikation während den Ferien im Ausland, wird schon mal mitgelesen. Bild: Fotolia

Unterwegs im Internet: Wo der Staat gerne mitliest

Auch in den Ferien unterhält man sich via Smartphone über Privates und surft im Internet. Doch ausgerechnet in einigen der beliebtesten Reiseländern kontrolliert der Staat das Netz.

Filme, E-Mails, Fotografieren, Spielen, Chatten, News lesen – ohne Tablet oder Smartphone verlässt niemand mehr sein Haus. Besonders auf Reisen erweist sich das World Wide Web als unerlässliche Hilfe und beantwortet Fragen wie «Wo übernachte ich morgen?» und «Wie komme ich dahin?» im Handumdrehen. Das Internet weiss es. Danke dafür!

Im Gegenzug weiss das Internet deshalb auch alles über uns. Dafür interessieren sich nicht nur Google, Facebook & Co., sondern vorzugsweise auch autoritär regierte Regime in Ländern, die es mit dem Datenschutz ebenfalls nicht so genau nehmen bzw. das Netz streng kontrollieren, damit ihre Bürger nicht auf dumme Gedanken kommen.

Wer seine Kommunikation und Aktivitäten im Internet privat halten möchte, der benutzt aus diesem Grund sogenannte VPNs (virtuelles privates Netzwerk), über die sich Identität und Inhalte geheim halten lassen. Praktischerweise lässt sich über diese Netzwerke das lästige Geoblocking, also die regionale Sperrung von Websites, umgehen. Obwohl die meisten Staaten VPNs zulassen, versuchen dem pro-demokratischen Think Tank Freedom House zufolge vor allem sechs Nationen, immer mehr die Möglichkeiten des Internets einzuschränken bzw. VPNs ganz zu verbieten. Dazu zählen derzeit sehr populäre Ferienziele.

China, Türkei, VAE

Am erfolgreichsten kontrolliert China sein Internet. Reisenden, die in potenzielle Krisenregionen wie in die Uiguren-Provinz Xinjiang reisen, müssen eine Spionage-App aufs Handy laden, mit denen die chinesische Polizei ihre Aktivitäten nachverfolgen kann. Selbstredend sind Chat-Dienste wie Whatsapp und Viber nicht erlaubt. Aber Reisende müssen nicht erst in eine politisch abgeschirmte Provinz fahren, um in den Genuss chinesischer Kontrollwut zu geraten.

Mit der «Great Firewall» hat die Volksrepublik es geschafft, ihr Netz komplett vom Rest der Welt abzukoppeln und ein Parallelsystem aufzubauen. Wer anonym Kontakt ausserhalb Chinas aufnehmen will, muss über ein VPN gehen, das im besten Fall die «Great Firewall» umgeht und noch nicht von China verboten wurde. Denn praktisch müssen alle virtuellen privaten Netzwerke staatlich zugelassen sein und den chinesischen Vorschriften (sprich Überwachung zulassen) entsprechen. Das Problem ist dabei, dass diese Regeln und der Status von VPNs nicht gesetzlich verbrieft sind. Änderungen und Verbote sind jederzeit möglich.

Der politische Frühling in der Türkei ist lange vorbei. Je länger Präsident Erdogan regiert, desto mehr werden Presse und politische Gegner gegängelt. Zeitgleich mit dem Beginn der Verfolgung von Journalisten und politischen Gegnern hat das Land begonnen, Apps und Websites zu verbieten. Sogar mit Twitter, Wikipedia und Facebook legt sich Erdogans Regime an und schaltet zu gegebener Zeit deren Portale ab. Das Problem mit den lästigen VPNs, mit denen viele Türken der Zensur entgehen wollten, hat man ebenfalls gelöst, indem diese Art von Netzwerken heute ganz verboten ist.

Auch in den Vereinigten Emiraten sollten sich Reisende konform in Sachen Internet verhalten. Hier sind VPNs nicht ungesetzlich, es sei denn, man begeht über sie nicht erlaubte Handlungen. Zugleich zensieren die Emirate alles, was ihnen nicht passt. Vorsicht ist deshalb angesagt, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Ernstfall schwer nachzuvollziehen sind. Denn wie will man seine Unschuld belegen, wenn man angeklagt wird, etwas Illegales im Netz begangen zu haben, dies aber wegen des benutzten VPNs nicht beweisen kann?

Iran, Ägypten, Vietnam

Es ist sicher keine Überraschung, dass der Iran das Internet streng beaufsichtigt. Websites werden beliebig gesperrt und zensiert. Populär ist zudem die Methode, die Geschwindigkeit der Internetverbindungen stark zu drosseln, damit zum Beispiel bei Wahlen die Kommunikation der User erschwert wird. Folglich lassen die Ajatollahs nur offizielle VPNs zu, die sich in jeder Weise kontrollieren und überwachen lassen.

Ähnlich wie der Iran hat auch Ägypten keine Hemmungen, seinen Bürgern nur das Internet zu erlauben, das dem Regime genehm ist. Seit dem Arabischen Frühling weiß die Regierung, welche Macht soziale Netzwerke entwickeln können. Vor allem in den letzten Jahren hat Präsident Al Sisi die Zügel angezogen und nicht nur VPNs, sondern sogar lokale Nachrichtenseiten blockieren lassen.

Ein weiterer Staat, der in Sachen Internetfreiheit nicht lang fackelt, ist Vietnam. Das Power House in Südostasien mit einer boomenden Reisebranche, Industrie und Handel kommt zwar freundlich daher, aber alles, was gegen das Regime gerichtet sein könnte, wird gesperrt. VPNs sind derzeit nicht verboten und angesichts der Tatsache, dass die Regierung gerne mitliest, empfehlenswert. Zudem lassen sich damit überwachte bzw. verbotene Dienste wie Netflix etc. ungestört konsumieren.

(THO/SRT)