Travel Tech

Sieht fast aus wie eine Webbuchung auf der Airline-Seite, doch ist man immer noch im Smartpoint: Das Angebot von Airline «AB» mit der Einblendung von Details. Bild: JCR

Travelport hat seine NDC-Lösung im Smartpoint präsentiert

An der ITB informierte das Technologieunternehmen über die Fortschritte bei der Implementierung des Datenstandards NDC. Travelnews erhielt auch eine Demonstration der NDC-Oberfläche - allerdings nicht live.

Am vergangenen Donnerstagmorgen (7. März) lud Travelport die Presse zu einem speziellen Frühstück am eigenen ITB-Stand ein. Dabei wurde allerhand Wissenswertes zum Unternehmen erzählt - insbesondere auch gab es eine erste Demonstration der NDC-Lösung innerhalb der Reisebüro-Buchungsplattform Smartpoint. Doch der Reihe nach...

Zunächst begrüsste Paul Broughton (Managing Director Norther Europe, Agency Commerce Travelport) die Gäste und verwies auf das gute Geschäftsjahr 2018 mit einem Umsatzwachstum von 4 Prozent. Dann folgte seine Vision fürs Unternehmen: Travelport will künftig bei jeder Reisebuchung, ob Business oder Leisure, zumindest teilweise im technologischen Ablauf involviert sein. Das wichtigste Tool dafür sei die Positionierung des Unternehmens als Travel Commerce Platform (TCP): «Der Übergang vom GDS zur TCP ist uns gut gelungen», bilanzierte Broughton, «heute dreht sich alles um Plattformen und darum, möglichst viel darüber anbieten zu können.»

Travelport baut diesbezüglich auf mehrere Pfeiler. Als ersten davon eben das Angebot, also der breite Content. Aktuell kooperiert Travelport mit 400 Airlines, wovon 300 die Merchandising Platform nutzen, was ihnen erlaubt, auch «Ancillary Services» zu verkaufen. Damit die Partnerschaft mit den GDS-kritischen Airlines wohlbehalten bleibt, hat sich Travelport früh ins Thema «New Distribution Capability» (eben NDC) gestürzt und war sowohl erster NDC-Aggregator als auch das erste Unternehmen, welches einem Reisebüro die Ausstellung eines Flugticket über NDC ermöglichte. Broughton erinnert zudem daran, dass Travelport die viertgrösste Hotelbuchungsplattform weltweit bietet, nur übertroffen von Giganten wie CTrip oder Priceline.

Als weiteren Pfeiler nannte er das «Erlebnis» - also die Nutzerfreundlichkeit der Plattform, dank welcher mehr Umsatz sowohl beim User als auch bei Travelport selbst generiert werden kann. In diesen Bereich fällt etwa die Lancierung der «Travelport Agency Efficiency Suite», welche an der ITB präsentiert wurde. Ein weiterer Pfeiler sei das Zukunftsthema Künstliche Intelligenz. Diese soll vor allem dahingehend eingesetzt werden, dass Reisebüros schnelleren, besseren und tieferen Zugang zu vergleichbaren Daten erhalten. Denn heutige Reisebüros wollen mit leistungsfähigen und präzisen Preisvergleichs-Tools arbeiten. Deshalb ist die Kooperation mit Datenlieferanten, die sinnvolle Verknüpfung von Plattformen und deren Ausstattung mit modernster Technologie, eben auch K.I., eminent wichtig.

NDC - kein Ding der Zukunft mehr

Es folgte ein Referat von Will Owen Hughes (Senior Program Director, NDC), einem absoluten NDC-Fachmann. Diesem zufolge ist NDC längst nicht mehr nur eine Airline-Initiative, sondern eben eine Art Revolution der Buchungsprozesse auf breiter Basis. Es gebe sehr viel Investment von IT-Unternehmen, von TMCs und auch Veranstaltern, um fit zu werden. Doch der Schritt weg vom Verfügbarkeits-getriebenen ATPCO hin zum käufergetriebenen NDC-Workflow sei «massiv». In diesem Jahr will Travelport nun alle NDC-Grundstrukturen fertigstellen, bevor man dann 2020 mehr Retailing-Lösungen innerhalb von NDC bereitstellt. «Best Practice»-Erfahrungen will Travelport aktiv mit dem Luftfahrtverband IATA austauschen.

Travelnews schaute sich dann eine Demo des Buchungsprozesses mit NDC im Smartpoint an. Entgegen einer ursprünglichen Ankündigung war dieser aber nicht live, sondern Airline-neutralisiert. Und dennoch aufschlussreich. Zu Beginn des Buchungsprozesses sieht die Eingabemaske im Smartpoint wie üblich aus:

Die «NDC Search» ist zunächst eine herkömmliche Eingabe im Smartpoint. Bild: JCR

Je nach gewünschtem Flug erscheint dann ein Popup mit der Meldung «NDC Offers May Exist». Dieser wird laut Travelport in späteren Versionen verschwinden - also dann, wenn NDC-Inhalte voll integriert sind. Aktuell muss man aber das Popup anklicken und wird dann auf einen neuen Screen umgeleitet, in welchem NDC-fähige Angebote von Airlines gelistet sind. Da bei der ITB-Demoversion das Ganze nicht live präsentiert wurde und auch keine Airline sich für Demozwecke hergab, erschienen dort im Display Angebote einer Airline mit dem Kürzel «AB» - was rein alphabetische Gründe hat und nichts mit der ohnehin Pleite gegangenen Air Berlin zu tun hat...

Ein Popup weist darauf hin, dass es NDC-Angebote für die gewünschte Route gibt - und leitet dann direkt in eine neue Oberfläche über. Bild: JCR

Im neuen Screen kann man per Mouseover sehen, welche Leistungen inkludiert bzw. buchbar sind. Das «Look & Feel» ist ähnlich dem, was sich die Agenten von der Arbeit im Smartpoint gewohnt sind. Hat man dann ein NDC-fähiges Angebot gewählt, erfolgt die Eingabe der Pflichtdaten (Adresse, Telefon etc.); wer die Buchung anlegt entscheidet, ob es die Adresse des Reisebüros oder des Endkunden ist. Die Bestätigung wird erst nach erfolgter Zahlung zugestellt. Letztere kann wie üblich per Angaben einer Kreditkarte erfolgen, es gibt aber auch die Position «Cash» (sofern mit der Airline so vereinbart). Beim Buchungsabschluss werden die AGB und die «Booking Rules» eingeblendet (siehe grosses Bild oben). Die Buchung ist übrigens zunächst eine passive Buchung, welche bereits ins Backoffice überführt werden kann. Kurz: Der Agent kann auch NDC-Content wie bisher suchen, mit Preis versehen, buchen und verwalten.

Es ist jedoch klar, dass es sich hier noch um frühe Versionen handelt, welche ausgewählte Agenturen zu Testzwecken schon nutzen können. Ein grosses Rollout wird es erst geben, wenn einerseits nach den ersten Tests noch weitere Optimierungen angebracht wurden und andererseits wenn mit einer «Launch Airline» alle Details vereinbart sind. Die Krux ist ja, dass jede Airline eigene Wünsche hegt hinsichtlich Content, Datenübermittlung, Bezahlung etc. - Travelport muss dies alles unter einen Hut bringen. Bislang sind als Partner, mit denen man schon weit fortgeschritten ist, erst Qantas sowie «eine grosse europäische Airline» (jene, mit welcher die erste NDC-Buchung abgesetzt wurde) bekannt.


Enge Kooperation mit TOs und Reisebüros im DACH-Raum

Dieter Rumpel, seit 13 Monaten für gesamten DACH-Raum zuständig, schloss die Referatsrunde ab. Er hielt fest, dass Travelport eine klare Wachstumsstrategie anstrebe, die auch aufgegangen sei: «2018 sind wir in allen DACH-Ländern gewachsen, vor allem aber in Deutschland und Österreich» - wo die Anteile von Travelport aber auch kleiner sind als in der Schweiz. Hinsichtlich der über Travelport generierten Reise-Vorausbuchungszahlen liess Rumpel wissen, dass man per Ende Februar gerechnet bis Ende 2019 «auf Vorjahresniveau» liege, im Sommer aber zweistellig über Vorjahr.

Rumpel freut sich aber vor allem, dass Travelport als echter Business-Partner der Reiseindustrie und eben nicht mehr nur als GDS wahrgenommen werde, und sich somit immer besser in der touristischen Distribution platziert. Der enge Kontakt zu Reiseveranstaltern und Reisebüros sei notwendig, unter anderem, um die Datenqualität weiter zu verbessern. Hier habe es in den letzten Monaten grosse Fortschritte gegeben.

Rumpel liess überdies wissen, dass man noch Produkte im Bereich «B2BforC» weiterentwickle, also die elektronische Zur-Verfügung-Stellung des Contents von Agenten zuhanden der Endkunden. Überdies sei Travelport im DACH-Raum ständig dran, den Content zu erweitern, «zum Beispiel bei TUI oder auch Gruppenabfragen zusammen mit FTI und Nezasa»; überdies gebe es eine Kooperation mit Bedsonline.

Über all die Neuerungen und Entwicklungen wird Travelport auch 2019 im Rahmen von Webinaren und «NDC-Events» in der Schweiz und im DACH-Raum informieren.

Der Basler Dieter Rumpel, Managing Director Germany/Austria/Switzerland bei Travelport, informierte über die Geschäftsperformance im DACH-Raum. Bild: JCR

(JCR)