Tourismuswelt

Sunday Press Wenig Kredit für das Projekt Swiss Skies

Jean-Claude Raemy

Skywork-Pleite betrifft auch VBS. – USA, Philippinen und China leiden unter Unwettern. – Fernbus-Haltstellen werden zusammengestrichen. – Flughafen Zürich reagiert auf längere Wartezeiten an der Passkontrolle. – Dies und mehr in unserer Reise-Rundschau der Schweizer Sonntagsblätter.

«Swiss Skies» ruft vor allem Skepsis hervor

Die Ankündigung von vier Airline-Managern, unter dem Projektnamen «Swiss Skies» eine Langstrecken-Airline mit Billigtarifen aus der Schweiz lancieren zu wollen, sorgte für grosses Medienecho. Zwar steht die Finanzierung noch nicht und der Plan, mit 35 Airbus A321neoLR aus ganz Europa heraus Fernziele anzufliegen, ist gelinde gesagt abenteuerlich. Von Euphorie ist in den Sonntagstiteln nichts zu spüren, im Gegenteil. Die «SonntagsZeitung» spricht von einem «Fehlstart», weil nach der vollmundigen Ankündigung einer «neuen Airline» es an der Pressekonferenz vom Freitag nur noch darum ging, «eine Idee zu präsentieren» und mehrere Fragen offen blieben, was «unprofessionell» sei. Für den «SonntagsBlick» sind die vier Gründer «Ikarusse» (wer zu hoch hinauf will, stürzt ab), weil sie ihr gesamtes Geschäftsmodell auf einen Flugzeugtypen abstützen, der noch nicht mal ausgeliefert ist.

Die «NZZ am Sonntag» interessiert an der Geschichte vor allem, dass mittelgrosse Flughäfen offen für solche Projekte sind und moderne Flugzeuge auch Langstreckenflüge ab ebensolchen Flughäfen ermöglichen. «Die Idee, einige direkte Langstreckenflüge nach gezielten Destinationen zu betreiben, trifft auf eine real existierende, lokale Nachfrage», sagt etwa der Euro-Airport Basel. Weil die neuesten Flugzeuggenerationen wesentlich wirtschaftlicher fliegen als ihre Vorgänger, testen seit wenigen Jahren einige Airlines in Asien oder die Fluggesellschaft Norwegian Billigpreis-Modelle auf den Langstrecken. Sie versuchen, ihre Ma­schinen ohne ein Zubringernetz nur aus der lokalen Nachfrage heraus zu füllen, mit extrem billigen Preisen.

Diese Entwicklung wird nun durch die verbesserte Reichweite kleinerer Flugzeuge vorangetrieben. Airbus etwa hat ihr bestverkauftes Flugzeug A320 zum A321 neo LR (neo steht für ein effizientes, leiseres Triebwerk, LR für die Reichweite von über 7400 km) weiterentwickelt. Es bietet Platz für 200 Personen, aber nur 3,70 m Kabinenbreite und nur einem Mittelgang. So kauft sich der Flugpassagier eventuell einen Zeitgewinn, weil er nicht umsteigen muss, muss aber mit einem Qualitätsverlust auf der Reise rechnen. Und auch Boeing hat seinen erfolgreichen Kurzstreckentyp B737 für Strecken bis zu 5750 km aufgerüstet.

Sind die Zeiten, als Bewohner selbst grosser Städte für jedes Überseeziel einmal umsteigen mussten, bald vorbei? Geraten die traditionellen Gesellschaften auf dem Langstreckenverkehr ebenso unter Druck wie auf den Kurzstrecken? So einfach wird es nicht. Zwei Trends zeichnen sich ab: Die auf den Kurz­strecken erfolgreichen Low-­­Cost-­Gesellschaften werden ihren Wirkungskreis vergrössern. Gleichzeitig werden etablierte Netzwerk-Carrier versuchen, unabhängige Tochterfirmen für dieses Segment zu lancieren. Beispiele für beide Ansätze finden sich schon. So überlegt etwa die amerikanische Low-Cost-Gesellschaft Jet Blue, mit ihren A321 Ziele in Europa anzufliegen. Umgekehrt ist British Airways seit einem Jahr mit einer eigens gegründeten Mini-Gesellschaft namens «Level» am Start, oder Air France mit «Joon».

Skywork-Pleite: Auch das Militär ist betroffen

Seit dem Konkurs der Fluggesellschaft Skywork hat sich das Verteidigungsdepartement (VBS) für die Swisscoy mit neuen Lösungen behelfen müssen. Seit Ende August flogen die Soldaten mit der Swiss und der slowenischen Adria Airways nach Pristina; oder sie wurden von der Luftwaffe mit deren Transportflugzeug Beech 1900 und einmal sogar mit dem Bundesratsjet Falcon 900 nach Kosovo gebracht, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.

Laut VBS-Sprecher Renato Kalbermatten sollen in diesen Tagen Verhandlungen mit einer Airline abgeschlossen werden, die den Auftrag von Skywork ab sofort und bis Ende 2020 übernehmen und die Personen- und Frachttransporte sicherstellen soll. Diese Fluggesellschaft sei Skywork in der öffentlichen Ausschreibung wegen des schlechteren Preis-Leistungs-Verhältnisses unterlegen, sagt Kalbermatten.

Wie hoch der finanzielle Schaden sei, der aus dem Konkurs von Skywork für das VBS entsteht, könne zurzeit noch nicht quantifiziert werden. Skywork übernahm den Auftrag im letzten Januar und flog zweimal wöchentlich Soldaten und Fracht – Post, Ausrüstung und Verpflegung – von Basel nach Pristina; alle 14 Tage auch mit Zwischenhalt in Sarajevo, wo ebenfalls Schweizer Armeeangehörige stationiert sind.

Fernbus-Haltstellen werden bald angepasst

Seit dem 10. Juni fährt Eurobus Swiss-Express AG mit einem Fernbus-Angebot durch die Schweiz. Wie die «Zentralschweiz am Sonntag» nun feststellt, wird vom Bus-Halt in Stans (auf der Strecke Lugano-Zürich Flughafen) kaum Gebrauch gemacht. Auf Nachfrage will Roger Müri, Leiter Fernbus bei Eurobus Swiss-Express AG, keine Umsatz- und Fahrgastzahlen bekanntgeben, gibt aber zu, dass die Benutzung der Haltestelle in Stans bis dato gering war.

Für Ausflüge in die Region oder zum Pendeln ist der Eurobus, der auch die Strecken Sitten–Chur und Genf Flughafen–St.Gallen bedient, keine Alternative. Fahrten von Stans nach Luzern oder Sursee sind nicht buchbar, weil Eurobus nicht dem Tarifverbund Passepartout angehört. Fährt der Fernbus bald in Stans vorbei? «Wir werden nach den Erfahrungen der ersten Betriebsmonate den Fahrplan noch besser an die Kunden­bedürfnisse anpassen. Dies kann auch heissen, dass wir Haltestellen streichen, die sehr wenig ­frequentiert sind», meint Roger Müri, ohne Stans explizit zu nennen. Der Entscheid solle noch dieses Jahr fallen.

Warterei an der Passkontrolle: Der Flughafen Zürich reagiert

Die Grenzkontrolle auf dem Flughafen Zürich stösst zu Spitzenzeiten an ihre Kapazitätsgrenze – räumt der Flughafen selber ein. Eine halbe Stunde dauerte es am vergangenen Mittwochabend, bis man als Reisender aus einem Land von ausserhalb des Schengenraumes einem Beamten der Zürcher Flughafenpolizei ein ­Einreisedokument präsentieren konnte, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Das mag im internationalen Vergleich immer noch gut sein und der Flughafen Zürich schneidet in Befragungen unter den Reisenden immer noch hervorragend ab. Aber eben: Warteschlangen an der Passkontrolle passen nicht ins Bild des effizienten Schweizer Landesflughafens.

Am Flughafen Zürich stieg 2017 die Zahl der Passagiere um 6,3 Prozent, auf 29,4 Millionen. 2018 werden in Kloten voraussichtlich mehr als 30 Millionen Passagiere abgefertigt. Im September 2017 wurde die automatisierte Passkontrolle bei der Einreise und im Mai 2018 bei der Ausreise eingeführt. Zu Spitzenzeiten setzt der Flughafen zudem Airport Guides ein, welche die Passagierströme auf die Schalter der Flughafenpolizei verteilen. Und: Es wurden 30 neuen Stellen vom Regierungsrat für die Grenzkontrolle bewilligt.

Auf direktem Weg ins Südtirol!

Zürich und Bozen im Südtirol sind per Luftlinie nur 230 Kilometer entfernt, wegen der Alpen dauert die Zugreise zwischen den beiden Städten aber über sechs Stunden und führt über Innsbruck in Österreich.Das soll sich ändern: Wie der «SonntagsBlick» weiss, sind die Regierungen von Südtirol und Graubünden im Gespräch über direkte Bahnanbindungen. Das Projekt heisst «Alpenkreuz Terra Raetica» und soll das Südtirol mit dem Schweizer Mittelland sowie mit München und Mailand verbinden. Dieses ist an sich nicht neu, doch zeige Graubünden endlich Interesse, zumal das Südtirol gewillt ist, zwei Drittel der veranschlagten Kosten von 1,1 Milliarden Franken zu übernehmen, und die Schweiz inzwischen auch über einen Bahn-Infrastrukturfonds verfügt.

Die netten Hoteliers von Pontresina

Die «Zentralschweiz am Sonntag» fragt sich, was es mit dem Bündner Feienort Pontresina auf sich hat: In der Kategorie «Gastfreundlichkeit und Willkommenskultur» haben Hotels aus Pontresina  beim Prix Bienvenu, der die freundlichsten Hotels der Schweiz auszeichnet und sich dabei auf genau diese Gästebewertungen bezieht, 33 Top-100-Platzierungen sowie neun Podestplätze in sechs Jahren eingeheimst. Ein Spitzen­resultat.

Warum jetzt also sind die Hoteliers in Pontresina so nett? Jan Steiner, Tourismusdirektor vor Ort, gibt einen ersten hilfreichen Hinweis. «Unsere Hoteliers sind eben auch untereinander sehr nett. Statt sich zu bekämpfen und jeden Gast zu missgönnen, treffen sie sich regelmässig zum Austausch, bilden Einkaufsgemeinschaften und schöpfen wo immer möglich weitere Synergien aus, von denen dann wieder jeder Einzelne profitiert.»

Anne-Rose und Thomas C. Walther, die in Pontresina gemeinsam ihr Viersternehotel Walther führen, haben vor zwei Jahren den Prix Bienvenu als freundlichstes Schweizer Hotel in der Kategorie «Ferienhotel gross» gewonnen. Seit 2014 belegte das «Walther» immer einen Top-10-Platz im Ranking. Als zwingende Basis, damit solche Erfolge überhaupt möglich seien, müsse das «MMM-Prinzip» bei jeder und jedem Hotelangestellten fest verankert sein, sagt Anne-Rose Walther: «Man muss Menschen mögen.»

Vermischtes zum Thema «Reisen»

Bei der «NZZ am Sonntag» gibt’s in den Beilagen ganz viele Reisethemen. In der «Stil»-Beilage wird erklärt, wo man sich in der Trendstadt Lissabon am besten aufhalten sollte. Basistipp: Stadt im von Touristen überlaufenen Stadtviertel Alfama lieber im Stadtteil Principe Real. Darüber hinaus gibt es ein Portrait des Ehepaars Chitra und Roman Stern. Die aus Singapur stammende Britin und der gebürtige Zürcher haben sich mit ihren Martinhal-Resorts, gehobenen, mehrfach ausgezeichneten Fünf-Sterne-Familien-Resorts, einen Namen gemacht. Unterdessen gibt es in Portugal schon vier Martinhal-Resorts der Sterns, ein fünftes ist in Planung.

Und dann gibt es noch eine ganze Beilage namens «Reise-Special am Sonntag», welche sich verschiedensten Themen widmet: Immer in Verbindungen mit einem Artikel-Sponsoren gibt es Berichte über das Südliche Afrika, die Malediven, über die Cook-Inseln, Buenos Aires, Kreuzfahrten wie auch Themen-Flusskreuzfahrten, Malmö und Hamburg sowie ein Interview mit Vögele-Reisen-Chef Pascal Wieser.

Der Reiseteil der «SonntagsZeitung» ist derweil vor allem dem ostdeutschen Bundesland Thüringen gewidmet: Es gibt Artikel zu Erfurt, zu Weimar und zum Schwarzatal. Und in der Sonderbeilage «Swissness» werden die 10 besucherreichsten Schweizer Sehenswürdigkeiten aufgelistet.

Beim «SonntagsBlick» gibt es in der (dünnen) Rubrik «Reisen» dann noch eine Reportage über eine Barfuss-Wanderung durchs österreichische Montafon.

Die «Zentralschweiz am Sonntag» schliesslich bietet dieses Wochenende eine ganze Beilage namens «Reise-Magazin», worin es um Zugreisen und Bahnangebote geht. Darin zu finden: Ein im Zug durchgeführtes Interview mit der Tessiner Moderatorin und Markenbotschafterin Christa Rigozzi (die ein 1.-Klass-GA der SBB besitzt), Berichte zur Erlebnisreise mit dem «Gotthard Panorama-Express», zum Seetal oder zu tollen Tagesausflügen quer durch die Schweiz, sowie zu speziellen SBB-Angeboten wie dem «Passepartout 9-Uhr-Abo».