Tourismuswelt

Gewerbsmässiger Bewertung durch falsche Bewertungen in Bewertungsportalen? Gibt zumindest in Italien ab sofort eine Gefängnisstrafe. Bild: Fotolia

Wegweisendes Urteil: «Fake-Bewerter» muss ins Gefängnis

Eine italienische Firma versuchte wiederholt, fiktive Online-Bewertungen zu verkaufen. Erstmals gibt es für einen solchen Betrugsversuch nun Freiheitsentzug.

Online-Bewertungen sind im Tourismusgeschäft unverzichtbar geworden. Zahlreiche Reisende informieren sich vorgängig zur Buchung auf Bewertungsportalen über mögliche Hotels oder Attraktionen. Da ist es natürlich umso wichtiger, dass die Bewertungen nicht beeinflusst oder schlicht gefälscht sind. Ein Umstand, mit welchem Bewertungsportale selber seit Jahren kämpfen, gegen welchen von juristischer Seite aber wenig vorgegangen wurde.

Umso wegweisender ist nun ein Urteil, welches in Lecce (Italien) gefällt wurde: Der Inhaber der Firma «Promo Salento» wurde zu neun Monaten Haft verurteilt, weil er hunderten von Beherbergungsbetrieben in ganz Italien wiederholt gefälschte Tripadvisor-Bewertungen zu verkaufen versuchte. Zudem musste der Mann eine Busse von 8000 Euro bezahlen.

Das Gericht urteilte – und das ist für die Bewertungsportale wichtig – dass das Schreiben von gefälschten Bewertungen nach italienischem Gesetz einen Straftatbestand darstelle.

Schon 60 betrügerische Firmen geahndet

Dem Gerichtsbeschluss gingen lange Untersuchungen voraus. Tripadvisor selber bekam 2015 Wind von den Aktivitäten von Promo Salento. Deren Geschäftsmodell war, gegen ein Entgelt gefälschte Bewertungen zu schreiben, um das Profil einer Firma auf Tripadvisor zu stärken, oder jenes eines Firmenkonkurrenten zu schwächen. Das Geschäft schien zu laufen: Tripadvisor musste über 1000 Fake-Posts von Promo Salento identifizieren und anschliessend blockieren.

Die italienischen Gerichte wurden daraufhin aktiv und eröffneten ein Verfahren, an welchem Tripadvisor als Zivilkläger teilnahm. Laut Brad Young (Vice-President/Associate General Counsel, Tripadvisor) war es das erste Mal, dass es zu einer Gefängnisstrafe kam. Bislang wurden in der Regel nur Bussen oder Lizenzentzüge als Strafmassnahme angeordnet. Insgesamt habe Tripadvisor weltweit bereits rund 60 betrügerische Firmen zur Strecke gebracht. Dass aber nicht mehr nur Firmen geschlossen oder gebüsst, sondern nun auch die Personen hinter den Firmen zu Gefängnisstrafen verurteilt werden können, interpretiert Tripadvisor als wesentlichen Fortschritt.

Traurig bleibt die Tatsache, dass offenbar immer noch sehr viele Hotellerie- und Tourismusunternehmen die Dienste von betrügerischen Fake-Review-Firmen beanspruchen. Das Tracking von deren Einträgen verbessert sich zwar mit moderner Technologie. Aber sollten letztlich nicht auch Unternehmen gebüsst werden, welche die Dienste der Betrügerfirmen beanspruchen?

(JCR)