Tourismuswelt

Richard Branson, Chairman der Virgin Group (4.v.r.) freut sich über die Vertragsunterzeichnung mit Vertretern der italienischen Raumfahrtbehörde, von Altec, Sitael und Virgin Galactic. Bild: Virgin Galactic

Von Apulien in den Weltraum

Virgin Galactic hat wegweisende Verträge mit italienischen Firmen unterzeichnet. Das Ziel: Ab Süditalien Weltraumflüge für Touristen anbieten.

Der Weltraumtourismus kommt, daran gibt es längst keine Zweifel mehr. Bislang war dies aber aus europäischer Sicht noch ein fernes Ding: Ehemalige wie auch neue «Spaceports» liegen vorwiegend auf dem amerikanischen oder asiatischen Kontinent. Doch nicht mehr lange: Virgin Galactic will auch ab Europa kommerzielle Flüge in den Weltraum anbieten. Und dafür wurden kürzlich die notwendigen Verträge unterzeichnet.

Geplant ist der Bau eines neuen Spaceports am Flughafen Taranto-Grottaglie, in der süditalienischen Provinz Apulien. Virgin Galactic, das Raumfahrtunternehmen des britischen Entrepreneurs und Milliardärs Richard Branson, hat mit den italienischen Firmen Sitael und Altec verständigt. Altec ist eine Tochtergesellschaft der italienischen Raumfahrtagentur ASI (Agenzia Spaziale Italiana); Sitael ist das grösste private Raumfahrtunternehmen Italiens, mit Sitz in Bari, also auch in Apulien.

In der Pressemitteilung von Virgin Galactic wird zwar kein Zeithorizont angegeben. Es geht lediglich hervor, dass ein «Memorandum of Understanding» seit zwei Jahren vorhanden war und nun ein konkreter Vertrag unterzeichnet wurde. Das Raumschiff wird von Virgin Galactics Schwesterfirma The Spaceship Company gebaut und in Taranto stationiert; für die horizontalen Launches ist auch ein Trägerflugzeug benötigt – ob dies auch in Italien gebaut wird, geht aus der Meldung nicht hervor. Die ASI wird die Flüge für wissenschaftliche Zwecke nutzen, daneben sollen diese «Weltraumtouristen» angeboten werden.

Richard Branson jubiliert, dass Virgin Galactic also schon bald erstmals Personen von Italien bzw. von Europa aus in den Weltraum befördern wird. Und der Begriff «Weltraum» trifft auch zu: Zwar wurden bislang auf Tests erst Suborbitalflüge erreicht, doch mit der «Spaceship Two» sollen Flughöhen von 110 Kilometer erreicht werden – ab 100 Kilometer befindet man sich laut gängiger Definition im Weltraum. Bei Virgin Galactic wird das so aussehen: Nach dem Initial-Anstieg auf dem Trägerflugzeug wird das Raumschiff – eben die «Spaceship Two» - ausgeklinkt und auf rund 100 Kilometer Höhe ansteigen. Passagiere geniessen dann einige Minuten lang Schwerelosigkeit und einzigartige Blicke auf die Erde. Zurück geht es dann im Gleitflug.

Ist die Zeit wirklich reif für Weltraumtourismus? Vor vier Jahren stürzte ein Prototyp der «Spaceship Two» über der Mojave-Wüste in den USA ab. Seit Jahren verschiebt Virgin Galactic immer wieder den kommerziellen Launch. Zuletzt liess Richard Branson verlauten, dass er selber noch 2018 in den Weltraum fliegen würde. Das scheint nicht ganz realistisch zu sein. Aber klar ist, dass Virgin Galactic auf bestem Weg dazu ist, den Weltraumtourismus zu etablieren: Ab dem Hauptsitz, dem Spaceport America in New Mexico (USA) sowie den geplanten künftigen Spaceports in Taranto und in Abu Dhabi, wobei noch weitere hinzukommen dürften.

Das Spaceship Two wird Touristen von Süditalien aus in den Weltraum befördern. Bild: Virgin Galactic/Trumbull Studios

(JCR)