Tourismuswelt

Sunday Press Den Fluggesellschaften fehlt es an Piloten

Die Ausbildung von Piloten-Nachwuchs kann mit der explodierenden Nachfrage nicht Schritt halten. – «Unrühmliches Versteckspiel der SBB um ihre Bahnschalter».

«Der Schweiz geht der Piloten-Nachwuchs aus», titelt die «SonntagsZeitung». Die «NZZ am Sonntag» ihrerseits berichtet in einer Kurzmeldung über den weltweiten Pilotenmangel, der am IATA-Kongress in Sydney ein Thema war. Der Flugzeughersteller Boeing schätzt, dass die Branche in den nächsten Jahren rund 640'000 zusätzliche Piloten brauchen werde. In China würden deshalb für Piloten Jahreslöhne bis 300'000 Dollar bezahlt. Das enorme Passagierwachstum weltweit hat Auswirkungen auch auf ein kleines Land wie die Schweiz. Neueste Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen gemäss «SonntagsZeitung», dass letztes Jahr 54,9 Millionen Menschen von Schweizer Flughäfen abgeflogen sind, was gegenüber 2007 eine Steigerung um 52 Prozent bedeutet. Weltweit transportierten Airlines 2017 über vier Milliarden Passagiere. Die International Air Transport Association (IATA) erwartet bis 2036 eine erneute Verdoppelung der Fluggäste.

Während Passagierzahlen und der Bedarf an Piloten weltweit steigen, schreibt die «SoZ», geht der Schweiz der Nachwuchs aus. So sinke die Zahl der vom Bundesamt für Zivilluftfahrt erteilten Privatpilotenlizenzen stetig. 2007 hatte die Schweiz noch rund 5740 Privatpiloten von Motorflugzeugen gezählt, letzten Jahr waren es nur noch 4695. Trotzdem will man weder bei Easyjet Schweiz noch bei der Swiss oder bei Edelweiss etwas von einem Pilotenmangel wissen. Anders sieht es der Pilotenverband Aeropers. Laut Sprecher Thomas Steffen haben die Airlines in den letzten Jahren stark in den Nachbarländern rekrutiert. Weil nun aber die grossen europäischen Airlines auch fleissig Piloten einstellen, zeichnet sich in der Schweiz ein Manko ab.

Die chinesischen Fluggesellschaften akzentuieren den Pilotenmangel zusätzlich. Laut IATA wird China die USA in vier Jahren als grössten Akteur im Luftreisemarkt ablösen. Deshalb haben die chinesischen Gesellschaften gross angelegte Rekrutierungskampagnen im Ausland gestartet. Sie bieten ausländischen Piloten mit rund 26'000 Dollar monatlich ein viermal höheres Anfangsgehalt als die Swiss. Anders als die Golfairlines verlangen chinesische Airlines von den ausländischen Piloten nicht, dass sie in China wohnen. Vielmehr bieten sie ihnen Arbeitsmodelle an, mit denen sie ihren Einsatz etwa in Brüssel aufnehmen und beenden. Das dürfte auch für Schweizer Piloten interessant sein.

Mehr Frauen im Cockpit

Um den Pilotennachwuchs zu sichern, setzen Airlines vermehrt auf Frauen. Allen voran Helvetic Airways: Dort liegt der Frauenanteil seit Jahren bei rund 15 Prozent. «Das ist wohl der höchste in Europa», schätzt Helvetic-CEO Tobias Pogorevc. Aber auch Edelweiss versucht, mehr Pilotinnen anzustellen: «Zugeschnitten» nennt Fritz Messerli, Flugbetriebsleiter von Edelweiss, die Arbeitsmodelle, die er Müttern im Pilotenkorps anbietet. Sie könnten ihre Arbeitstage weitgehend beeinflussen, was ihnen bei anderen Airlines verwehrt bleibe. Auch bei Easyjet haben Pilotinnen nach dem Mutterschaftsurlaub die Möglichkeit, mit einem Teilzeitvertrag weiterzuarbeiten.

Der drohende Pilotenmangel zwingt die Airlines, auch sonst neue Wege zu beschreiten. Das tun Edelweiss und Swiss gemeinsam mit der Schweizer Luftwaffe: Sie haben ein Piloten-Sharing beschlossen, wie es in der «SonntagsZeitung» weiter heisst. Eine gemischte Projektgruppe mit Vertretern der Luftwaffe und der Airlines arbeitet derzeit die Details aus. Ein neues Arbeitsmodell soll künftig die militärische und zivile Laufbahn der Piloten verzahnen und den Beruf attraktiver machen. «Die Luftwaffe und wir bedienen uns im selben Markt, wir wollen einander aber nicht konkurrenzieren», sagt Thomas Frick, Betriebsleiter von Swiss. Wann die ersten Piloten vom neuen Angebot profitieren können, ist allerdings noch unklar. «Wir befinden uns noch in der Projektierungsphase», relativiert Frick.

IATA will Menschenschmuggel bekämpfen

Über den IATA-Kongress berichtet auch der «SonntagsBlick», und zwar über den beschlossenen Aktionsplan, das Human Trafficking gemeinsam zu bekämpfen. Um den Menschenschmuggel besser zu erkennen, soll das Flugpersonal intensiver geschult werden. Ab 2019 will auch die Swiss in ihren Auffrischungskursen das Thema aufnehmen.

Auch bei Easyjet habe der Kampf gegen Human Trafficking «hohe Priorität», wie die Pressestelle schreibt. Bei Easyjet dürften Minderjährige beispielsweise nicht alleine reisen. Weder Swiss noch Easyjet sahen sich «in der jüngsten Vergangenheit» jedoch mit Fällen von Menschenschmuggel konfrontiert. Trotzdem geht die Uno davon aus, dass pro Jahr zwischen 1500 und 3000 Menschen in die Schweiz geschmuggelt werden – sei es per Auto, Bus oder eben auch im Flugzeug.

SBB schliessen weitere bediente Bahnhöfe

Die angekündigte Schliessung des Bahnhofs Tiefenbrunnen im Zürcher Seefeld nimmt die «Zentralschweiz am Sonntag» zum Anlass, die Abbaupolitik der SBB unter die Lupe zu nehmen. Demnach reduzierte sich das Angebot an bedienten Schaltern zwischen 2005 und heute um 40 Prozent. Von insgesamt 793 Bahnhöfen und Haltestellen in der Schweiz ist nur noch jeder fünfte bedient. Waren es 2005 noch 262 Bahnhöfe, an denen Billette gekauft werden konnten, waren es Ende des letzten Jahres gerade noch 162. Ein Ende der Schalterschliessungen ist damit aber noch nicht in Sicht, wie die «ZaS» aufgrund von Dokumenten schreibt. In diesem Jahr sollen neun Standorte wegfallen, 2019 gar zwölf weitere Schalter dicht gemacht werden. Gegen diese Pläne regt sich nun politischer Widerstand, nachdem es lange Zeit ruhig geblieben war. Das sei kein Zufall, sagt der St. Galler CVP-Nationalrat Thomas Ammann. «Die SBB betreiben ein unrühmliches Versteckspiel um ihre Bahnschalter», kritisiert er. «Weil die Bundesbahnen nicht offen kommunizieren, fehlen der Politik die Entscheidungsgrundlagen, um angemessen reagieren zu können.»

Ammann sagt, er habe Verständnis dafür, dass die SBB mit der Zeit gehen müssten. Doch was fehle, sei Transparenz. «Wir kennen weder die Orte, die betroffen sind, noch die Kriterien, welche die SBB anwenden», sagt Ammann. «Selbst um die blosse Anzahl geschlossener Schalter wird ein Staatsgeheimnis gemacht.» Per Postulat fordert Ammann vom Bundesrat eine Planungsübersicht über die Entwicklung der Bahnschalter sowie die Festschreibung einer Mindestanzahl an Verkaufsstellen. Für ihn kommunizieren die SBB nicht ehrlich. Der SBB-kritische Vorstoss von Ammann hat im Parlament gute Chancen. Sowohl Vertreter von Mitte-links wie auch die SVP signalisieren Unterstützung. SVP-Nationalrat Walter Wobmann (SO) vermisst ein Konzept des Abbaus und kritisiert das Tempo der Schliessungen. Er sagt: «Wenn die SBB wirklich sparen möchten, würden sie besser beim Wasserkopf des Managements ansetzen als dort, wo es die Bahnbenutzer trifft.»

Von Pristina über Bergen bis Vietnam

Im Reiseteil entdeckt die «SonntagsZeitung» Europas jüngste Hauptstadt Pristina als «klein, chaotisch, unfertig und immer wieder überraschend». Der «Stil» der «NZZ am Sonntag» ist ganz dem Norden gewidmet, «bekanntlich der neue Süden». Bergen, die zweitgrösste Stadt Norwegens, gilt als «Tor zu den Fjorden». Eine zweite Reportage führt uns ins finnische Schären-Archipel Aland, wo entspannter Eigensinn herrscht. Speziell und exklusiv ist der Besuch der kleinen Insel Fogo auf Neufundland, wo man den vortreibenden Eisbergen zuschauen kann. Die «Zentralschweiz am Sonntag» schliesslich bereiste Südvietnam, wo Kulturliebhaber, Trekkingbegeisterte oder Gourmetfreunde auf ihre Rechnung kommen.

(HPB)